Großer Verlust im Kulturleben Literaturverein löst sich auf

Krefeld · Die Krefelder Kulturszene ist um einen Baustein ärmer: Der rührige Verein „Literatur in Krefeld e.V.“ löst sich auf. Zum Abschied gibt es ein Lesefest unter freiem Himmel.

Erinnerungen: Vorsitzende Michaela Plattenteich wird das Gästebuch des Literaturvereins dem Krefelder Stadtarchiv übergeben. Es dokumentiert die einzelnen Veranstaltungen des Vereins mit Einträgen der jeweiligen Besucher.

Foto: Müller

„Auf der letzten Mitgliederversammlung haben wir den Beschluss gefasst“, berichtet die Vorsitzende Michaela Plattenteich. Nun sind noch Formalitäten abzuwarten, bis die Löschung im Vereinsregister erfolgt.

„Es wurde immer schwieriger, Menschen für ehrenamtliches Engagement zu finden“, gibt Plattenteich einen der Gründe an. Ihre eigene Zeit, von der die Vereinsarbeit ein nicht geringes Maß in Anspruch nahm, ist durch berufliche Veränderungen ebenfalls begrenzter geworden. „Auch die Bindung an einen Verein lässt allgemein nach“, spricht Plattenteich den Mitgliederschwund an. Zuletzt waren es noch rund 40 Mitglieder, von denen nur wenige noch aktiv teilnahmen.

„Auch das Publikum, das durch die Corona-Pause verlorenging, stellte sich nicht mehr im bisherigen Umfang ein“, benennt Plattenteich ein Phänomen, das auch aus anderen Bereichen bekannt ist.

Das Ende des Vereins hinterlässt in Krefeld eine echte Lücke. Denn trotz aller Vielfältigkeit der literarischen Veranstaltungen lag doch ein gewisser Schwerpunkt auf der klassischen Literatur. Die Lesungen mit Texten von Heinrich Heine, Theodor Fontane oder gar Shakespeare wird man vermissen. Vielfach wurden sie sogar mit Musik oder Kunstausstellungen bereichert. Auch Themenabende wie „Mythos Italien“ erweiterten den Horizont.

Wobei auch zeitgenössische Dichter zu Wort kamen, vielfach auch Talente aus Krefeld. Und immer wieder knüpften Michaela Plattenteich und ihre Mitstreiter Bezüge zum Krefelder Schriftsteller Otto Brües (1897 - 1967).

Denn dieser ist der Urquell des Vereins. Seine Tochter Dr. Eva Brües hatte im Otto-Brües-Haus an der Gutenbergstraße im Jahre 1993 einen gleichnamigen Literaturverein gegründet. 2015 benannte sich der Verein unter Plattenteichs Leitung in „Literatur in Krefeld“ um. Das Ziel war, nicht mehr die Person Otto Brües in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die Aktivitäten auf alle Bereiche der Literatur zu erweitern.

Das Otto-Brües-Haus ist heute im städtischen Besitz und wurde zum „Niederrheinischen Literaturhaus“ umgewandelt. Seit 2020 leitet der Kulturmanager Dr. Thomas Hoeps das Haus. „Seitdem hat es einen großen Aufschwung genommen“, würdigt Michaela Plattenteich das vielfältige Angebot des Hauses für alle Generationen. Ein Umstand, der den Wegfall des Literaturvereins erträglicher werden lässt. Allerdings liegt der Schwerpunkt des Niederrheinischen Literaturhauses auf der aktuellen Literatur, weshalb der Verlust doch nicht ganz ausgeglichen werden dürfte.

Lese-Fest zum Abschied

Nun sind die Würfel aber gefallen und das Niederrheinische Literaturhaus organisiert zusammen mit dem in Auflösung befindlichen Verein zum Abschied ein großes Lesefest. Es findet am Sonntag, 4. August, ab 15 Uhr im Garten des Literaturhauses an der Gutenbergstraße 21 statt. Autoren und Schauspieler des Stadttheaters lesen unter freiem Himmel Texte ganz unterschiedlicher Genres. Dazu sind alle Literaturfreunde willkommen. Eintritt: 5 Euro. Kartenreservierung empfohlen: literaturhaus@krefeld.de