Das Ende des Jahres 1918 war für Büderich eine aufregende Zeit. Am 13. November übernahm der Arbeiter- und Soldatenrat die Macht, wobei das Gremium aber zur Beruhigung weiter Kreise weniger revolutionär als eher bürgerlich geprägt war, so dass schon bald die echten Revolutionäre die Flinte ins Korn warfen. Ihnen taten es die deutschen Truppen gleich, die Anfang Dezember von der Front zurückkehrten, den Rhein überquerten und schließlich nach dem verlorenen ersten Weltkrieg demobilisiert wurden. Ihnen auf dem Fuß folgten belgische Truppen, welche das heutige Meerbusch in Besitz nahmen und zu einer Besatzungszone mit dem Rhein als Grenze machten. Jamie Duponcheel berichtet in den neuen Meerbuscher Geschichtsheften von diesen bewegten Tagen, in denen bald auch neue Pässe für die Bevölkerung ausgestellt wurden und eigene Gesetze galten. Nicht zuletzt wurden belgische Kriegsgefangene plötzlich zu Besatzern, die sich für vier durchlittene Kriegsjahre revanchierten. Allerdings kam es auch zu amourösen Abenteuern, die nicht immer ohne Folgen blieben.
Neben Duponcheel berichten acht weitere Autoren in insgesamt elf Aufsätzen aus der Meerbuscher Vergangenheit. Das 232 Seiten starke Heft trägt die Nummer 41 und wurde wie immer ausschließlich von ehrenamtlichen Kräften des Geschichtsvereins Meerbusch zusammengestellt. Die Autoren sind mehrheitlich Historiker, aber auch versierte Laien. Coralie Plorin hat mit dem Bericht über Meerbuscher in der Fremdenlegion ihren ersten Aufsatz unter fachkundiger Anleitung geschrieben. Dabei geht es auch um Entführungen und eine wilde Flucht vor Werbern. Als Korrekturleser sichern außerdem Lektorin Anke Bohnsack und Archivarin Vera Meyer-Rogmann die Qualität der Hefte.
Stephan Haag hat sich mit den beiden Landjägerhäusern an der Büdericher Nordstraße beschäftigt, die im Gefolge einer Umstrukturierung der preußischen Polizei 1928 als Dienstwohnungen erbaut wurden und heute unter Denkmalschutz stehen.
Mike Kunze widmet sich gleich drei Themen. Der Latumer Nauenhof weist dabei eine spannende und vor allem konfliktreiche Geschichte auf, die auch Einblicke in die Zeit des 30-jährigen Krieges gewährt. Im 18. Jahrhundert stritten sich die Herren von Bawir und von Geyr auf Haus Latum mit den Hofpächtern sowie der kurfürstlichen Verwaltung um den Nauenhof. In Ilverich gewährt die Geschichte des Armengutes Einblicke in das Sozialwesen der Frühen Neuzeit und eine Abrechnung von 1755 belegt den Übergang der lokalen Währung vom Albus auf den Stüber.
Matthias Meusch blickt aus großer Höhe auf Meerbusch und präsentiert anhand von Luftbildern aus den 1960er Jahren die rasante Entwicklung der Meerbuscher Altgemeinden während der späten Wirtschaftswunderjahre.
Paul Hoffmann setzt seine Forschungen zum Büdericher Blomenhof fort und beleuchtet eine Urkunde des Jahres 1428, die verworrene Besitzverhältnisse widerspiegelt. Das Anwesen an der Dorfstraße wird aktuell zu Wohnungen und einer erneuerten Gastronomie umgebaut.
Mit den Nachwirkungen der Seligen Hildegunde und des Klosters Meer beschäftigt sich Stadtarchivar Michael Regenbrecht, der darlegt, dass beide Institutionen bis heute die Gegenwart der Stadt Meerbusch beeinflussen und auch über 200 Jahre nach der Säkularisation noch präsent sind.
Historischen Wegebeziehungen zwischen Osterath und Büderich spürt Norbert Schöndeling nach. Sumpfiger Boden, Grundstücksgrenzen und ein herrschaftlicher Hof standen der projektierten Meerbuscher Straße im Wege, die das Stadtbild bis heute beeinflusst. Nach langen Diskussionen wurden jedenfalls alle Hürden beseitigt.
Zwei streitende Hähne haben es diesmal Robert Rameil angetan – sie sind das Wappen der Familie Werhahn, die 200 Jahre den Dyckhof besessen hat. Rameil hat sich auf die Spurensuche begeben und festgestellt, wo im Laufe der letzten 300 Jahre Vertreter dieser Familie zu verorten sind.