Stadt Willich „Wir sind, wer wir sind“: Stepping out!

Stadt Willich · Mit „Stepping out“ präsentieren die Festspiele Neersen ihr letztes großes Theaterstück auf der Festspielbühne in der Jubiläumsspielzeit. Es verspricht echtes Broadway-Feeling.

„Stepping out“ ist eine echte Broadway-Show mit großen Gefühlen, vielen Emotionen, tragischen Momenten und einem Happy End!

Foto: Mark Mocnik

Die glamourösen Zeiten von Profi-Tänzerin Marie (Tamara Wörner) sind längst vorbei. Trotzdem bleibt sie ihrem Traum vom Tanzen treu. In ihrem ‚etwas einfachen‘ Tanzstudio bietet sie einen Stepp-Tanzkurs an. In ihrem „Klapperkurs“ - wie sie selbst sagt - den sieben Frauen und ein Mann besuchen, versucht sie der wenig illustren Gruppe die Kunst und den Zauber des Steppens beizubringen. Begleitet wird sie dabei von Hildegard Blühdorn (Inez Timmer), die am Klavier sprichwörtlich den Takt angibt. Das Studio - das wird dem Zuschauer schnell klar - ist für Profi-Tänzerin Marie und Rentnerin Hildegard mehr als nur ein Arbeitsort. Es ein Ort der Hoffnung und unterstreicht mehr die Symbiose der beiden Frauen zueinander - die sie sich aber selbst offiziell nicht eingestehen wollen.

Dann ist da die schüchterne und zurückhaltende Andi (Daniela Michel), die eigentlich Andrea heißt und wie sich später herausstellt, in einer gewalttätigen Ehe lebt. Hinzu gesellt sich die selbstständige Maxi (Janina Eliane Heyderhoff), die einen Second-Hand-Laden betreibt, Sozialarbeiterin Doro (Clarissa Bruhn), die Perrücken tragende Rosa, Krankenschwester Lilli (Silvia-Ina Hofmann), die ‚frechschnauzige‘ und Kaugummi kauende Silvia (Mascha Kamenskikh), Valery (Vanessa Wilcek) - die ach so feine Dame aus angeblich gutem Hause mit Vorzeigeehe und schließlich Manuel (Sebastian Teichner), ein extrem schüchterner Versicherungsvertreter, der als Hahn im Korb alles andere als seinen Mann steht.

Gerade diese ungleiche Mischung macht „Stepping out“ direkt zu Anfang unglaublich spannend und faszinierend. Schnell werden die Charaktere auf der Bühne umzeichnet und der langsame Blick hinter die Kulissen einer jeden Figur macht nicht nur neugierig, sondern auch teilweise traurig. Denn: so richtig glücklich im Leben ist niemand der Protagonisten.

Und so wird der Zuschauer getragen durch die Lebensgeschichten der Figuren - mal heiter und lustig, mal tieftraurig. Tatsächlich fiebert man richtig mit, wenn sich zwischen Manuel und Andi eine merkliche Zuneigung entwickelt. Und Valery, die extrovertierte und vermeintliche Dame von Welt - sie geht einem mit ihrem gespielten Perfektionismus in allen Lagen sprichwörtlich nur auf die Nerven. Im Dialog mit Maxi, angesprochen auf die Unterschiede, bringt es Andi auf den Punkt: „Wir sind nun mal, wer wir sind“.

Schön anzusehen ist es dann das Finale. Denn die Chance, bei einer Benefiz-Veranstaltung ihr Können zu präsentieren, schweißt die gemischte Gruppe zu einem tollen Team zusammen. In echter Broadway-Manier zeigen sie zum Song ‚Strik up the Band‘ (original von George und Ira Gershwin) eine Stepp-Show, die ihresgleichen sucht. Ein echtes Boadway-Happy-End.