Strahlend, ja fast schon enthusiastisch winkte Königin Doris in die Menge, die auf dem Marktplatz die prachtvolle Schützenparade des ASV erwartete. König Hans V. Lütters drückte derweil nicht weniger bewegt die Hände zahlreicher Schützen, die in Reih und Glied den Weg des Hofstaates zum königlichen Podest säumten. Dabei strahlte das Paar Freude und Herzlichkeit aus, die mit der Sonne konkurrierten. Zur Stärkung der Majestäten verdonnerte Moderator Wolfgang Dille den späteren Königsaspiranten Volker Wynands und dessen Skatrunde am Rande des Paradeplatzes Haltung anzunehmen oder zumindest das Königshaus an den kühlen Getränken teilhaben zu lassen.
Beim Allgemeinen Schützenverein ist es seit jeher üblich, dass es eine launige Anspielung auf die Person gibt, die schon am Nachmittag nach erfolgreichem Vogelschuss die Regentschaft übernimmt. Das gelang Wynands dann auch mit dem 109. Schuss auf dem Schießplatz hinter dem Festzelt. Nach dem triumphalen Einzug ins Zelt auf den Schultern kräftiger Kameraden spielte sich auf der Bühne ein Wechselbad der Emotionen ab. Das scheidende Königshaus legte die silbernen Amtsketten ab, das neue übernahm die Rolle im fliegenden Wechsel. Selbst die Schilder mit den Namen von Wachzug und Königspaar waren bereits ausgewechselt. Ministerzug sind übrigens die Steenalleer.
Emotional war allerdings auch schon der Samstagabend. Grund für einigen Ärger war Sicherung Nummer 11. Die flog nämlich regelmäßig heraus, als Präsident Michael Maaßen die Ehrengäste begrüßte. Da kam Protokollchef Jürgen Kothen mit einem Megaphon gerade recht, um die Zeit technischer Störung zu überbrücken. Maaßen ließ sich nichts anmerken, den: „The Show must go on!“ Im Anschluss flossen sogar Tränchen, als das Königspaar seinem Schützenvolk für ein grandioses Regentschaftsjahr dankte. Vor allem Königin Doris zeigte sich tief gerührt, dass sie als „Auswärtige“ so gut in die Gemeinschaft aufgenommen worden sei.
Eher ungläubiges Staunen zeigten zuvor bei der Parade die Gesichter der Armbrusträger, die im Vorjahr das rosarote Gewehr eines Jägerzuges bestaunt hatten, das dort traditionell mit der Zugsau von dem Schützen mit den meisten Verfehlungen getragen wird. Das hatten sich die Grünröcke gemerkt und dem Schützennachwuchs eine Armbrust in gleicher Aufmachung hergestellt und vor versammelter Mannschaft überreicht.
Und die gelöste Stimmung des neuen Monarchen Volker I. Wynands hielt über den Rest des Schützenfestes an. Der 50-jährige ist Elektrotechniker und war bereits viermal Zugkönig und zweimal Minister von ASV-Königen. Stolz präsentierte das Mitglied des II. Grenadierzuges seine Königin Carla beim sonntäglichen Festball. Das Paar ist seit 21 Jahren verheiratet. Zusammen mit seinen Ministern Wilfred Loosen mit Ehefrau Dorothea und Ulrich Hötz mit Beate Franke hat er jetzt seine Regentschaft angetreten und fiebert den letzten Schützenfesten der Saison sowie dem 140. Schützenfest im nächsten Jahr entgegen.