Dass Bodybuilding-Legende Ronnie Coleman selbst mal in der Halle 22 Gewichte gestemmt und sogar ein „Autogramm“ auf einer Spiegelwand hinterlassen hat, wissen heute nur die wenigsten. „Leider haben damals die Putzfrauen - weil sie dachten es wäre irgendeine Schmiererei - das Autogramm weggewischt“, erinnert sich Edith Gribs, Unternehmerin und Inhaberin der heutigen Halle 22.
Edith Gribs selbst ist Sportlerin durch und durch, hat Sport nicht nur studiert, sondern stand selbst in den 80er-Jahren in der Fitness-Klasse auf der Bühne. Fitness und Sport - das war immer ihre große Leidenschaft. Unweit der heutigen Halle 22, knapp 300 Meter entfernt, eröffnete sie in den 80er-Jahren ihr 350-Quadratmeter großes „Willicher Fitness-Studio“. Ende der 90er-Jahre bot sich ihr dann die Gelegenheit ein neues, größeres Studio zu eröffnen - was heute die „Halle 22“ ist.
Das Gelände „Stahlwerk Becker“ hatte die Stadt Willich seinerzeit - nachdem die britische Armee dort abgezogen war - von der Bundesvermögensverwaltung gekauft und hatte die Vision, daraus einen zukunftsorientierten Industriepark mit der Verbindung von historischen, geschützten Gebäuden und Neubau-Möglichkeiten zu entwickeln.
„Ich war durch einen ehemaligen Freund, der auch sportlicher Leiter in der britischen Kaserne war, auf das Projekt aufmerksam gemacht worden“, erinnert sie sich. Die große Halle mit der Nummer 22 sollte es sein. „Die Halle wurde ursprünglich von den britischen Soldaten als Sport- und Turnhalle verwendet“, sagt sie. „Die Halle war perfekt - auch wenn der Umbau für mich für viel Arbeit bedeuten würde.“
Heute erinnert also nicht nur die charmante Fassade der Halle 22 an die alten Zeiten, der Parkettboden wurde aufgearbeitet, die typischen Markierungen für Fußball oder Basketballfeld entfernt. Wer heute in der Halle 22 trainiert, steht sprichwörtlich auf historischem über 70 Jahre altem Holzboden. Schließlich kaufte Edith Gribs die Halle mit dem umliegenden 8000 Quadratmeter großen Grundstück und begann, das historische Gebäude aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts umzubauen.
„Mit der Namensgebung haben wir uns auch etwas schwer getan. ‚Willicher Fitness-Studio‘ war uns irgendwie zu einfach. Selbst Ideen wie ‚Athleten-Schmiede‘ hatten wir“, erinnert sie sich und lacht. Damals ging der Trend weg vom Bodybuilding-Gedanken hin zum Training mit dem Schwerpunkt Gesunderhaltung. Dafür wollte ich ein Angebot schaffen“, so Edith Gribs. „Und ‚Athleten-Schmiede‘ hätte da nicht so gut gepasst.“ Gemeinsam mit Thomas Mathes, der sie seit Anfang an bei der Umsetzung des Projektes begleitet und heute Geschäftsführer der Halle 22 ist, einigte man sich schließlich auf den Namen „Halle 22“. „Das hat sich eingeprägt - heute sagen unsere Mitglieder nicht ‚wir fahren ins Studio, sondern in die ‚Halle‘.“, so Thomas Mathes. Im Mai 2000 wurde die neue „Halle 22“ dann schließlich eröffnet
Die Entwicklung ging stetig voran: Es kamen mehr Mitglieder, neue Geräte und Konzepte und in der Fitness-Branche entstanden durch permanente Forschung und Entwicklung neue Trainingsvisionen – und Edith Gribs war mit ihrem Team immer dabei. „Wir legten von Anfang an Wert auf ein qualifiziertes Training mit einer individuellen Betreuung für jedes Mitglied und gut ausgebildete Trainer“, sagt sie.
