Dr. Boris Burandt, der neue Direktor auf Burg Linn, richtet die Dauerausstellung im Archäologischen Museum an der Rheinbabenstraße neu aus. Künftig werden die Darstellungen von der Steinzeit bis zur Römerzeit ergänzt durch ein neues Arrangement, das anschaulich die Neuzeit vom 16. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert beleuchtet.
Zum Start des allmählichen Umbaus haben der Burgherr und sein Team auf der zweiten Etage schon mal eine Spezialausstellung zum 30-jährigen Krieg im 17. Jahrhundert aufgebaut. Das Startdatum ist kein Zufall. Denn genau vor 375 Jahren wurde das Ende des Krieges durch den „Westfälischen Frieden“ besiegelt. Auch dies ein bedeutendes Jubiläum.
Unterstützt wurde das Museumsteam durch Ralf-Günter Stefan. Der Ehrenamtler sammelt seit Jahrzehnten uralte Bücher, Briefe und Karten. Zudem kümmert er sich um die Historische Bibliothek des Museums. Und auch zum Thema 30-jähriger Krieg trug er wertvollste Unterlagen bei.
So ist ein Originalbrief des damaligen Kaisers Ferdinand II. mit übergroßer schwungvoller Unterschrift ausgestellt. „Es ist schon etwas Besonderes, wenn man ein solches Dokument in den Händen hält“, schwärmt Direktor Burandt von den Aufbauarbeiten. Auch findet sich ein Brief des berüchtigten Generals Tilly, der Magdeburg in Schutt und Asche legen ließ. Eine zeitgenössische Darstellung bildet die Ermordung des legendären Generalissimus Wallenstein ab, des berühmtesten aller Feldherrn in diesem verheerenden Krieg. Auch Gegenstände wie Kanonenkugeln, Schutzhelme, Waffen und viele historische Bücher sind zu sehen.
Der 30-jährige Krieg dauerte von 1618 - 1648. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den Auswirkungen im Krefelder Raum. So zeigt ein Flugblatt von 1642 die Schlacht an Hückelsmay. Im Hintergrund des Bildes sind die Nachbarstädte St. Tönis und Kempen vermerkt.
Oberflächlich betrachtet war der 30-jährige Krieg ein Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten. „Der religiöse Anlass spielte aber zunehmend keine Rolle mehr“, verweist Ralf-Günter Stefan auf die verzwickten politischen Konstellationen. Die vielen Kriegsparteien wechselten je nach Kalkül bedenkenlos die Seiten.
Die heutigen Krefelder Stadtteile waren damals selbstständige politische Einheiten. „Das war ein niederrheinischer Flickenteppich“, blickt Dr. Burandt auf eine zeitgenössische Landkarte der Umgebung.
Die Ausstellung setzt historisch sehr früh an. Sammler Stefan hat auch den sogenannten 80-jährigen Krieg einbezogen, der 1568 zwischen den Niederlanden und Spanien ausbrach. Die Dokumente zeigen, wie 1629 die Stadt Wesel eingenommen wurde.
Einen Trost bilden die ausgestellten Schriften zum Friedensschluss und den nachfolgenden Verhandlungen. Beleg, dass wir Menschen auch vernünftig werden können. Übrigens: Gewonnen hat den 30-jährigen Krieg niemand.