Stadtwerke bauen neue Aktivkohle-Filtrationsanlage 1,4 Millionen im Kampf gegen PFAS

Stadt Willich · Kürzlich gab es den Spatenstich für den Baubeginn einer neuen Aktivkohle-Filtrationsanlage, die vor allem sogenannte per- und polyfluorierte Alkylverbindungen - kurz PFAS - aus dem Trinkwasser filtern soll. Kostenpunkt: 1,4 Millionen Euro.

Spatenstich für die neue Aktivkohle-Filteranlage in der Nähe von Anrath: Stadtwerke Geschäftsführer Tafil Pufja und die Bürgermeister Christian Pakusch (Willich) und Christian Bommers (Meerbusch) nehmen die Spaten in die Hand (von links).

Foto: Norbert Prümen

Auslöser war Löschschaum, der die PFAS-Konzentration im Willicher Gebiet hat ansteigen lassen. Aktuell stehen drei Männer im Verdacht, über ein Willicher Unternehmen Löschschaum illegal gelagert und entsorgt zu haben. Gegen sie wurde nun Anklage erhoben.

Dabei ist das Thema PFAS für Willicher Bürger nicht neu. Bereits vor zwei Jahren wurde eine erhöhte PFAS-Belastung im Brunnen von Anrath entdeckt. Dies wurde bei einer prophylaktischen Untersuchung festgestellt. „Damals haben wir Sofortmaßnahmen eingeleitet, um die Belastung zu senken“, erinnert sich Stadtwerke/Wasserwerke-Geschäftsführer Tafil Pufja. Um solchen ‚bösen‘ Überraschungen vorzubeugen haben seinerzeit die Stadtwerke den Bau einer modernen Anlage vorangetrieben, die nun mit dem Spatenstich für die Aktivkohle-Filtrationsanlage ihren Anfang genommen hat. Über den Neubau, der im Dezember 2025 abgeschlossen sein wird, freuten sich mit Tafil Pufja auch Bürgermeister Christian Pakusch und Meerbuschs Bürgermeister Christian Bommers. „Für die Menschen in Osterath, die ihr Trinkwasser unter anderem aus Anrath beziehen, sei die Sicherheit durch moderne Technologie von zentraler Bedeutung“, so der Bürgermeister von Meerbusch. Christian Pakusch kann seinem Amtskollegen nur zustimmen: „Mit der neuen Anlage können sich unsere Bürgerinnen und Bürger darauf verlassen, dass sie auch zukünftig einwandfreies Trinkwasser genießen können.“

Für den Bau der neuen Anlage investieren die Stadtwerke 1,4 Millionen Euro, um vor allem PFAS aus dem Trinkwasser zu filtern. Doch die Anlage kann noch mehr: „Sie filtert auch andere unerwünschte Stoffe wie Pflanzenschutzmittel raus, was in unserem ländlichen Raum ein wichtiger Aspekt bei der Aufbereitung von Trinkwasser ist“, erklärt Rainer Röder, Umweltdezernent des Kreises Viersen.

Auf einer Grundfläche von knapp 900 Quadratmetern werden acht parallele Filterkessel mit einem Volumen von 20 Kubikmetern installiert. Das Filtermaterial ist Aktivkohle aus Steinkohle, die Fördermenge beträgt 640 Kubikmeter pro Stunde mit einem Druck bis zu zwei bar. Die Anlage funktioniert - per Fernüberwachung - vollautomatisch. Die Betriebskosten belaufen sich auf circa 200 000 Euro pro Jahr für die Stadtwerke.

„Die Anlage stellt sicher, dass wir unter den Grenzwerten bleiben, die uns die novellierte Trinkwasserverordnung vorgibt“, erklärt der Stadtwerke-Chef. Ab 2026 sind das für 20 Verbindungen der PFAS-Stoffgruppe 100 Nanogramm pro Liter, ab 2028 gelten für besonders bedenkliche PFAS sogar nur noch 20 Nanogramm. Seit der PFAS-Feststellung vor zwei Jahren wird regelmäßig gemessen „Die Werte liegen bisher meistens unter 100 Nanogramm“, heißt es von Seiten der Stadtwerke. Bei steigendem Wert - sollte dies vor Inbetriebnahme der Anlage sein - gäbe es Präventivmaßnahmen.

Insgesamt gibt es im Anrather Gebiet vier Brunnen. Zwei Brunnen sind seit 2024 außer Betrieb. Einer wird nur gespült, damit sich dort keine Keime bilden. Aus dem anderen Brunnen wird kein Trinkwasser gefördert - er dient zur Abdeckung bei steigendem Wasserbedarf, ein weiterer Brunnen dient als Abwehrbrunnen, um Schadstoffen abzulenken. Aus den beiden anderen Brunnen wird ganz normal Trinkwasser gefördert. Zukünftig wollen die Stadtwerke im laufenden Betrieb sehen, wie lange die Aktivkohle PFAS aufnimmt, bevor sie aufbereitet werden muss.

„Die Mehrkosten für den Betrieb der Anlage werden über den Wasserpreis auf die Verbraucher umlegen müssen“, sagt Tafil Pufja. Diese könnten dann pro Haushalt bei circa 20 Euro mehr pro Jahr liegen. „Sollte der Verursacher der PFAS-Einträge eindeutig identifiziert werden und wir können Schadensersatz-Ansprüche geltend machen, wird der Preis für die Haushalte natürlich wieder sinken“, so die Stadtwerke weiter.