Knapp 70 Menschen besuchen in der Woche die angebotenen Sprachkurse des Arbeitskreis Fremde. „All diese Menschen haben einen Fluchthintergrund“, sagt Angelika Ruscher, die seit 2021 die Koordination im Deutschtraining übernommen hat. „Die Menschen kommen aus der Ukraine, aus Ländern im Nahen Osten wie Syrien oder Afghanistan oder auch aus Afrika“, ergänzt sie.
Anders als bei Integrationskursen, die oft Pflichtprogramm sind, sind die angebotenen Kurse beim AKF freiwillig. „Die Menschen kommen freiwillig zu uns, um die deutsche Sprache zu lernen“, sagt Gaby Petersen, Vorsitzende des AKF. „Das Sprachtraining ist ein zentraler Baustein unserer Arbeit, denn Sprache ist der Schlüssel zur Teilhabe an der Gesellschaft“, erklärt sie weiter.
Dabei geht es in den Sprachkursen vor allem darum, alltägliche Situationen zu bewältigen - der Besuch beim Arzt, im Kindergarten oder beim Einkauf zum Beispiel. Auf einfache Art und Weise versuchen die Sprachtrainer so die deutsche Sprache zu vermitteln und alltägliche Situationen für geflüchtete Menschen zu vereinfachen. Und das funktioniert ganz gut „... so gut, dass wir mittlerweile eine Warteliste an Teilnehmern führen müssen“, erklärt Sabine Neumann, stellvertretende Vorsitzende beim AKF. Das Problem, warum der AKF nicht mehr Menschen Sprachkurse anbieten kann, ist schnell erklärt: „Es fehlt uns schlichtweg an Sprachtrainern“, sagt AKF-Vorsitzende Gaby Petersen. Aktuell helfen 25 ehrenamtliche Sprachtrainer den Menschen beim Erlernen der deutschen Sprache. Dabei werden die Gruppen - es sind nie mehr als zehn Teilnehmer in einer Gruppe - nach ihren Stärken zusammengefasst. „Es ist alles dabei - vom Akademiker bis zum Analphabeten“, bringt es Gaby Petersen auf den Punkt. Es gibt Gruppen, die ganz bei null anfangen müssen, das Schreiben erlernen müssen bis hin zu ‚fortgeschrittenen Gruppen‘, die bereits Vorkenntnisse in der deutschen Sprache haben.
„Den Teilnehmern macht es auch viel Spaß“, weiß Angelika Ruscher. Nicht selten passiert es, dass Teilnehmer Bekannte oder Freunde mitbringen, weil sie in ihrem Umfeld von den positiven Erfahrungen beim AKF berichtet haben „...und das gibt uns natürlich auch etwas zurück. So sehen wir, dass unsere Arbeit zum Erfolg führt und es ist natürlich auch eine Wertschätzung für uns.“
Trotzdem gibt es auch einen Wermutstropfen. „Leider wissen wir auch, dass im heimischen Umfeld der Geflüchteten dann doch immer noch in der eigenen Landessprache kommuniziert wird. Das vereinfacht das Lernen der deutschen Sprache nicht. Es wäre schöner, wenn Gelerntes auch in der Familie weiter vertieft wird“, so Ruscher. Hausaufgaben gäbe es für die Teilnehmer nicht. Das sei eher die Ausnahme.
Dabei bietet der AKF seinen Sprachtrainern allerlei Lernmaterial an. Auch der Ausbau des Lernprogramms so wie die Digitalisierung erleichtern Sprachtrainern wie Teilnehmer den Unterricht. Unterstützung erhält der Verein dabei durch die Stadt Willich. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist super. Der Wegfall der Landesmittel ‚Komm-an‘ wurde durch die Stadt kompensiert, wofür wir sehr dankbar sind“, betont Gaby Petersen.
In 2019 ist der AKF in das alte Rathaus in Schiefbahn gezogen, hat dort Schulungsräume übernommen, modernisiert. „Wir bräuchten dringen noch mehr ehrenamtliche Sprachtrainer“, sagt die Vorsitzende und betont: „Niemand muss dafür Deutsch, Geschichte oder sonst irgendwas studiert haben. Die Voraussetzungen für den Sprachtrainer sind einfach: Zeit für zwei Stunden an einem Tag in der Woche, Spaß an der Vermittlung der deutschen Sprache, Aufgeschlossenheit gegenüber fremden Kulturen.“ Wer als Sprachtrainer beim AKF mitmachen möchte, wird durch erfahrene Sprachtrainer schrittweise an die Aufgabe herangeführt. „Eine Wissenschaft ist das wirklich nicht. Selbst die Unterrichtsgestaltung ist dabei ganz individuell“, weiß Angelika Ruscher.
Wer Interesse hat, den AKF als Sprachtrainer zu unterstützen, meldet sich per Mail an vorstand2@AKF-willich.de, telefonisch unter 02154 8138296.
Der AKF leistet Hilfe zur Selbsthilfe und steht für Toleranz, Respekt und Wertschätzung - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Mehr Infos gibt es unter www.akf-willich.de.
Übrigens: Für seine Fahrradwerkstätten in Willich und Anrath zur Förderung der Mobilität von Geflüchteten sucht der AKF noch Fahrräder für Kinder. Wer ein Kinderfahrrad abzugeben hat, kann sich an Bodo Watzka unter 0160 7676405 wenden.