Heute: Aktion auf dem Willicher Markt zum Orange Day Orange Day: Das stille Leiden der Frauen

Willich (kg) · Am heutigen Dienstag, 25. November, wird der Markt in Alt-Willich an vielen Stellen in ein oranges Licht getaucht. Grund dafür ist der „Orange Day“, der damit den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ kennzeichnet.

Der Arbeitskreis "Frauen leben Ökumene" veranstaltet zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Willich eine Aktion zum "Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen" an der langen Tafel vor der Kirche St. Katharina in Alt-Willich. Foto: Privat

Foto: Privat

Es ist ein Tabuthema, über das immer noch zu wenig gesprochen wird: die Gewalt an Frauen. Ob häusliche Gewalt, Gewalt in der Partnerschaft, geschlechtsspezifische Straftaten über Tötungsdelikte bis hin zu sexueller Belästigung - die Zahlen haben im vergangenen Jahr zugenommen. Für 2024 verzeichnete die häusliche Gewalt einen neuen Höchststand mit über 265 000 Betroffenen, wovon rund 73 Prozent Frauen waren.

„Dabei ist das Gewalt an Frauen immer noch Tabu-Thema und ein großes gesellschaftliches Problem“, sagt Angela Parkhof-Klein vom Arbeitskreis „Frauen leben Ökumene“. Zusammen mit Ingeborg Nabereit, der Willicher Künstlerin Beate Krempe und der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Willich, Diana Schrader, sowie anderen Frauen veranstalten sie am Dienstag, 25. November - passend zum Orange Day - einen Aktionsabend zum Thema „Gewalt gegen Frauen“. Los geht’s um 17 Uhr an der langen Tafel vor St. Katharina in Alt-Willich.

Darin sind sich alle Frauen einig: Gewalt an Frauen ist immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft und damit ein gesellschaftliches Problem. „Aufklärung hilft. Wir müssen das Thema immer wieder in die Mitte der Gesellschaft tragen“, sagt Angela Parkhof-Klein. Die Willicher Künstlerin Beate Krempe hatte bereits vor 13 Jahren das Thema in einer Aktion aufgegriffen. „Leider ist es seit dem nicht besser geworden - im Gegenteil, die Zahlen der Gewalt an Frauen ist gestiegen“, sagt sie. Das trifft bundesweit und eben auch für den Kreis Viersen zu. Fast jeden Tag stirbt in Deutschland eine Frau durch die Hand ihres Partner oder Ex-Partners. Das zeigt das Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2023“ des Bundeskriminalamts (BKA). Statistisch gesehen wird in Deutschland alle 68 Sekunden eine Frau Opfer von einer Form von Gewalt. Fast jeden Tag wird dabei eine Frau getötet. Über 80 Prozent aller Femizide – also die vorsätzliche Tötung von Frauen, weil sie Frauen sind - finden in heterosexuellen Beziehungen statt.

„Das kann einfach kein Zustand sein“, sagt Willichs Gleichstellungsbeauftragte Diana Schrader. Für sie gilt die Null-Toleranz-Strategie. „Gewalt an Frauen muss unbedingt gestoppt werden“, ergänzt sie.

Beate Krempe erinnert sich an Gespräche mit Frauen während der Aktion vor 13 Jahren. „Einige betroffene Frauen haben mir erzählt, dess es vor allem Menschen im näheren Umfeld sind, die einfach weg geschaut haben - ganz nach dem Motto: Die Nachbarn haben immer weggehört.“ Eine traurige Erkenntnis.

Warum Männer Frauen schlagen, dafür gäbe es laut Angela Parkhof-Klein und Diana Schrader verschiedene Gründe. Das kann mit der Erziehung zusammenhängen - aus der Tradition heraus, wenn der Vater die Mutter geschlagen hat. Alkoholprobleme oder generell Rauschmittel können Auslöser für Gewalt an Frauen sein oder auch einfach das Machtgefühl als Mann gegenüber einer Frau“, sagt Angela Parkhof-Klein. Sprüche wie ‚Ich lass mir von meiner Alten nix gefallen - ich schlag sofort zurück‘ - würden gerade oft von schwachen Männern kommen. „Frauen geraten dann oft in eine Hilflosigkeit. Hinzu kommt ein Schamgefühl, warum Frauen nicht sagen, wenn sie Gewalt erfahren“, erklärt Beate Krempe.

Über all diese Dinge wollen der Aktionskreis und die Gleichstellungsbeauftragte am Dienstag aufklären - und das mit einer besonderen Kampagne, die sich die Willicher Künstlerin hat einfallen lassen. „Wir werden rund um den Markt vor St. Katharina circa 50 Fotos aufstellen, auf denen eine Frau in einer Art Abwehrhaltung zu sehen ist. Neben diesen Bildern wird immer der Satz einer Frau stehen, die Gewalt erfahren hat. Dazu werden wir diese Spots in ein leicht oranges Licht hüllen, so dass der Markt im Ganzen ein oranges Schimmern erhält.“

An der langen Tafel vor St. Katharina wird es dann einen Infostand geben, wo man bei Gebäck und Tee zu einem Gespräch zusammen kommen kann. „Wir wollen dabei nicht nur Frauen, die Gewalt erfahren haben, erreichen, sondern das Thema in die Gesellschaft tragen. Gerade auch Männer sollen sich dadurch angesprochen fühlen. Jeder Mensch den wir erreichen, ist ein wichtiger Multiplikator für das Thema“, sagen Diana Schrader und Angela Parkhof-Klein.

Frauen, die Gewalt erfahren haben, haben oft auch Angst, wissen nicht wo oder an wen sie sich wenden können. „Frauen können sich jederzeit an die Polizei wenden, es gibt eine Beratungsstelle, dazu das Frauenhaus in Viersen und natürlich können sich die Frauen auch an mich wenden“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Diana Schrader und betont, dass alle Gespräche immer kostenlos und vertraulich seien. Frauen, die auf irgendeine Art und Weise Gewalt erfahren, stehen nicht alleine da. Ihnen kann und wird geholfen. „Sie müssen nur den Mut haben, sich zu melden.“