„Das ist eines der Stücke, die ich nicht absetzen werde“, versichert Isolde Wabra, Intendantin des Kinder- und Jugendtheaters Kresch. Denn dazu liegen ihr und Regisseur Franz Mestre das Thema zu sehr am Herzen. „Anna Tervoort - Gerechte unter den Völkern“ heißt das Ein-Frau-Stück, das gestern auf der Bühne der Fabrik Heeder Premiere feierte.
Mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“ zeichnet die Erinnerungseinrichtung „Yad Vashem“ in Israel Menschen aus, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten Juden Hilfe geleistet haben. Die Krefelder Bauersfrau Anna Tervoort in Traar hatte 1944/45 eine Jüdin in ihr Haus aufgenommen und sie vor der Deportation geschützt. 1995 hatte sie dafür das Bundesverdienstkreuz erhalten, 1997 erkannte Yad Vashem sie als „Gerechte unter den Völkern“ an.
Dabei hat Anna Tervoort selbst von ihrem mutigen Verhalten nie Aufhebens gemacht. „Bei einem bescheidenen Menschen gibt es nur wenig Nachlass“, beschreibt Autor und Regisseur Franz Mestre denn auch die dünne Dokumentenbasis, nach der er sein Stück nur entwickeln konnte. Gerade einmal drei dokumentarische Texte und fünf Fotos standen ihm zur Verfügung.
Daraus schneiderten Mestre und die Schauspielerin Anja Balzer einen Monologtext, der aus erzählerischen Passagen und Szenen mit imaginären Partnern besteht. Somit wird die Biografie der Bäuerin schlaglichtartig beleuchtet.
„Der Text besticht durch Humor“, rückt Isolde Wabra alle Vermutung zurecht, es würde sich angesichts des ernsten Themas um ein „knochentrockenes“ Stück handeln. Denn die heitere Stimmung entspricht auch ganz dem Leben der Titelheldin. „Sie hat das Leben positiv betrachtet“, erklärt Wabra.
Und vor allem pragmatisch. Sie hat auch bei ihrer Hilfe für die verfolgte Jüdin nicht lange theoretisiert. „Sie hat es einfach gemacht“, unterstreicht Anja Balzer. Darin sieht sie auch die immerwährende Aktualität des Stückes: „Helfen, wenn jemand Hilfe braucht“.
Das Kresch-Theater würde das Stück neben den Terminen in der Fabrik Heeder auch gerne in Schulen aufführen. Dazu ist ein größerer Saal wie eine Aula vonnöten. Schulen können sich also gerne an die Theaterleitung wenden. „Das Nachgespräch mit den Schülern gehört auch dazu“, betont Wabra.
Das Stück dauert 50 Minuten und ist für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren geeignet. Alle Aufführungstermine und weitere Informationen unter www.kresch.de