Am Sonntag, 5. November, öffnen sich im Deutschen Textilmuseum in Linn die Türen zur neuen Ausstellung „Prestigesache - bürgerlicher Kleiderluxus im 18. Jahrhundert“.
„Prestige“ ist hier wörtlich gemeint. Denn Kleidung wärmt nicht nur, sondern drückt stets auch ein Lebensgefühl aus. Durch Kleidung wirken wir auf unsre Mitmenschen und versuchen, diese Wirkung zu beeinflussen.
Im 18. Jahrhundert wird dies besonders deutlich. Bürgerliche Kreise, die zu Wohlstand und Ansehen gekommen waren, wollten ihrem sozialen Aufstieg durch wertvolle Kleidung aus Seide Ausdruck verleihen.
Und so zeigt das Textilmuseum wunderschön gemusterte Westen stolzer Herren, einen nicht minder prächtig bestickten Überrock oder auch eine tiefblaue Hausjacke mit vielen Knöpfen.
Die Damen stehen natürlich nicht nach. Bunt gemusterte Jacken sind zu betrachten, teils mit gestärkten Manchetten und Kragen; ebenso weite Kleider, die bis auf den Boden reichen. Damit das Kleid auch die gewollt ausgreifende Form behielt, wurde eine Art Untersatz angelegt. Auch dieser ist in der Ausstellung zu sehen. Nicht zuletzt ein Damenfächer, auf den ein ganzes Gemälde aufgetragen ist, wird die Blicke auf sich lenken.
Damit sich der Betrachter die Kleidung auch „am Mann bzw. an der Frau“ vorstellen kann, hängen an der Wand alte Gemälde illustrer Persönlichkeiten aus Krefeld.
Überhaupt hat das Textilmuseum einen seperaten Ausstellungsbereich der Seidentradition in Krefeld gewidmet und dabei auch die Selbstpräsentation der Mennoniten durch Kleidung berücksichtigt.
Einen weiteren Raum hat die Restaurationswerkstatt des Textilmuseums bestückt. Darin werden die Besucher in die filigrane Arbeit der Restauratoren eingeführt, wie sie in aller gebotenen Vorsicht die uralten Stoffe für eine Ausstellung aufbereiten.
Rund 100 seidene Objekte präsentiert das Museum, die meisten stammen aus der eigenen Sammlung. Darunter sind Festkleider, Alltagskleider sowie Stoffe und Muster. Für den Krefelder Teil der Ausstellung haben das Museum Burg Linn und das Kaiser-Wilhelm-Museum ebenfalls Schätze zur Verfügung gestellt.
Die Ausstellung bildet den Abschluss eines mehrjährigen Forschungsprojektes zum Thema sozialer Aufstieg, an dem weitere Institute beteiligt waren. Im Textilmuseum hatte die Wissenschaftlerin Dr. Anja Kregeloh den umfangreichen Seidenbestand untersucht und zusammen mit Dr. Isa Fleischmann-Heck und Silke Büchel vom Textilmuseum die Ausstellung konzipiert. Ein Katalog erscheint am 16. November.
Übrigens: Am Sonntag, 5. November, um 14 Uhr findet in der Linner Scheune eine musikalische Veranstaltung zur Ausstellung statt. Gestaltet wird sie von Franz Mestre. Eintritt frei.