Wenn über 40 Künstlerinnen und Künstler nach Dinslaken kommen und sich temporäre Galerien in leer stehenden Ladenlokalen einrichten, ist es wieder so weit: Kunst statt Leerraum (KSL) in der Dinslakener Innenstadt. Eine Idee von Ben Perdighe (Labor 22) und Svenja Krämer (Wirtschaftsförderung), die im dritten Jahr weite Kreise zog. Denn neben dem Programm aus Lesung, Konzert und Kurzfilmpreis, gab es für nahezu jeden Kunst-Geschmack etwas zum schauen, staunen und kaufen. Die Galerien auf Zeit luden am Freitag zur Vernissage und Samstag zur Finissage. Auch wenn das Wetter nicht immer mitspielte, spürte man förmlich die Kunst und die Liebe in der Luft.
Es gab tolle Aktionen in den Leerständen und auf öffentlichen Plätzen. So malte Rainer Höpken mit Kreide riesige Pott-Wörter (Jau, Wat, Machet) vor die Leerstände und zum Abschluss ein riesiges "Kunstraum" auf den Altmarkt. Ebenfalls auf diesem Platz hatte Matthias Schreyer Hot Rod-Freunde eingeladen. Auf der smallest Car & Bike Show in Town gab es einige Klassiker der Automobilbranche zu sehen.
Einen krönenden Abschluss der KSL-Woche gab es mit dem Kampf der Kapellen, der wetterabhängig vom Ententeich in die "Zentrale" am Rittertor verlegt wurde. Hier spielten die Penny Pinchers und Die McDonaghoughs zur gleichen Zeit um die Gunst des Publikums. Als die Sonne kam, zogen die Musiker nach draußen, in diesem Moment entstand das Bild der Ritterstraße.
Für Organisator, Kurator und Macher Ben Perdighe ist KSL wie ist ein buntes Puzzle. "Wobei jeder teilnehmender Künstler für ein einzelnes Teil steht. Das Puzzlebild, welches in diesem Jahr entstand, ist für mich als Organisator das schönste Bild." Auch Svenja Krämer freute sich über die gelungene Veranstaltung. Dann bis zum nächsten Jahr... #KSL2017.
Wer noch ein bisschen mehr Kunst vertragen konnte, der schwang sich aufs Fahrrad und machte sich auf in Richtung Fischerbusch. Zum mittlerweile vierten Mal ging in Nachbarschaft zur Dorotheen-Kampfbahn das Urban Arts-Festival über die Bühne. Und diesmal gab es mit Künstlern wie "CanTwo", "Dater127" und "Hifione" gleich eine ganze Reihe an Großkalibern zu bestaunen. "CanTwo" heißt eigentlich Fedor Wildhardt. Der Mann ist die lebende Graffiti-Legende schlechthin in Deutschland. Und er gibt sich ziemlich tiefenentspannt und nett, beantwortet geduldig die Fragen der Fans und Sprayer-Kollegen und gibt Tipps. "Ich habe leider nur einen Tag Zeit und muss ein bisschen Gas geben", sagt er beim ersten Gespräch des Tages am Mittag. Da wandert sein Blick auch immer wieder gen Himmel. "Hoffentlich regnet es nicht so ganz schlimm." Graffiti und Regen — das passt sinnigerweise nicht so richtig gut zusammen.
Ein paar Stunden und Regengüsse später ist sein Werk trotzdem vollbracht. Ein echter, großartiger CanTwo-CMYK-Klassiker inklusive Character im unverwechselbarem Style. "Das hat viel Spaß gemacht hier. Ich bin glücklich mit dem Ergebnis", verkündet CanTwo, grübelt kurz, und legt dann nach: "Aber man kann es immer besser machen. Wenn ich noch einen Tag mehr Zeit gehabt hätte, wäre es noch aufwendiger und detaillierter geworden."
Wie auch immer: Dinslaken hat jetzt ein originales CanTwo-Piece. "Und das werden wir jetzt Tag und Nacht bewachen, damit da keiner drüber geht", flachst Urban-Arts-Mitglied Tim Blankenstein. "Nein, keine Sorge, das wird auch ohne Bewachung unangetastet bleiben", ist er sich sicher. Als Fedor Wildhardt seine Dosen im Auto verstaut hat, verabschiedet er sich kurz in die Runde und macht sich auf den Weg. "Tschüss und vielleicht bis nächstes Jahr." Ja genau, gute Idee, bis nächstes Jahr!