Yvonne Brandt ist neue Vorsitzende Eine Zoofreundin mit Herz und Zielen

Krefeld · Seit etwas mehr als einem halben Jahr leitet Yvonne Brandt als Vorsitzende die Geschicke der Zoofreunde Krefeld. Der Extra-Tipp traf die frühere WZ-Redakteurin zum Interview im Zoo. Wie ihre Liebe zu den Tieren entstand, welche Projekte sich vorantreiben will und wie sie an ihr neues Ehrenamt kam, erfahren Sie hier.

Yvonne Brandt ist die neue Vorsitzende der Zoofreunde Krefeld.

Foto: samla.de

Sie sind Krefelds erste Zoofreundin, haben den Zoo zuvor bereits viele Jahre beruflich begleitet. Wie ist ihre Verbindung zum Zoo überhaupt entstanden?

Yvonne Brandt Ich bin gebürtige Krefelderin. Meine Eltern sind mit mir früher immer wieder in den Zoo gegangen, haben mir die Liebe zur Natur und den Tieren eröffnet. Als ich vier oder fünf Jahre alt war, hatte ich ein prägendes Erlebnis. Seinerzeit kam hier ein kleiner Schimpanse zur Welt. Damals war es so, dass man den Müttern in Zoos die Babys weggenommen hat, weil man davon ausging, dass die Tiere keine Erfahrung mit Aufzucht haben. Das Schimpansenbaby hieß Max oder Willi und ich habe den Kleinen so ins Herz geschlossen. Alle zwei Wochen habe ich ihn besucht und ich hatte stets den Eindruck, dass er mich erkennt und wir im Austausch sind. Das hat mich seinerzeit sehr berührt. Dr. Walter Encke hat die Handaufzucht als einer der ersten Zoodirektoren kurz danach verboten und die Babys bei den Müttern gelassen. Dass hier dann ein für die damalige Zeit einmaliges Affentropenhaus gebaut wurde, welches 1975 eröffnet wurde, hat mich schon als Jugendliche begeistert. Der Zoo war für mich nie eine Menagerie, sondern vielmehr ein Ort, an dem ich mehr über die Tiere erfahren und ihnen nah sein konnte. Und die Verbindung zum Zoo ist über die ganzen Jahrzehnte geblieben. Auch, weil der Zoo in diesem wunderschön gewachsenen Park liegt. Für mich ist es ein Ort des Wohlfühlens, der Entspannung und des Erdens mit der Natur.

Dass sie eben jenen Ort beruflich begleiten und seine Entwicklung beobachten durften, war dies ein Privileg?

Yvonne Brandt Ja, auf jeden Fall, es war eine große Freude. Ich hatte das Glück und die Möglichkeit, den Zoo in seiner ganzen Entwicklung und die Veränderungen sehen zu können. Durch den Kontakt zur Direktion, zu den Tierärzten und Pflegern erlebte man die unterschiedlichsten Momente. Und mir wurde schnell klar, welches enorme Engagement die Zoofreunde einbringen.

Was macht die Zoofreunde so stark?

Yvonne Brandt Zunächst einmal muss man feststellen, dass es eine sehr weitsichtige Entscheidung des früheren Direktors Dr. Encke war, der sah, dass die Stadt alleine nicht so viel Geld hatte, um seine Vorstellung eines Zoos umsetzen zu können. Er sagte damals, er wollte keinen Meerschweinchenzoo. Und er wusste, er brauchte Unterstützung, um diesen Tierpark zukünftig entwickeln zu können. Er fand schnell engagierte Krefelder, die sich angeschlossen haben und in Walter Gehlen einen großen Förderer. Der Wunsch der Zoofreunde, alle zwei Jahre ein Gehege zu sanieren oder neu zu bauen, wurde mit dem neuen Verein erst möglich. Die Zoofreunde sind ein Glücksfall für Krefeld und den Zoo. Inzwischen gestalten wir auch die Entwicklung als Mitgesellschafter im Aufsichtsrat ein Stück weit mit, regen gewisse Dinge an. Aber wir würden uns nie in fachspezifische Fragen einmischen, dies überlassen wir den Experten.

Waren Sie schon immer eine Zoofreundin?

