Bei einer Radtour zur betreffenden Stelle zwischen Logistikgelände und Rheinaue kommen wir ins Gespräch und der betagte Rentner Gerd Kirbach erweist sich als geistig und körperlich überaus fit. Um dran zu bleiben, musste ich schon ordentlich in die Pedale treten und die Ohren spitzen.
Die Eltern und auch er selbst stammen aus dem Erzgebirge. 1949 flüchtete zuerst der Vater nach Westdeutschland und 1952 konnten er und seine Mutter schließlich nachziehen und fanden in Rheinhausen eine neue Heimat und Arbeit. Wie so viele andere fand auch Gerd Kirbach Arbeit im Kruppschen Stahlwerk. Als Maschinist und später als Vorarbeiter blieb er bis 1991 bei Krupp beschäftigt - sage und schreibe 39 Jahre - und ging dann mit Sozialplan in den Vorruhestand. Der Rest der Kruppschen Geschichte ist bekannt - 1993 war gänzlich Feierabend in Rheinhausen.
Bei der Fahrt über das alte Krupp-Areal, was nun "Logport" Logistikstandort ist, war von Wehmut keine Spur. Der Strukturwandel in Rheinhausen sei überaus erfolgreich verlaufen und Logport schon eine erfolgreiche Entwicklung. Dennoch, beim Bau eines Stahltanks auf dem Gelände der Logistik-Firma "Simon Hegele" sei vor über zwei Jahren schwereres Gerät zum Einsatz gekommen, was dazu geführt hat, dass der angrenzende Europa-Radweg auf einer Länge von etwa 200 Metern Spurrillen ausgebildet hat, die sich bei nasser Witterung mit Wasser füllen und den Abschnitt zu einer Schlammpiste werden lassen.
"Seinerzeit hatte ich den Polier der ausführenden Firma am Bau angesprochen, der mir zusicherte, er würde den Schaden am Radweg wieder ausgleichen, passiert ist allerdings nichts". Weder der Kontakt zur verursachenden Firma, noch zum Logistikunternehmen, zur örtlichen Politik oder Verwaltung (selbst mit Ortsbegehung im Sommer 2017) hätten irgendwas vorangebracht. "Man wird doch nur hingehalten und vertröstet, von einer Stelle zur anderen verwiesen - ja einfach nicht ernst genommen."
Dabei macht der Kruppianer Kirbach die Tragweite seines Anliegens klar: "Man muss wissen, dass der Europa-Radweg nicht nur von hiesigen Radfahrern genutzt wird. Es kommen vor allem in den Sommermonaten täglich weitere 30 bis 70 Fernradfahrer auf der Route Basel<->Rotterdam hinzu. Diese Fernradreisenden stellen der Stadt Duisburg später ein miserables Zeugnis aus, so entsteht ein nachhaltiger Imageschaden", weiß Kirbach, der selbst gerne über lange Strecken radwandert, zu berichten und ergänzt: "Einem blinden Liegeradfahrer, der von einem Kollegen mit kabelloser, elektronischer Unterstützung geführt wurde, wäre der Abschnitt in Duisburg fast zum Verhängnis geworden."
Ein jüngstes Schreiben der Verwaltung ging Gerd Kirbach am 13. Juni, nach erneutem Nachfragen, zu. Hier, wie in den mündlichen Stellungnahmen zuvor, wird vertröstet und aufgeschoben. Den Wirtschaftsbetrieben läge eine Beauftragung zur Ausbesserung des Geh- und Radweges im Bereich der Rheinaue Friemersheim vor. "Ein genauer Termin für die Durchführung der Arbeiten kann Ihnen derzeit leider nicht genannt werden." Man versichere aber, dass man die Arbeiten sobald wie möglich durchführen werde.
Der empörte Rad-Vielfahrer kann es nicht mehr hören und wandte sich nun an die Presse, in der Hoffnung, dass der öffentliche Druck etwas bewirkt.
Wieder am Ausgangspunkt unserer Radtour angekommen frage ich mich darüber hinaus, warum überhaupt städtische Gelder herhalten müssen, für einen Schaden, den eine private Baufirma angerichtet hat?
"Danke für die aufschlussreiche Radtour, Herr Kirbach!"