Raus mit euch! Unsere neue Serie für Aktivitäten an der frischen Luft startet mit vertikalen Abenteuern in Duisburg Klettern mit Hochofen-Panorama

Duisburg · – „Raus mit euch!“ heißt es in den kommenden Sommer-Wochen bei uns im stadt-panorama. In regelmäßigen Abständen erzählen wir Ihnen von unseren Frischluft-Erlebnissen am wunderbaren Niederrhein und geben Tipps, was man so alles anstellen kann.

Volles Haus: Bei schlechtem Wetter und nassen Wänden zieht es die Klettergemeinde unters Dach.

Foto: Horst Neuendorf

Los geht’s mit vertikalen Abenteuern im Duisburger Landschaftspark Nord.

Gipfelgrat mit Industriekulisse: Im Landschaftspark kommen auch Bergsteiger und Klettersteiggeher auf ihre Kosten. Fotos (2): Horst Neuendorf

Foto: Horst Neuendorf

Jakob ist stolz wie Bolle. Letztes Jahr waren seine Arme noch ein paar Zentimeter zu kurz. Jetzt, im stolzen Alter von sechs Jahren, hat er die Körpergröße (und das Können) um Aufgaben wie „Nannis Traum“, „Muck“, „Einladung“ und „Ötschenkönig“ zu meistern. „Warum haben die Routen so komische Namen“, wundert er sich noch kurz, wartet die (nicht parat liegende) Antwort aber gar nicht erst ab und macht sich ans Werk. Sein Papa, in dem Fall bin ich das, hat ihm vorher die Routen eingehängt. Sprich: Ordnungsgemäß vom Kletterpartner gesichert, werden im Vorstieg die so genannten „Expressschlingen“ in die dafür vorgesehenen Haken in der Wand gehangen. In die „Exen“ wird das Seil, das per Achterknoten am Klettergurt befestigt ist, geklickt. So arbeitet sich der Vorsteiger von Haken zu Haken. Und je weiter man vom letzten Haken entfernt ist, desto mulmiger wird das Gefühl. Denn bei einem Sturz kurz vor dem nächsten Haken, geht es ein paar Meter abwärts. Wobei man fairerweise sagen muss, dass die Abstände der Haken im Landschaftspark in sehr herzschonendem Abstand angebracht sind. Da sieht es im alpinen Gelände fast immer ganz anders aus. Aber zum Üben und zum Grenzen austesten ist der Landschaftspark der perfekte Ort.

Wie auch immer: Hat man sich die Route hochgearbeitet, wird das Seil am oberen Ende der Route über einen Umlenker gehängt und der Sichernde lässt den Kletternden wieder ab auf den Boden. Jetzt ist die Route eingehängt und der Kletternachwuchs kann, per „Toprope“ gesichert, ordentlich Gas geben. Und das macht er. Jakob zieht sechs Routen am Stück weg. Und strahlt übers ganze Gesicht. Höhenangst? Kennt er nicht. Angst, dass Papa ihn fallen lässt? So ein Quatsch! Sein kleiner Bruder interessiert sich noch nicht so für die Vertikale. Die mit Balu und Tabaluga verzierten Kinderübungsrouten hangelt er sich entlang. Aber zu hoch hinaus muss es in seinen Augen auch nicht sein. Freddy hat mehr Spaß an Sand und Rutschen - und kommt rund um den Klettergarten auch voll auf seine Kosten. In Sicht- und Rufweite dreht Freddy seine Runden auf den Spielplätzen, während die Älteren an ihrem Unterarm-Muskelkater arbeiten. Denn der wird kommen. Das ist sicher. Gerade wenn man das erste Mal klettern geht, oder wie ich so lange nicht mehr Hand an den Fels angelegt hat. Das Beruhigende: Die guten alten Landschaftspark-Klassiker wie „Didimat 2000“ und „Gimma Mottek“ klappen immer noch. Viel mehr aber auch nicht. Dafür muss erst trainiert werden. Wie das aussieht, wenn man ständig trainiert, zeigen ein paar Meter weiter Friedhelm König und seine Kletterpartner. Die Jungs sind allesamt 60 Jahre und älter. Aber gestählt vom (fast) täglichen Klettern und gesegnet mit der Erfahrung von etlichen vertikalen Kilometern und vielen vielen Stunden in den Dolomiten-Wänden, zeigen sie uns, wie es gemacht wird. Die Schwierigkeiten im „Lani“ startet bei Stufe 3 – das sind die Routen, die Einsteiger und Kinder wie Jakob klettern – und enden bei 9. Friedhelm ist 80 Jahre alt – und klettert locker Routen im 6er-Bereich. Einer seiner Kumpels aus Muskeln und Haut klettert 8er-Routen. Schön zu sehen, dass Klettern und Berge jung und gesund halten und dass man dieses tolle Hobby noch viele, viele Jahre lang mit viel Freude betreiben kann.

Wieder ein paar Meter führt Horst Neuendorf ein paar Novizen in die Welt der „Via Ferrata“ ein. Denn in die Wände der alten Erzbunker des ehemaligen Thyssen Werkes haben die Verantwortlichen der hiesigen Alpenvereins-Sektion nicht nur 500 Routen gebohrt. Hier kann auch an über 450 Meter Stahlseil das Klettersteig gehen geübt werden.

Und wer sich auf seine Trips in eisige Höhen vorbereiten will, für den gibt es eine 250 Quadratmeter große Ecke inklusive Podest, in der Drytooling und Gletscherspaltenbergung trainiert wird. Geklettert werden darf im Landschaftspark nur mit entsprechender Ausbildung und Ausrüstung. Der Duisburger Alpenverein bietet Interessierten in allen Erfahrungsstufen Kurse an. Telefon: 0203/428120 oder www.dav- duisburg.de.

(Niederrhein Verlag GmbH)