Yvonne Brandt (lacht) Ich bin tatsächlich erst sehr spät den Zoofreunden beigetreten, da ich immer einen Grundsatz hatte, als Redakteurin nicht Partei zu ergreifen. Der fortschreitende Verlust der Biodiversität und der Klimawandel haben hat bei mir einen behutsamen Wandel bewirkt. Da, wo es eine wirkliche Bedeutung für das Leben miteinander hat, ist es wichtig, zu informieren, aber auch sich zu engagieren. Nach dem verheerenden Brand in der Neujahrsnacht 2020 und dem großartigen Versprechen zwischen Stadt, Zoo und Zoofreunden, die Menschenaffenhaltung in Krefeld auch in Zukunft möglich machen zu wollen, hab ich mich entschieden, jetzt werd ich Zoofreundin.

Der Schritt an die Vereinsspitze nach der aktiven Berufskarriere war die logische Konsequenz?

Yvonne Brandt (lacht) Nein, das hatte ich so nicht auf meiner Agenda. Aber es gab einen Moment nach dem ersten Spatenstich für den Affenpark. Dieser war verbunden mit der Erweiterung des Gorilla-Gartens. Nach dem offiziellen Termin habe ich meine Mittagspause genutzt, um den Gorillas zuzuschauen, wie sie ihre ersten Schritte im neuen Areal machten. Friedrich Berlemann (Brandts Vorgänger als Vorsitzender) stand neben mit und wir hatten eine solche Freude, dies zu erleben. Wir sagten beide „Oh, das ist so schön.“ Und aus diesem Gefühl der Verbundenheit, hab ich gefragt, ob man nach meiner Zeit im Job bei den Zoofreunden für mich Verwendung hätte. Friedrich Berlemann strahlte dann übers ganze Gesicht und sagte, „ja, da hätte ich was für Sie: „Meine Nachfolge“. Ich war zunächst sprachlos, aber auch gerührt. Mein Herz machte einen Luftsprung. Ich muss allerdings auch einräumen, dass ich zum damaligen Zeitpunkt nicht wusste, was alles auf mich zukommt. Nur, dass es eine schöne Aufgabe ist. Der Verein hat 6500 Mitglieder und viele Standbeine.

Ist das Netzwerken nach innen oder außen wichtiger?

Yvonne Brandt Beides ist gleich wichtig. Schön ist, dass wir so viele Mitglieder haben, die sich ehrenamtlich engagieren für die Tierpatenschaften, die Baumfreundschaften oder die Gedenksteine. Ohne sie wäre das alles nicht möglich. Und so eine Freundschaft - zu den Mitgliedern, aber auch den Spendern und Sponsoren - will gepflegt sein. Es ist wichtig, dass die Zoofreunde in der Stadt präsent sind und für sich und den Zoo werben.

Was wird sich unter Ihnen bei den Zoofreunden ändern?

Yvonne Brandt Der neue Vorstand aus Anja Raubinger, Bernd Hahlen und mir möchte verstärkt den Artenschutz in den Vordergrund heben. Der Zoo hat neben dem Erholungs- auch einen Bildungs- und Forschungsauftrag. Deshalb haben die Zoofreunde zuletzt die Bildungsbox für das BNE-Regionalzentrum (Bildung für nachhaltige Entwicklung) im Zoo mit 180 000 Euro gefördert. Wir wollen das Thema nicht nur theoretisch anpacken, sondern anschaulich verknüpfen mit den Tieren, die hier leben. Wer Tiere und die Natur kennt und lieben lernt, wird sie schützen

Wo sehen Sie den Zoo in zehn Jahren?

Yvonne Brandt Ich hoffe, dass er weiterhin so großartig von der Bürgerschaft, aber auch seitens der Stadt finanziell und ideell unterstützt wird. Der Zoo zieht über 400 000 Besucher pro Jahr an, ist ein absoluter Publikumsmagnet in Krefeld. Er ist ein weicher Standortfaktor und stärkt damit die Attraktivität der Stadt für neue Bürger, Firmenansiedlungen und Fachkräfte.

Zum Schluss: Welches ist ihr Lieblingstier im Zoo?

Yvonne Brandt Das ist schwer. Die Esel und Gorillas waren immer meine Lieblinge. Inzwischen liebe ich aber auch die Stachelschweine, Kängurus und alle Vögel. Mein Herz ist weiter geworden. Ich habe nun ganz viele Lieblingstiere.