Nun ist klar, dass er, auch wenn es ihm derzeit noch recht gut geht, voraussichtlich bald sterben wird. Aber reden über diese absehbar begrenzte Lebenszeit kann in der Familie keiner mit ihm. Alle, die Ehefrau und die zwei erwachsenen Töchter wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Jeder hat andere Fragen: Ob Herr S. besser ins stationäre Hospiz ziehen sollte? Ob es Sinn macht, dass er zu Hause bleibt? Ob die Mutter nicht mit der Versorgung des Vaters überlastet sein wird, wenn dieser pflegebedürftig wird? Wie sollen sie miteinander über all dies reden? Wer kann ihnen zu Hause helfen?
Die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. bietet in dieser Situation gerne ihre Hilfe an. Diese sieht so aus, dass zunächst eine der beiden Koordinatorinnen zum Erstbesuch kommt, zuhört und berät, welche Möglichkeiten der weiteren Versorgung und Unterstützung möglich sind - und dass später zudem einer der zahlreichen speziell durch einen Kurs auf Begleitung vorbereiteten Ehrenamtlichen regelmäßig zu Besuch kommt. Das Angebot der Ehrenamtlichen ist das Da-Sein sowie Gespräche, sowohl für Herrn S. der in absehbarer Zeit sterben wird, ebenso wie zur Begleitung und Unterstützung seiner Frau und seiner Töchter.
Wenn diese ersten Punkte telefonisch geklärt sind, und die Hospizbewegung ihren ersten Hausbesuch anbietet, heißt es dann mitunter — "ja, aber soweit ist es doch noch gar nicht!" Der Schreck über das deutliche Wahrnehmen des nahenden Abschieds bewirkt, dass manch einer die kostenlose Unterstützung der Hospizbewegung nicht annimmt. Dabei kann, so die Geschäftsführerin Andrea Braun-Falco, gerade ein möglichst frühzeitiger Besuch durch die Hospizbewegung-Hamborn e.V. bewirken, Sicherheit in die Familie zu bringen. Das Aussprechen der Sorgen und Ängste und auch der Wünsche aller Beteiligten, das Angebot regelmäßiger weiterer Gespräche, das Kennenlernen der weiteren verschiedenen Unterstützungsangebote in Duisburg beim Verbleib zu Hause, all dies bringt etwas Ruhe in diese emotional belastete Situation der letzten gemeinsamen Lebenszeit. Und ein frühzeitiges Kennenlernen des Ehrenamtlichen ermöglich zudem den Aufbau einer helfenden tragenden Beziehung, die gerade in der allerletzten Lebensphase zusätzliche Stärkung bietet. Auch Familie S. hat, so Braun-Falco, letztlich einem ersten Besuch zugestimmt.
Nachdem eine Koordinatorin in einem langen Gespräch für die Nöte der Töchter zur Seite stand, sahen diese, dass sie ihren Eltern mehr Verantwortung für die Situation lassen konnten. In diesem Gespräch wurden die Familie zudem über die potentiellen Möglichkeiten weiterer Angebote in Duisburg aufgeklärt. Auch das Angebot eines Ehrenamtlichen, der zu Besuch kommen könnte, wurde von Herrn S. dankbar aufgegriffen. Gerade ihm lag es am Herzen mit einem Mann über seine Situation zu sprechen. Diese Besuche erleichterten auch die Ehefrau und nach kurzer Zeit war die gesamte Familie in der Lage gemeinsam zu kommunizieren und weitere Schritte zu planen und zu gehen.
Es war also doch schon so weit, dass die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. kommen konnte. Begleitung durch die Hospizbewegung bedeuten nicht zwangsläufig, dass ein Mensch sofort sterben muss, aber sie bedeutet in jedem Fall Unterstützung auf diesem letzten Weg, egal, wie lange er noch dauert.