Blick in die Werkstatt des DTM Vorbereitung zur Luxus-Ausstellung

Krefeld · Im November eröffnet das Textilmuseum seine Ausstellung über seidene Luxusmode im 18. Jahrhundert. Wie verläuft die Vorbereitung zu solch einem Ereignis? Wir werfen einen Blick in die Werkstatt.

Bereiten die Ausstellung über seidene Luxuskleider des 18. Jahrhunderts vor: Museumsdirektorin Dr. Annette Schieck (r.) und ihre Stellvertreterin Dr. Isa Fleischmann-Heck (2.v.r.) haben die wertvollen Kleider zur Präsentation ausgewählt. Restauratorin Katja Wagner (l.) bereitet die sensiblen sorgfältig auf. Den grünen „Caraco“ hat sie auf eine Polsterfigur aufgezogen, die eigens der Form dieser Damejacke angepasst ist. Somit kann der Betrachter nachvollziehen, wie sie am Körper der Trägerin wirken sollte.

Foto: Müller

„Eine Nähmaschine werden Sie hier nicht finden“, lacht Restauratorin Katja Wagner. Die Restaurationswerkstatt im Deutschen Textilmuseum Krefeld-Linn ist nämlich keineswegs dazu gedacht, die wertvollen Kleider vergangener Jahrhunderte zu flicken.

„Die Stücke sollen keinen Schaden nehmen, wenn wir sie in der Ausstellung präsentieren“, erläutert Katja Wagner statt dessen den eigentlichen Sinn ihrer Arbeit. Denn die seidenen Kleider aus dem 18. Jahrhundert, die Wagner und ihre Kolleginnen derzeit bearbeiten, würden bei unsachgemäßer Präsentation erheblich leiden. Schon Licht, Staub und falsche Raumtemperatur setzen den uralten Stoffen zu. „Manches Stück muss denn auch im Depot bleiben“, verweist Wagner auf deren Sensibilität, „eine Ausstellung kann man ihnen gar nicht mehr zumuten. Sie sind nur noch für die Forschung zugänglich.“

Die teils bodenlangen Kleider, die Wagner und ihre Kolleginnen im Moment aufbereiten, sind rund 300 Jahre alt. Im November werden sie in der neuen Ausstellung „Prestigesachen - bürgerlicher Kleiderluxus im 18. Jahrhundert“ im Textilmuseum am Andreasmarkt gezeigt. „Das wird eine große Ausstellung“, freut sich Museumsdirektorin Dr. Annette Schieck auf die Eröffnung am 5. November, „90 Prozent der rund 180 gezeigten Kleider und Asseccoires stammen aus unserem eigenen Bestand“. Schwerpunkt ist die Seide.

Wagner verweist auf eine kurze, bunt verzierte Damenjacke, ein „Caraco“. Sie ist auf eine Polsterfigur aufgezogen, die eigens den Formen der Jacke entspricht. „Der Stoff stammt wohl aus den Jahren 1730/40“, schätzt Dr. Isa Fleischmann-Heck, stellvertretende Direktorin des Museums, „aber die Jacke selbst ist erst um 1760 gefertigt worden.“ Daraus schließen die Wissenschaftlerinnen, dass die wertvollen Stoffe wiederverwendet wurden. Recycling des 18. Jahrhunderts.

Die Jacke ist noch aus einem anderen Grund bemerkenswert: „Zur Verstärkung ist Altpapier vernäht worden“, leuchtet Katja Wagner mit einer Taschenlampe in die gestärkten Manschetten der Ärmel. Dort entdeckt man in der Tat ein Stück Papier mit dem Aufdruck eines Mondkalenders. Der damalige Schneider dachte ganz pragmatisch. 

Die Arbeit der Restauratorinnen erfordert viel Geduld und Feingefühl. Die Kleidungstücke sollen nicht nur haltbar bleiben, sondern in der Ausstellung auch in ihrer ursprünglichen Pracht sichtbar werden. Da ist große fachliche Kompetenz unerlässlich. Die Fachfrauen erstellen auch die Fotos für den Katalog selber. Dazu steht ein professionelles Fotostudio im Haus zur Verfügung. Alles in allem nimmt die Ausstellung eine Vorbereitungszeit von zwei Jahren in Anspruch. Die Besucher im Herbst werden es zu würdigen wissen.