Serie „Autos für die Ewigkeit“: Opel Kapitän P (L) 2,6, Baujahr 1963 Für Bosse und Genosse

Den Autakt unserer Serie "Autos für die Ewigkeit" macht an dieser Stelle ein "Opel Kapitän". Als Auszubildender zum Groß- und Einzelhandelskaufmann bei Klöckner & Co in Duisburg, verguckte sich Rainer Laumen im Jahr 1967 in den chauffierten Direktorenwagen, einen Opel Kapitän P (L).

Rainer Laumen und sein Opel Kapitän. Gut zu erkennen, die riesige Panoramascheibe und der strahlende Chromzierrat.

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Die großen Panoramascheiben, die Heckflossen, der Chromzierrat und das ruhige Sechszylinder-Säuseln hinterließen bleibenden Eindruck beim Mann aus Moers.

Der Sechszylinder liegt tief im Motorraum verborgen.

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Im Ruhestand, nach einem langen und automobilreichen Arbeitsleben, fiel die nostalgische Entscheidung, eben einen solchen Opel Kapitän zu kaufen. Nach einiger Suche, weltweit gibt es nur noch 178 zugelassene Exemplare, fand sich ein Kapitän in Cottbus — mit einer interessanten DDR-Historie, wie Rainer Laumen berichtete. Denn nicht nur die Bosse im Westen fuhren seinerzeit den sechszylindrigen Oberklasse-Opel, sondern auch die Genossen im Osten. Dort diente der Kapitän nämlich in erster Hand als Diplomatenfahrzeug der russischen Botschaft in Ost-Berlin. Wer weiß, wer damit bereits in welcher Mission auch immer unterwegs war? Nach Außerdienststellung landete der Opel schließlich in Cottbus, wurde dort penibel in einer Scheune versteckt und in der Regel nur feiertags oder heimlich nachts und für einige Urlaubsfahrten nach Ungarn eingesetzt - reiste es sich doch deutlich bequemer als im Trabi. Obendrein gab es direkt bessere Unterkunft und Verpflegung, wenn man mit dem "Wessi-Opel" vorfuhr.

Innen wie außen viel Chrom. Kontrastreich, die originalen roten Sitzpolster.

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Mit dieser Historie, der geringen Laufleistung und dem guten Allgemeinzustand, war der Deal perfekt und der Opel kam per Anhänger nach Moers. Wie sich herausstellte war dies auch besser, denn nach kurzer Zeit war ein Motorschaden zu beklagen. Rainer Laumen biss in den saueren Apfel und investierte viel Zeit und Geld in einen motorseitigen Komplett-Neuaufbau, auf Basis eines baugleichen Austausch-Motors aus einem Opel Blitz-Feuerwehrwagen mit sehr geringer Laufleistung. Weil die Feuerwehr allerdings immer schnell an Ort und Stelle sein muss, war auch dieser Motor neu aufzubauen. Hohe Drehzahlen bei kaltem Motor nimmt dieser nun mal übel. Mit Übermaßkolben von der Firma Holden aus Australien und einem generalüberholten Getriebe tut er jetzt zuverlässig seinen Dienst.


Viele andere Dinge kamen in den vergangenen Jahren hinzu, so dass der Kapitän mittlerweile in einem sehr guten Zustand in der Garage steht und dank nachgerüsteter elektronischer Zündung, beim ersten Schlüsseldreh startet. Bewegt wird er dann ausschließlich bei schönem Wetter, vorzugsweise zu Oldtimerveranstaltungen. Beim Einparken ist etwas Muskelkraft nötig, denn Servolenkung gibt es nicht. Rollt er einmal, dann nimmt der laufruhige Sechszylinder sauber Gas an, die Dreigang-Lenkradschaltung rastet geschmeidig ein, kein Knarzen und Knacken im Fahrwerk, weil alles neu. Die bequemen, neu gepolsterten Sitze lassen auch längere Fahrten, wenn auch ohne Sicherheitsgurte, beschwerdefrei überstehen. Ein leistungsstärkerer Kühler mit elektrischem Lüfter schützt zudem vor Überhitzung. Vorausschauendes Fahren, besonders bei höherer Geschwindigkeit, ist allerdings ein Muss. Denn Trommel gebremst braucht es seine Zeit, bis 1,3 Tonnen auf den Weißwandreifen zum Stehen kommen. Gemütliches Cruisen auf der Landstraße und den Blick durch die große Panoramascheibe schweifen lassen, dass ist sein Metier. Dafür lässt er sich im Schnitt mit zehn Litern Super auf 100 km verhältnismäßig sparsam bewegen. Die 6 Volt Bordspannung versorgt neben Radio und Zigarettenanzünder sogar eine luxuriöse Türbeleuchtung, was die gehobene Ausstattung in der Oberklasse widerspiegelt. Dennoch spielt Rainer Laumen aufgrund privater Veränderung mit dem Gedanken, den Kapitän in gute Hände abzugeben.

Technische Daten:
Sechszylinder Reihe # seitliche Nockenwelle # 2586 cm³ Hubraum # 66 KW (90 PS) bei 4100 U/min # Dreiganggetriebe # Hinterradantrieb # L/B/H 4750/1750/1550 mm # Leergewicht 1310 Kg # Reifen 185/70 R14 # V-max 150 km/h # 0-100 km/h in 20 sec. # 10l Super/100km