Bildungspaten der Caritas unterstützen junge Menschen Rückenwind für den Job

Mönchengladbach · Unterstützung beim Deutschlernen, Starthilfe auf dem Weg in den Beruf: Beim Bildungspaten-Projekt der Caritas fördern Ehrenamtler junge Menschen. Wie gut das funktioniert, zeigt die Geschichte von Reza und Jhanagan.

Wenn Bildungspate Jhanagan Sellaturai (r.) und Reza Nazari sich treffen, ist gute Laune garantiert. Darüber freut sich Hanna Laura Fischer, Leiterin des Freiwilligen Zentrums Mönchengladbach – sie sucht aktuell wieder Projekt-Teilnehmer und ehrenamtliche Bildungspaten. Foto: Caritas MG

Foto: Caritas MG

Reza Nazari und Jhanagan Sellathurai kennen sich seit vier Jahren, aber noch immer schafft es der 21-jährige Reza, mit seiner Zielstrebigkeit seinen Mentor zu verblüffen. Etwa als er ihm erzählte, dass er das Schwimmen im Selbststudium erlernt hat. „Ich kenne keinen anderen Menschen, der sich Kraulen und Brustschwimmen mit YouTube beigebracht hat“, lacht Jhanagan.

Der 38 Jahre alte Wirtschaftsinformatiker ist der „Bildungspate“ des jungen Mannes, der vor fünf Jahren aus dem Iran nach Deutschland kam. Zusammengebracht hat die beiden das Freiwilligen Zentrum des Caritasverbandes Region Mönchengladbach. Seit 2011 begleiten die Mitarbeiterinnen im Rahmen des von der Stadt finanzierten Bildungspaten-Projekts solche Patenschaften. Die Idee: Ehrenamtlich Engagierte unterstützen junge Menschen bei der schulischen und beruflichen Orientierung.

„In den vergangenen fünf Jahren sind 21 Schülerinnen und Schüler begleitet worden. Aktuell werden zehn junge Menschen unterstützt“, berichtet Hanna Laura Fischer, Leiterin des Freiwilligen Zentrums.

Am Anfang trafen sich Reza und Jhanagan jede Woche, dabei ging es um seine Ausbildung, Praktika und um das Thema Sprache. „Ich hatte Probleme in Deutsch und Englisch. Jhanagan hat mir sehr geholfen, weil wir viel diskutiert haben“, erzählt Reza, der seit vier Jahren im Projekt unterstützt wird und gerade seine Ausbildung zum Informationstechnischen Assistenten am Berufskolleg abschließt. Sie haben über Social Media gesprochen, über die Informationsüberflutung junger Menschen, über ihre Hobbys und Interessen sowie über Rezas berufliche Pläne: Er will Data Science, also Datenwissenschaft, studieren. „Die meiste Zeit sind wir spazieren gegangen, dabei können wir am besten Themen erörtern. Und wir haben immer viel gelacht“, sagt Jhanagan, dessen Eltern vor vielen Jahren vor dem Krieg in ihrer Heimat Sri Lanka nach Deutschland flohen.

Und ganz nebenbei hat Reza von seinem Mentor noch etwas gelernt. Er selbst sei ein sehr ehrgeiziger und perfektionistischer Mensch, sagt der junge Mann: „Jhanagan hat mir geholfen, etwas lockerer zu werden und das Leben auch ein bisschen zu genießen“, lächelt er. Außerdem habe ihm der längst zum Freund gewordene Bildungspate vermittelt, nicht anderen die Schuld an etwas zu geben, sondern selbst Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Gerade diese Haltung ist Jhanagan Sellathurai wichtig. Eine gute Freundin hatte ihm das Bildungspaten-Projekt des Freiwilligen Zentrums empfohlen. Dabei kann er auch seine beruflichen Erfahrungen mit Trainees einbringen. „Ich beobachte gerne, wie Menschen sich entwickeln“, sagt er.

Zum Konzept des Bildungspaten-Projektes gehören auch gemeinsame Freizeitaktivitäten. Reza und Jhanagan haben sich beispielsweise zum Joggen getroffen oder gemeinsam gekocht. Einmal gab’s Bandari, eine Spezialität aus dem Süden Irans mit gebratenen Würstchen, Kartoffelwürfel, Zwiebeln und einer roten Soße aus Tomatenmark und Gewürzen. Sein Lieblingsessen sei jedoch ein ganz anderes Gericht, meint Reza: Sauerbraten mit Rosinen.

Beim Werkeln in der Küche haben sie sich auch über die Zukunftspläne des 21-Jährigen ausgetauscht. Reza hat klare Ideen: Er kann sich vorstellen, einmal ein Startup-Unternehmen im IT-Bereich zu gründen. Sein Mentor wird ihn sicher weiter begleiten. „Reza weiß, in welche Richtung er will. Meine Aufgabe war es, ihm ein bisschen Rückenwind zu geben. Ich bin gespannt, wohin ihn sein Weg führt“, sagt Jhanagan Sellathurai.

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