2002 begannen die Überlegungen, das Gebäude durch einen Anbau zu erweitern, im Mai 2004 verdoppelte sich die Gesamtfläche auf 2 700 Quadratmeter durch die Einweihung des ersten Anbaus. „Bis zur Neueröffnung gab es eine lange Planungszeit und etliche Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde, bis hin zum Landeskonservatorium, da die Halle 22 unter Denkmalschutz steht und die Außen- und Innenfassaden des Gebäudes nicht verdeckt werden durften. Wir haben letztlich eine gute Lösung gefunden und die Fassade in den Bau optisch integriert. Das ergibt ein tolles Ambiente, das den alten Charme des Gebäudes mit der modernen Erweiterung in Einklang bringt“, so Edith Gribs. Mit der Eröffnung der Praxis für Physiotherapie „Physio 22“ (Inhaberin Anita Reimann) gewann der Aspekt Gesundheitsförderung noch mehr an Bedeutung.
Es folgten weitere Zwischenschritte bis hin zur heutigen Größe und den derzeitigen Räumlichkeiten: Die Erweiterung des Saunagartens im Jahr 2008 mit Kelo-Blockhaussauna, Relax-Zone und weiteren Dusch- und Abkühlmöglichkeiten, der Parkplatzausbau (2009) und schließlich die Erweiterung der Trainingsfläche um 200 qm im Jahr 2010. Für diesen Schritt wurden im Gewölbekeller der Halle riesige Fundamente entfernt, die für die heutige Nutzung nicht mehr benötigt werden. Der letzte große Bauabschnitt war die Vergrößerung der Immobilie um weitere 450 qm im Jahr 2015. Damit konnten die Trainingsangebote durch Einführung des Funktionelles Trainings, des „five“ Rücken- und Gelenktrainings sowie die Vergrößerung der Kursraum- und Diagnostikflächen noch einmal neu strukturiert werden.
Die Corona-Pandemie war eine große wirtschaftliche und psychische Herausforderung. Es ging darum, sich an die Regeln zu halten, aber auch darum, die Mitglieder so aufzufangen, dass sie über online-Trainings eine Möglichkeit hatten, sich ihre Beweglichkeit, Kraft und Gesundheit zu erhalten. Halle22-Mitarbeiter haben Videos für das Training zuhause aufgenommen, Trainings-Equipment für das Heimtraining verliehen und ein praxistaugliches Hygiene-Konzept erstellt. Wichtig war es auch, die Arbeitsplätze des Teams zu erhalten
Im April 2022 wurde dann noch einmal eine Erweiterung eingeweiht: der Outdoor-Campus mit einer Fläche von rund 650 m². Ein Bereich des Parkplatzes, der an die Abgrenzungsmauer zum Raiffeisenmarkt und an die denkmalgeschützte frühere Gießerei des Stahlwerks Becker grenzt, wurde eingezäunt und umgestaltet. Ein Teil des Bodens wurde mit einem speziellen, trainingstauglichen Belag versehen, andere Bereiche wurden befestigt, um etwa Yoga-Matten sauber auslegen zu können. Außerdem hat die Halle 22 einige, für den Außenbereich geeignete Trainingsgeräte installiert.
Dazu werden die inhaltlichen Konzepte ständig aktualisiert und modernisiert. Das Ziel ist es, Menschen jeden Alters zu erreichen und davon zu überzeugen, dass ein gut geplantes Fitnesstraining ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung von Gesundheit und Mobilität ist. Heute sind die ältesten der knapp 4 000 Mitglieder über 90 Jahre. „Zu vielen ist über die Jahre eine schöne, persönliche Beziehung entstanden“, so Edith Gribs. Sie werden von 63 Trainern und Mitarbeitern im Service betreut. Darunter fünf Auszubildende. Denn das Studio hat sich auch zu einem Begegnungs- und Kommunikationsort entwickelt.
Ein wesentliches Thema derzeit ist die zunehmende Digitalisierung des Trainings, die präzisere Verbesserungen ermöglicht, „dabei ziehen wir mit, aber es bleibt ein Angebot von Mensch zu Mensch“, betont Thomas Mathes.
Seit Jahren beteiligt sich die Halle 22 auch an Forschungsprojekten und Studien von Partnern und Wissenschaftlern. Ebenso gibt es eine langjährige Kooperation mit der deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Köln, um Studenten Plätze im dualen Studium anbieten zu können.
Bei allem gilt für Edith Gribs immer noch: „Ich habe den Schritt ins Stahlwerk nie bereut“.