Im Rahmen einer Feierstunde in der Friedenskirche überreichte Oberbürgermeister Frank Meyer die hohe städtische Auszeichnung. „Sie, lieber Herr Hauser, waren von Anfang an das Herz und die Seele dieses Museums – und gleichzeitig der strategische Kopf“, sagte Frank Meyer in seiner Ansprache.
Das Haus der Seidenkultur wurde um die Jahrtausendwende in der ehemaligen Paramentenweberei Hubert Gotzes an der Luisenstraße eingerichtet. Nachdem die Kulturstiftung NRW und die Sparkassenstiftung Krefeld die Immobilie erworben hatten, kümmerte sich ein Förderverein unter Hansgeorg Hausers Führung um den Umbau in ein Museum.
Im Jahr 2014 war die umfangreiche Sanierung, unter anderem in puncto Brandschutz, abgeschlossen. Im Erdgeschoss wurden Ausstellungsräume eingerichtet, im Obergeschoss blieb ein authentischer Websaal mit acht Jacquard-Handwebstühlen erhalten, der besichtigt werden kann. Ehrenamtliche Weberinnen und Weber führen die Funktion der Maschinen vor.
„Wer wissen möchte, wie die Textilstadt Krefeld noch vor 100 Jahren wirklich klang und roch, rüttelte und klapperte, der muss den Websaal im Haus der Seidenkultur besuchen, in einer Seitenstraße, zum Hinterhof hinaus gelegen“, erklärte Frank Meyer in seiner Rede zum Jubiläum. „Dieses kleine, ehrenamtlich geführte Museum ist ein prägender Ort für unsere Stadtgeschichte: Es hält die Erinnerung wach an jenes Krefeld, das vor 100 oder 200 Jahren existierte. Es gab eine Zeit, da kam hier auf jeden Haushalt ein Webstuhl – die Stadt war bevölkert von Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit der Produktion und dem Verkauf von Textilien bestritten. Die ursprüngliche Textilindustrie ist weitgehend verschwunden, aber an der Luisenstraße hat sie in musealer Form die Zeiten überstanden, und zwar durch ein ehrenamtliches Engagement, das absolut außergewöhnlich ist.“
Stellvertretend für die zahlreichen ehrenamtlich tätigen Menschen, die das Haus unterstützen, erhielten die neun aktiven Weber und Patroneure eine Urkunde der Stadt Krefeld. „Viele dieser Handwerkerinnen und Handwerker haben ihr 80. Lebensjahr überschritten: Sie haben die goldenen Zeiten der Krefelder Textilindustrie zum Teil noch selbst miterlebt. Und sie mussten auch den schmerzlichen Niedergang ihrer Betriebe verkraften, sie waren Zeuginnen und Zeugen, wie eine Ära zu Ende ging“, so der Oberbürgermeister. „Doch ihre Liebe und Begeisterung für ihr Handwerk haben sie nie verloren – und deshalb setzen sie bis heute ihr Wissen und ihre Erfahrung ein, um den authentischen Jacquardwebsaal im Haus der Seidenkultur lebendig zu halten. Sie restaurieren und pflegen die Webstühle, führen verschiedene Techniken vor und können natürlich auch Anekdoten aus der reichen Krefelder Textilgeschichte erzählen.“
Zum Abschluss überreichte Frank Meyer dem verdienten Kulturförderer Hansgeorg Hauser die Stadtehrenplakette, die ihm der Stadtrat einen Tag vorher zuerkannt hatte. Bereits 2012 hatte er das Stadtsiegel erhalten, 2022 den Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland. Die Stadtehrenplakette erhielt er nun für seine Verdienste um das Ansehen der Stadt Krefeld und das Wohl der Bürgerinnen und Bürger. „Hansgeorg Hauser hat diese Verdienste vor allem in Bezug auf die Krefelder Kultur erworben, und zwar meist nicht in prestigeträchtigen Großprojekten, sondern vielfach in Nischen, an abgelegenen, manchmal abseitigen Orte, an denen kreative Experimente und kulturelle Blüten gedeihen konnten“, betonte Oberbürgermeister Frank Meyer und nannte Hausers Engagement für das Theater am Marienplatz, den Zoo, die Gemeinde St. Stephan und den Verein Kunst in Krefeld.