Da sage noch einer, es gäbe kein bürgerschaftliches Engagement mehr. In Hinsicht auf die altehrwürdige Kirche St. Johann am Johannesplatz hinter dem Helios-Klinikum lässt sich das positive Gegenteil feststellen.
Dabei war das Gotteshaus einst stark gebeutelt. Gemeinde und Bistum mussten aus der Finanzierung des teilweise maroden Bauwerks aussteigen. Doch ein Aufgeben der stolzen Kathedrale, die immerhin größer ist als der Aachener Dom, wollte der Förderverein nicht hinnehmen und übernahm die Kirche schließlich selbst.
Damit ist das Bauwerk aber noch längst nicht saniert. Was umso bedauerlicher ist, als St. Johann ein Treffpunkt gerade der Ärmsten der Armen ist, der Obdachlosen und der sozialen Randgruppen. Immerhin gut 200 Obdachlose kommen in die speziellen Sonntagsmessen für diese Zielgruppe.
Nun gelang es dem Förderverein, Krefelder Unternehmen zu gewinnen, wichtige Sanierungsarbeiten kostenlos oder zu sehr moderaten Preisen vorzunehmen. „Wir bedanken uns besonders bei Herrn Tufan Ünal, dass er den Kontakt zur Bauunternehmung Kont hergestellt hat“, erklärt Jan Lange, Vorständler der Gemeinde. Tufan Ünal selbst ist Moslem. Aber als er die Not des christlichen Gotteshauses erfuhr, wollte er in bürgerschaftlicher Solidarität gleich helfen.
Und auch die „Bauunternehmung Kont“ erklärte sich sofort bereit. Zwei Mitarbeiter der Firma nahmen den losen Putz von der Decke der Kirche und verputzten die Wände neu. Alles kostenlos. Obgleich das Arbeiten in schwindelnden Höhen keinesfalls leicht fiel.
Weil die Decken deutlich über 20 Meter hoch sind, benötigten die Mitarbeiter eine Hebebühne. Diese wiederum stellte die Krefelder Firma „Mateco GmbH“ zur Verfügung - ebenfalls kostenlos. Und dies, obgleich das Versetzen einer so hohen Hebebühne in der Kirche auch kein Kinderspiel ist. „Die Verbringug der Bühne auf die Altarinsel war alles andre als einfach“, betont Jan Lange, der bei allen Arbeiten selbst mit anpackte.
Natürlich erfordert ein so altes Bauwerk wie die Kirche teils spezielle Materialien. So stellte die Malerfirma „Krieewelsch.Dessin“ viele der gebrauchten Materialien zur Verfügung; u.a. eine Palette Spezialputz wie verschiedene Abdeckungen, um die Kunstwerke der Kirche nicht zu beschädigen.
Damit nicht genug. Auch die Fenster mussten gesichert werden. Dies übernahm die Krefelder Firma „Glas Schönemann“. Zu einem sehr entgegenkommenden Preis tauschte die Glasfirma defekte Scheiben aus oder reparierte sie.
Bauarbeiten ohne Schmutz gibt es nicht. Schon in den zwei Jahren, in denen das Gotteshaus geschlossen werden musste, war eine Menge Dreck angefallen. So zeigte sich der Förderverein doppelt dankbar, dass die Firma „APS Gebäudereinigung“ kostenlos eine gründliche Reinigung vornahm. Drei Tage lang gingen die Mitarbeiter mit großen Reinigungsmaschinen zu Werke. Jetzt strahlen Haupt- und Seitenschiffe wieder.
„Allen Firmen unseren herzlichen Dank“, freut sich Jan Lange über das großherzige Engagement der Firmenleitungen und der Mitarbeiter. „Alle Firmen haben mit höchster Präzision und Qualität gearbeitet“, lobt der Gemeindevorsteher.
Somit ist die Kirche jetzt wieder geöffnet und im Gebrauch. Jeden Sonntag wird um 11.15 Uhr die Messe gefeiert. Um 14 Uhr finden sich jeweils die Ärmsten der Stadt zu einem besonderen Gottesdienst ein, der mit einem kostenlosen Mittagessen und einer individuellen Segnung verbunden ist.
Wenn die Kirche aufgrund des bürgerschaftlichen Engagements der Firmen auch wieder ihrer Bestimmung zugeführt werden konnte, bedeutet dies nicht, dass schon alle Schäden beseitigt wären. „Als nächstes sind die Dachrinnen dran“, erläutert Jan Lange, „sie müssen erneuert werden“. Und ebenso dringend muss den Mauern die eingedrungene Feuchtigkeit entzogen werden. Ob sich auch dazu großherzige Spender finden?