Ehemaliges jüdisches Schul- und Bethaus Schlüssel für zukünftige Gedenkstätte übergeben

Viersen (red) · Nach jahrelangen Bemühungen ist es nun gelungen, den Erwerb der Immobilie an der Rektoratstraße 10 in Viersen, das ehemalige jüdische Schul- und Bethaus, durch die NEW notariell zu beurkunden und die Nutzung durch die Jüdische Gemeinde zu ermöglichen.

Felix Heinrichs (Oberbürgermeister Mönchengladbach), Franciska Lennartz (Gedenkstätte Viersen), Dr. Martin Plum (MdB Kreis Viersen) und Dr. Leah Floh (Jüdische Gemeinde Mönchengladbach-Viersen) bei der Schlüsselübergabe.

Foto: F. Lennartz

Entscheidender Impulsgeber war im Vorfeld die politische Entscheidung der Stadträte in Viersen und Mönchengladbach Mitte 2024, zukünftig die jährlichen Betriebskosten für die geplante zukünftige Gedenkstätte im ehemaligen jüdischen Schul- und Bethaus hälftig zu übernehmen. Seit der Enteignung in der Zeit des NS-Regimes steht die Rektoratstraße 10 nach rund 82 Jahren wieder in der Nutzung der Jüdischen Gemeinde.

Dieses Ereignis wurde nun durch eine feierliche Schlüsselübergabe an die erste Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mönchengladbach-Viersen, Dr. Lea Floh, gefeiert.

Seit 1863 befand sich die jüdische Volksschule in der Rektoratstraße 10. Neben Schulräumen gehörten zum Haus noch ein Betsaal sowie eine Stallung, ein Hofraum und ein Garten. 1895 ist das Gebäude in das Eigentum der Jüdischen Spezialgemeinde Viersen und folgend 1942 in das der Stadtwerke Viersen übergegangen. Im Jahr 2000 erfolgte der Verkauf an private Erwerber. Eine an der Außenmauer des Hauses angebrachte Gedenktafel erinnert an die jüdische Vergangenheit des Hauses.

In Würdigung seiner historischen, kulturellen und religiösen Bedeutung soll künftig hier eine Nutzung als Gedenkstätte in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Mönchengladbach-Viersen und als Ort der aktiven und öffentlich wahrnehmbaren Erinnerungskultur mit überregionaler Strahlkraft erfolgen. Dabei sollen digitale Medien in der zukünftigen Gedenkstättenpädagogik eine wichtige Rolle spielen. „Ziel wird es sein, mit zeitgemäßen Medien auch junge Menschen abzuholen. Mit emotionalen Begegnungen, mit Gesprächen über die Vergangenheit und Gegenwart soll das Zusammenleben in der Region positiv gestaltet werden“, sagt Franciska Lennartz, Projektleiterin der zukünftigen Gedenkstätte Viersen. 1700 Jahre jüdisches Leben im Rheinland seien hierfür die inspirierende Basis.