Auf Einladung der Mitglieder waren vom 23. bis 30. April elf Frauen und Männer aus der Ukraine in der Grafenstadt zu Gast. Sie sind Kinder ehemaliger Zwangsarbeiter, die während der Zeit der Nationalsozialisten nach Deutschland verschleppt worden sind, um dort im Bergbau oder auf Bauernhöfen zu arbeiten. Zwei der weiblichen Gäste waren sogar als Kinder selbst betroffen. Vira Shutova ist während des Weltkriegs mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern nach Deutschland verschleppt worden. Ganna Stryzhkova war als Kind in Ausschwitz interniert.
Am Montag, 25. April, waren die Frauen und Männer bei Bürgermeister Christoph Fleischhauer im Rathaus zu Gast. Das Stadtoberhaupt bedankte sich, dass die Gäste die Reise auf sich genommen haben: "Ich bin sehr froh, dass Sie uns trotz der schlimmen Vergangenheit die Hand reichen. Die Vereinsarbeit ist das beste Beispiel dafür, dass wir trotz der dunklen Zeiten in Frieden und Freundschaft leben können." Er dankte zudem dem Vorsitzenden Dr. Bernhard Schmidt stellvertretend für alle Vereinsmitglieder, dass sie diese Begegnung möglich gemacht haben. Neben dem Besuch im Rathaus waren die Frauen und Männer auch im Moerser NS-Dokumentationszentrum sowie im Russischkurs von Irina Wecker der vhs Moers — Kamp-Lintfort zu Gast. Nach einer Stärkung mit Soljanka, Russisch Brot und Tee aus dem Samowar stimmten die Kursteilnehmenden gemeinsam mit den Gästen ein russisches und ein ukrainisches Lied an.
In der Woche gab es außerdem Begegnungen mit Jugendlichen mehrerer Schulen in Moers und Umgebung. Auch in der Ukraine ist die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur. In den Schulen gibt es Veranstaltungen zu dem Thema und zum Teil eigene Gedenkbereiche. "Wir wollen erzählen, welche Grausamkeiten so ein Krieg mit sich bringt", so eine der Teilnehmerinnen. Die Gäste bedauerten vor diesem Hintergrund, erneut Zeugen eines Krieges sein zu müssen. Aktuell gibt es wieder zahlreiche Verstöße der Waffenruhe in der Region.