Wenn Ron und Susan Isaacson ihrer Großeltern gedenken wollen, können sie das auf keinem Friedhof. An Sally Isaacson, der in Ruhrort eine Metzgerei betrieb und fürs Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg kämpfte, und seine Frau Emma erinnern seit letztem Jahr zwei Stolpersteine auf der Landwehrstraße in Ruhrort; an die Großeltern mütterlicherseits, Oskar und Jenny Landau, erinnern seit Montag Stolpersteine auf dem Sonnenwall. Sally Isaacson gilt nach der Deportation 1942 nach Izbica als verschollen, Emma starb 1941 im Kölner jüdischen Asyl; Oskar und Jenny Landau wurden nach ihrer Flucht nach Belgien 1943 dort verhaftet, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Sichtlich gerührt verfolgten Ron und Susan Isaacson, begleitet von ihren Ehepartnern und von Susans Sohn Ben, wie Künstler Gunter Demnig die kleinen goldenen Quader in den Boden setzt. Kinder aus den dritten und vierten Klassen der nahen Grundschule sind auch dabei, sie haben Gedichte und Lieder eingeübt. Zum Schluss singen sie noch einmal "Hevenu Shalom Alechem" — mit Ben Isaacson an der Gitarre. Den Kontakt hat Christa Bohn hergestellt, die in der Schule als Lesepatin tätig ist und sich seit 25 Jahren in der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit engagiert. Sie begleitet die Isaacsons zusammen mit Ilse van Ackeren, die schon 1987 ihre Eltern Walter und Margot Isaacson bei ihrem ersten Besuch in Duisburg betreut hatte.
Nach der Stolpersteinverlegung in der Stadtmitte geht's in Ruhrort weiter: Stolpersteine für Schabse Häusler, 1941 in Dachau ermordet, seine Frau Fanny und ihren Sohn Norbert, 1941 nach Riga deportiert und dort ermordet, und ihren Sohn Leo, 1944 in Amsterdam verhaftet und in Auschwitz ermordet.
Wie lebt man weiter mit dieser Vergangenheit? Susan Isaacson schöpft Hoffnung aus den Schulkindern, die aus vielen verschiedenen Nationen kommen. "Ihr müsst dafür sorgen, dass das, was meinen Großeltern widerfahren ist, nie wieder geschieht." Und zeigt Bilder ihrer Kinder, Nichten und Neffen. "Die Nazis wollten uns vernichten, aber es ist ihnen nicht gelungen." So gesehen ist jeder Stolperstein auch ein Sieg über all diejenigen Schwachköpfe, die von "Schlussstrich" faseln.