Gute Stimmung am Donnerstagmorgen am Technischen Rathaus in Neersen. Festspiele-Intendant Jan Bodinus und Vereinsvorsitzende Sabine Mroch haben das Ensemble für „Fishermen & Friends“ vorgestellt und zeigten sich mehr als zufrieden mit der bisherigen Festspiele-Saison. „Wir haben bisher eine gesamte Auslastung von 83,81 Prozent; für Nils Holgersson von 86 Prozent und bei ‚Club der toten Dichter‘ von 92 Prozent“, betont Sabine Mroch. Und auch für „Fishermen & Friends“ ist der Kartenvorverkauf gut angelaufen - eine Auslastung bisher von 69 Prozent. „Wir hatten sogar einen Anrufer aus Braunschweig, der Karten für Fishermen & Friends bestellt hat. Er hat das Stück bereits zwölf Mal in Braunschweig gesehen. Ein echter Fan eben“, so Mroch weiter.
Auch Intendant Jan Bodinus zeigt sich erfreut. „Die Auswahl der Stücke in dieser Saison war sehr gut und zeigt, die Menschen wollen sich wieder mit Leichtigkeit und Unterhaltung umgeben.“
Mit „Fishermen & Friends“ scheint man ebenfalls richtig zu liegen. Das Stück, das bisher in Braunschweig 30 Mal in der Komödie am Altstadtmarkt aufgeführt wurde, kommt nun als Gastspiel zu den Festspielen Neersen. Das Bühnenbild wurde bereits im Frühjahr von Christian Baumgärtel und seinem Team in Neersen zusammengebaut und nach Braunschweig gebracht. Mroch, Bodinus aber auch Regisseur Florian Battermann sind sich einig: „Das Stück wird auch in Neersen gut ankommen - und Vorsicht, es besteht Schunkelgefahr“, betont Florian Battermann. Immerhin wird nicht nur geschauspielert, sondern es werden auch einige bekannte Shantys gesungen.
Prächtig, bunt, einladend - so präsentiert sich das erstaunlich detailverliebte Bühnenbild. Eine Bar mit Barhockern, ein Tisch mit Stühlen neben einem blauen Kachelofen, ein Fenster mit Meerblick, kleine Modellsegelschiffe - wir befinden uns mitten in einer kleinen Kneipe, auf einer Hallig (Hallig ist eine kleine, nicht eingedeichte Marschinsel im nordfriesischen Wattenmeer) unweit von Husum.
Die kleine gemütliche Kneipe gehört Hein Hansen (Hannes Ducke), seines Zeichens Wirt, Postbote und Polizist (und geheimer Bierbrauer), der mit seinen Freunden Fiete Matthis (Oliver Geilhardt) und dessen Sohn Nils (Torben Padanyi) und Jasper Paulsen (Sebastian Teichner) nicht nur gerne mal den ein oder anderen Schnaps, ein Bier oder einen ‚Pharisäer‘ (Kaffee) zischt, sondern hier singen die Männer auch gerne ihre Shantys - also alte, traditionelle Seemannslieder. Sonst ist auf ihrer kleinen Hallig nicht viel los. Der Trubel nimmt erst seinen Lauf, als plötzlich Gaby Weber (Claudia van Veen) auftaucht - eine kürzlich gefeuerte und sichtlich frustrierte Musikagentin aus dem Rheinland. Die wurde nämlich von einem Unwetter und der Flut überrascht und ist damit sprichwörtlich auf der Hallig gestrandet. Damit die Männer das nordische Idyll für Gaby - und auch für sonstige Touristen (wenn denn mal welche kommen) - aufrechterhalten können, sprechen die sonst hochdeutschbegabten Herren schnell mal gerne norddeutsches Platt. Das Codewort für den Dialektwechsel lautet: „Heringssalat“. Da wird dann von „Schietwetter“ oder von den „Deern“ gesprochen.
Als dann auch noch Gabys Tochter Jenny (Larissa Heimbach) auftaucht, Fiete sich in Gaby und Nils sich in Jenny verliebt, die Shantys plötzlich auf Social Media durchstarten und die nordischen Jungs kurz davor sind, richtige Stars zu werden - nimmt das Chaos seinen Lauf. Hier sei aber schon verraten - es gibt ein Happy End, auch wenn es am Ende heißt: Heringssalat ist aus.
Angelehnt an die tatsächliche Story der „Fisherman‘s Friends“ bekommt das Stück „Fishermen & Friends“ bei den Festspielen einen etwas anderen, ja schon fast romantischeren Twist. Eine Komödie aus Wirrungen und Irrungen und vor allem aus Missverständnissen, die dem Stück inhaltlich einen unglaublichen lustigen Dreh verpassen. Man fiebert förmlich mit, mit den Herren auf der Hallig, die offen und ehrlich sind und alle ein großes Herz haben. Garniert wird die Komödie mit insgesamt zwölf Shantys, die vom sechsköpfigen Ensemble mit viel Herzblut gesungen werden. Ob „Wellerman“ oder „Spanish Ladies“ - Hans Albers‘ „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ darf natürlich auch nicht fehlen - die Lieder machen Spaß, animieren zum Mitsingen und auch zum Mitschunkeln. Regisseur Florian Battermann verspricht nicht zu viel, wenn er sagt: „Das Publikum wird mitschunkeln, singen und tanzen“. Das wird es garantiert.
„Fishermen & Friends“ begeistert von der ersten Minute an. Man möchte sich gleich mit den Jungs an die Theke setzen, ihren Geschichten lauschen oder einen ‚mitschnacken‘. Bis zur letzten Minute ist das Stück absolut kurzweilig, unterhaltsam, lustig und als letzte große Abendshow auf der Freilichtbühne der Schlossfestspiele Neersen noch ein richtiges Highlight. Also hingehen und Spaß haben bis - und das werden Sie dann verstehen, liebe Leser - der „Heringssalat eben aus ist“.