Landestheater Burghofbühne kämpft um Existenz Schombert schlägt Alarm

Kreis Wesel/Dinslaken · Vergangene Woche hätte im Kreistag eigentlich darüber diskutiert werden sollen, wie die tariflichen Erhöhungen am Landestheater Burghofbühne in Zukunft von den Trägern aufgefangen werden. Doch dazu kam es nicht.

Mirko Schombert Fotos(2): Archiv

Mit den Stimmen von CDU, FDP/VWG, Grünen, AfD und Piraten wurde der Tagesordnungspunkt abgesetzt. Zurück blieben u.a verdutzte und verärgerte 20 Bühnenmitglieder. Intendant Mirko Schombert sieht die Zukunft des Theaters in großer Gefahr.

Frank Berger, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, hatte schon im Vorfeld der Kreistagsitzung klar gemacht, dass der im Dezember erarbeitete Kompromiss zwischen Kreistagmehrheit und Burghofbühne ein für beide Seiten guter sei. Und, dass damit aber auch das Ende der Fahnenstange erreicht sei. "Wir haben von Anfang an deutlich gemacht, dass wir bei unveränderter Sachlage keine Nachverhandlungen führen können", so Berger.

Ebenfalls von Anfang an klar gemacht haben Burghofbühnen-Intendant Mirko Schombert und Dr. Christoph Müllmann, Vorsitzender des Trägervereins, dass das Thema Tarifsteigerungen weiterhin ein ungelöstes Problem bleibe. "Wir haben immer gesagt, dass das Thema Dynamisierung ansteht und geklärt werden muss", unterstreicht Schombert.

Dr. Michael Heidinger

Also hat der Trägerverein um Christoph Müllmann einen neuen Satzungsentwurf mit Dynamisierung erarbeitet. Weil eben die Löhne der am Theater beschäftigten Menschen steigen würden. Weil dieser Betrag früher vom Kreis, von der Stadt Dinslaken und von Restmitteln des Landes bezahlt wurde, und das kleine Landestheater den wegfallenden Kreisanteil nun nicht mehr lange aus eigener Tasche bezahlen kann. Und weil eben diese Dynamisierung im ausgehandelten Kompromiss und der aktuellen Satzung keinen Platz gefunden hat. Frank Berger wertet das Vorgehen des SPD dominierten Trägervereins als politisch motivierte, schnörkellose und gefälligst zu erfüllende Forderung in Richtung Kreistagmehrheit. Von Verhandlungen könne laut Berger keine Rede sein. Und er warf wiederum den Sozialdemokraten vor, die Zukunft der Bühne zu gefährden.

Ein Punkt, den Dinslakens Bürgermeister Dr. Michael Heidinger als sozialdemokratisches Mitglied des Burghofbühnen-Vorstands so nicht stehen lassen will: "Das ist natürlich blanker Unsinn. Wir haben immer klar gemacht und betont, dass der Kompromiss ein erster Schritt ist und weitere folgen müssen. Und wir haben auch stets in den Gesprächen und im Schriftverkehr klar gemacht, dass wir als Stadt Dinslaken die Dynamisierung nicht übernehmen können. Dann sollen die Verantwortlichen der Jamaika-Koalition doch bitte so ehrlich sein und zugeben, dass sie die Burghofbühne sterben lassen wollen." Denn genau darauf würde es laut Heidinger hinaus laufen.

Mirko Schombert hofft derweil einfach nur, dass einer der Träger in die Bresche springen kann. "Das Theater alleine wird das nicht auffangen können. Wir sparen ja sowieso schon rund 30.000 Euro pro Jahr und tragen die steigenden Sozialausgaben, die künftigen Tariferhöhungen der Gäste und die allgemeine Inflation auf alle übrigen Kosten selbst. Eine Weile können wir uns wegen der aktuell sehr guten Verkaufszahlen noch durchmogeln", erläutert Schombert. Aber lange würde das nicht mehr gut gehen. "Wir schaffen das vielleicht noch zwei, drei Jahre. Dann sind wir an einem Punkt, wo wir so

viel sparen und die Kosten so gering halten müssen, dass wir das aus künstlerischer und kaufmännischer Sicht nicht mehr vertreten können." Mirko Schombert kann konkrete Zahlen nennen. "Wir gehen davon aus, dass die Tarifsteigerung bei der nächsten Runde um die 2,4 Prozent liegen wird. Für uns bedeutet das rund 17 bis 18.000 Euro zusätzliche Kosten", erklärt der Intendant.

Für den Kreis kämen demnach anteilmäßig ein Zusatzbetrag von rund 3.000 Euro für 2017 zustande. Dass über diesen vergleichsweise kleinen Betrag aus Prinzip nicht mal diskutiert wurde, und dass 20 Mitglieder des Theaters ohne eine Erklärung, die Landrat Dr. Ansgar Müller gerne von Frank Berger für seinen Antrag auf Streichung des Tagesordnungspunkt gehabt hätte, auf den Heimweg geschickt wurden, empfand Schombert als enttäuschend. "Die Haltung verstehe ich nicht. Es wäre ein Zeichen des Respekts gegenüber den anwesenden MitarbeiterInnen gewesen, sich der Diskussion zu stellen." Die Hoffnung auf einen Kompromiss hat trotz der vertrackten Situation aber auch Michael Heidinger noch nicht aufgegeben. "Wir befinden uns in einer sehr ernsten Lage. Es liegt jetzt an der Jamaika-Koalition im Kreistag. Wir hoffen sehr, dass sich, gerade bei der Fraktion der Grünen, noch etwas tut und wir doch noch voran kommen. Unser Kampf für den Erhalt der Bühne geht auf jeden Fall weiter. Die Burghofbühne darf einfach nicht sterben."

(Niederrhein Verlag GmbH)