Doch unterbewusst handeln die meisten Menschen in verschiedenen Lebenssituationen längst oder schon immer nachhaltig und bewusst.
Denn das fängt schon bei kleinen Dingen im Alltag an: Wir lassen beim Zähneputzen nicht den Wasserhahn laufen, wir trennen Müll, wir interessieren uns dafür, wie und wo unsere Kleidung hergestellt wird und wo unser Essen herkommt, wir nehmen zum Einkaufen eine Tasche mit und verzichten somit auf Plastiktüten, wir sind für eine Gleichberechtigung von Mann und Frau im Beruf und so weiter. Dieses Handeln geben wir, ganz unterbewusst, an unsere Kinder, Freunde und Kollegen weiter.
In Dinslaken ist Lucie-Maria Rodemann als Agendabeauftragte die Frau für Nachhaltigkeit. Lokale Agenda 21 wird das Handlungsprogramm genannt, welches in der Kommune oder Gemeinde für die gesteckten Ziele der Nachhaltigkeit steht. In der vergangen Woche wurde die Arbeit, die Lucie-Maria Rodemann in Dinslaken für Dinslaken, die gesamte Region und darüber hinaus leistet, in Berlin ausgezeichnet.
Beim ersten nationalen Agenda-Kongress "Bildung für nachhaltige Entwicklung" verliehen Professor Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, und die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, Professor Dr. Verena Metze-Mangold, Auszeichnungen an 65 gute Beispiele gelebter Bildung für nachhaltige Entwicklung. Aus NRW wurden die Kommunen Bonn, Gelsenkirchen und Dinslaken gewürdigt. Als Agendabeauftragte reiste Frau Rodemann nach Berlin um den Preis entgegen zu nehmen:
"Der erste Agendakongress im Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung war mit 600 Gästen gut besucht. Von 65 Preisträgern wurden neun Kommunen ausgezeichnet, deren Verantwortliche sich schon aus der vorangegangenen UN-Weltdekade für BNE kennen. Der Austausch untereinander ist immer wichtig und vor allem, neue Aktive und deren Ideen kennen zu lernen. Gerade arbeiten wir in Dinslaken an Kooperationsvereinbarungen zwischen Bildungseinrichtungen und dem Agenda-Büro. Dazu konnte ich wertvolle Anregungen mit nach Hause nehmen. Da ein Drittel der Bewerbungen leer aus gingen, ist die Freude über eine Anerkennung groß, wieder zu den Besten zu gehören. Damit zeigt sich, dass die vielen Menschen, die in Dinslaken seit Jahren engagiert sind, wahrgenommen werden. Sie können sich nicht alle überregional vernetzen und diese und andere Veranstaltungen besuchen. Meine Aufgabe ist es, sie zu vertreten und zwischen dem, was hier vor Ort passiert und dem, was in anderen Organisationen und Städten läuft, zu vermitteln. Letztlich können die Nachhaltigkeitsziele, die weltweit vereinbart werden, nur von Menschen selber mit Leben gefüllt werden. Ob das Familienbündnis über barrierefreies Wohnen informiert, die Ehrenamtlichen aus dem Eine Welt Laden der Kundschaft erklärt, wie man durch Fairtrade-Schokolade Kinderarbeit vermeidet oder das Netzwerk sevengardens-Färbergärten Dinslaken aus Blüten, Blättern und Stengeln Farbe macht - sie alle beteiligen sich daran, ein Gefühl für Nachhaltigkeit zu entwickeln und zu vermitteln. Nichts anderes ist Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ein sperriger Begriff, der was ganz Simples meint. Loslegen, ausprobieren und herausfinden, was schon Gutes vorhanden ist, was verknüpft werden kann und was fehlt. BNE ist ein Paradigmenwechsel in der Bildung, mit einem ganz umfassenden Bildungsbegriff. Auch Zeitungslesen bildet oder ein Gespräch mit dem Nachbarn über´n Gartenzaun, mit dem man die Ernte tauscht. Nicht zu vergessen, die vielen Lehrerinnen und Lehrer der Dinslakener Schulen, die sich in ihrer Freizeit weiterbilden, um den Schülerinnen und Schülern Zuversicht für die Zukunft mitzugeben."
Das Dinslaken seit 2009 als 8. Fairtrade Stadt in Deutschland anerkannt ist und sich innerhalb der letzten Jahre ein engmaschiges Netzwerk mit engagierten Arbeitsgruppen für "Bildung für nachhaltige Entwicklung" entstanden ist, ist ebenfalls der Arbeit der Agendabeauftragten "verschuldet". Frau Rodemann, wir gratulieren zur neusten Auszeichnung und sagen Danke für Ihre Arbeit und die der lokalen Agenda 21 Dinslaken.