Die Geschichte der stationären Krankenversorgung in Willich begann am 7. Oktober 1872 mit der Weihe eines Krankenhauses auf der Bahnstraße in Willich. Ermöglicht wurde dieser Bau durch eine großzügige Schenkung der Willicherin Eva Katharina Esser. In den schweren Zeiten des ersten und zweiten Weltkrieges leistete diese Institution einen wertvollen Beitrag für die medizinische Versorgung der notleidenden Bevölkerung.
In den Nachkriegsjahren zeigte sich aber schnell, dass die baulichen Verhältnisse den rasch wachsenden räumlichen und technischen Bedürfnissen nicht mehr gerecht wurden. Ein Neubau samt Personalwohnheim und Kapelle wurde errichtet und am 1. Oktober 1963 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Betrieb genommen. Der Altbau wurde 1971 abgerissen.
Das moderne, allen Anforderungen einer zeitgemäßen medizinischen Versorgung genügende Krankenhaus war eine Erfolgsgeschichte. Ganz besonders wegen des technischen, pflegerischen und ärztlichen Personals. Zur „Mannschaft“ der ersten Stunde gehörten als Vertreter des Krankenhausträgers der katholischen Kirchengemeinde St. Katharina Willich Pfarrer Herbert Franzen (1932-2016), Verwaltungsleiter Hans Kothen (1937-2017), der diese verantwortungsvolle Position über 40 Jahre bekleidete und sein Zwillingsbruder Karl Kothen (1937-2003) als technischer Leiter.
Dr. Helmut Lindhof (1927-2009) war erster Chefarzt der Inneren Abteilung, die Leitung der chirurgischen Abteilung übernahm damals Dr. Wolf-Dieter Hinrichs (1936-2004). Das Krankenhaus verfügte zudem über die Belegabteilungen HNO (Dr. Rüdiger Gering) und Gynäkologie/ Geburtshilfe, geleitet von Dr. Bernhard Zimmermann (1937-2013). Zahlreiche Willicher haben das Licht der Welt im Katharinen-Hoaspital erblickt: Bis zu 500 Geburten wurden jährlich von Dr. B. Zimmermann betreut.
In den Jahren seines Bestehens wurde die bauliche, technische und apparative Ausstattung kontinuierlich den steigenden Anforderungen angepasst. Das Leistungsspektrum des Hauses veränderte sich mit den neu berufenen ärztlichen Leitungen. Unter Chirurg Dr. Gerd-Uwe Neukamp wurde die minimal-invasive Chirurgie (die sogenannte Knopflochchirurgie) ausgebaut. Der Internist Dr. Walter Ormann, der die Chefarztposition in der Nachfolge von Dr. Lindhof über 23 Jahre inne hatte, machte die Endoskopie (Spiegelung innerer Organe) zu einem Schwerpunkt seiner Klinik.
2007 übergab die katholische Kirchengemeinde St. Katharina Willich das Krankenhaus an die St. Augustinus Gruppe in Neuss, die zahlreiche Krankenhäuser in der Region betreibt. Unter dieser Ägide wurde die Altersmedizin (Geriatrie) zu einem weiteren Schwerpunkt der Klinik.m Das Katharinen-Hospital verfügte zuletzt über 140 Betten, ca. 190 Mitarbeiter versorgten jährlich 5 000 stationäre und ca.7 000 ambulante Patienten. Unübersehbar verschlechterte sich aber trotz aller Bemühungen in den letzten Jahren seines Bestehens die wirtschaftliche Situation des Krankenhauses (wie überhaupt die des gesamten deutschen Krankenhauswesens).
Die Einführung des sogenannten Fallpauschalensystems 2002 führte über die Jahre zu einer dramatischen Dominanz wirtschaftlicher Belange. Bald sprach man allgemein nicht mehr vom Patienten, der versorgt werden musste, sondern vom „Kunden“ und seinem Fallwert. Überbordende Bürokratie und ein kaum zu kompensierender Personalmangel verschärften die Lage. So nimmt es nicht wunder, dass das Krankenhaus am 30. Juni 2014 für immer seine Pforten schloss. 5 3000 Willicher waren fortan ohne bürgernahe stationäre Versorgung. Der letzte Akt des Dramas war der Abriss der Krankenhausgebäude im November 2019. Noch immer verunziert eine riesige Brachfläche das Zentrum der Stadt.
Bemerkenswerterweise treffen sich aber auch nach zehn Jahren einmal jährlich bis zu 100 ehemalige Mitarbeiter zu einem lockeren, fröhlichen Beisammensein, tauschen sich über die aktuelle Situation im Gesundheitswesen aus und erinnern sich gerne der „guten alten Zeit“.