Urban Gardening in Lürrip Ist das noch ein Projekt – oder kann das weg?

Lürrip · Gepflegt ist anders. Das „Urban Gardening Projekt“ am Gierthmühlenweg in Lürrip war sicher mal eine gute Idee, kurz vor Corona, ist heute aber eher ein „Lost Place“ – zugewuchert, verwittert, und ja, irgendwie ungeliebt. Was hinter dem Projekt steckt, warum es so verlassen aussieht und ob es noch zu retten ist.

Es wuchert bis auf die Gehwege, mannshohe Brennesseln, in den Pflanzkästen Unkraut – das nennt sich Urban Gardening?, fragt sich nicht nur Bert Klein. Foto: Petra Käding

Foto: Petra Käding

Als ambitioniertes Projekt ist es um 2019 gestartet. Da gab es diese 20 000 Euro, die im Rahmen der Stadtentwicklungsstrategie mg+ für das Projekt in MG-Ost bereitgestellt wurden, und Frank Eibenberger, für Lürrip im Stadtrat, hatte die Idee vom „Urban Gardening“ und auch einen Standort im Blick, ein städtisches Grundstück hinter Haus Nr. 98 am Gierthmühlenweg, am Gladbach entlang bis auf Höhe der Schrebergärten, „gesäumt“ von sechs Glas- und Altkleidercontainern. Wo sich vorher rechts ein ehemals gepachteter Garten mit verrottetem Hühnerstall und Asbestplatten und links ein „wilder Parkplatz“ befand, so Eibenberger, sollte eine Permakultur entstehen, die – weitgehend als Selbstläufer – dem Klimawechsel trotzen und gleichzeitig Tummelplatz für Hobbygärtner und Naturfreunde sein sollte. Permakultur-Expertin Lena Schmitz wurde dazugeholt, zwei Hochbeete, Pflanzkübel mit Sitzbrettern, ein Staketenzaun und eine Infotafel aufgestellt, Beerensträucher und Obstbäume gepflanzt. Dr. Günter Krings, MdB, kam, sah und warb für das Projekt.

Und dann... kam Corona. Was nicht kam, waren Menschen, die das Urban Gardening für sich entdecken, pflanzen, ernten, mähen, Unkraut zupfen wollten.

Sechs Jahre später: das Grundstück ist komplett verwahrlost, Brennesseln sind mannshoch, Gräser wuchern bis auf den Gehweg. Selbst wenn man wollte – an die Johannis- und Stachelbeeren, den Feigen-, Quitten- oder gar den Kirschbaum kommt man ohne Machete nicht ran. Die Pflanzkästen und Hochbeete enthalten nur noch Gestrüpp. Platz nehmen geht nicht, weil die Sitzbretter weg sind. Will aber ohnehin keiner. „Ich setz mich doch nicht da hin und gucke auf die Container“, sagt Adelheid Klein, die schon zum Projektstart angemerkt habe, dass „das hier sehr unpassend ist. Hier wohnen ältere Leute, die einen eigenen Garten haben, andere haben ihren Kleingarten.“ Ihr Mann, Bert Klein, zeigt auf die „Erklärtafel“ am Eingang zum Urban Gardening. „Was ist unsere Vision?“ steht da. „Wenn ich das sehe, krieg‘ ich ’nen Hals!“, sagt er, zeigt auf den Wildwuchs und berichtet von seinen wiederholten Anfragen – bei Eibenberger, der mags, dem Ordnungsamt, der die städtischen Grundstücke verwaltenden EWMG. Viel passiert sei darauf nicht. Die mags sei mal zum Mähen gekommen, aber jetzt schon länger nicht mehr.

Auf Anfrage zeigt sich auch die EWMG verärgert: „Seit 2024 kommt der Pächter seiner vertraglichen Verpflichtung, die Fläche instand zu halten, nicht mehr nach. Die EWMG hat ihn 2024 und 2025 mehrfach darauf hingewiesen“, heißt es in ihrer Stellungnahme.

Aus dem Fenster von Haus Nr. 98 schaut Landy Fattuhy derweil auf einen Urwald. „Wir haben das Haus 2020 gekauft“, sagt sie und zeigt auf die Garagenauffahrt. „Die können wir gar nicht richtig nutzen, der Zaun ist kaputt, alles wächst bis zu uns rüber.“

Vor dem Eingang zur Kleingartenanlage kommt Birthe Stodtmeister mit ihrem Hund des Weges. Sie erinnert sich: „Ich war da anfangs mal drauf, wusste aber gar nicht, ob ich das darf und was das soll. Das Konzept war mir nicht klar, vielleicht geht das anderen auch so...“

Infotafel hin oder her – ganz offensichtlich hätten die Bürger hier mehr abgeholt werden müssen. Geld für Maßnahmen sollte vorhanden gewesen sein. Denn wie die Stadt Mönchengladbach erklärt, sind von den für das Projekt eingeplanten 20 000 Euro nur 5 288,76 Euro abgerufen worden – der Rest steht seit dem 29.11.2023 nicht mehr zur Verfügung.

„Das Projekt hat so nicht funktioniert“, räumt Eibenberger selbst ein. „Wo Urban Gardening funktioniert, sind auch Menschen dahinter, die das professionell machen.“ Und er hat überlegt, seinen Pachtvertrag zu kündigen... Also Ende Gelände, Schluss mit Urban Gardening? Nein. Eibenberger hat diese Woche eine engagierte Freundin mit ins Boot geholt, wie er sagt. „Wir packen das in den nächsten Tagen gemeinsam an, rücken mit Sense und Spaten an und legen alles wieder frei, auch zur Straße hin.“ Der Permakulturcharakter soll dabei erhalten bleiben, wie er betont. Helfer sind übrigens willkommen – bitte unter f.eibenberger@googlemail.com melden!

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