Über den Käufer schweigt Haniel sich noch aus, aber die "Rheinische Post" will "so gut wie" sicher wissen, dass das Gemeindehaus zum 31. März 2017 verkauft ist. Der vergangene Freitag, an dem die Ausstellung "Bis jetzt" eröffnet wurde, war der sechste Geburtstag des Kreativkreises (heute: Kreativquartier) Ruhrort, der (das) seinen Sitz seit 2012 in der ehemaligen calvinistischen Kirche hat; seitdem stellt Haniel das Gebäude für Konzerte, Ausstellungen usw. zur Verfügung, ist das Gebäude nach wie vor mit Bücherschrank und der Servicestelle der "KreAktiven" ein Gemeindehaus, ein Anlaufpunkt im Hafenstadtteil.
Aber erstmal geht's um Kunst. Schon mehrmals haben sich Kreativquartier Ruhrort und der "Haltepunkt Düsseldorf-Gerresheim" zusammengetan, zum Beispiel unter dem Motto "Ton trifft Stahl". Doch fühlten sich die beteiligten Künstler durch solche Motti immer auch eingeschränkt. Die aktuelle Ausstellung "Bis jetzt" stellt einfach das Oeuvre eines jeden einzelnen in den Mittelpunkt: Jeder 25 Künstler — elf Düsseldorfer, zehn Duisburger und vier Gäste — ist mit einem Früh- und einem aktuellen Werk vertreten.
Oder zwei Frühwerke rahmen ein aktuelles Bild, wie bei Minka Hauschild. Die Düsseldorferin malt Porträts nach Fotos; 1997 von ihrer polnischen Putzhilfe während der Hochzeit und von Sabine Dardenne, einem der beiden überlebenden Mädchen, wie es von der Polizei aus dem Keller des Kinderpornoproduzenten Marc Dutroux herausgeführt wird. Zwischen ihnen das Bildnis von Orgyen Thrinle Dorje, eines Oberhaupts ("Karmapa") der tibetisch buddhistischen Karma-Kagyü-Schule in vollem Ornat.
Viel Platz bietet das Gemeindehaus den ausstellenden Künstlern; sie nutzen den ehemaligen Kirchsaal, angrenzende Nebenräume und die Empore. Nur wäre es vielleicht eine Idee gewesen, die weißen Schalldämpfer, die wegen der halligen Akustik für Konzerte an den Saalwänden hängen, während der Ausstellung abzunehmen. Jetzt könnte man sie für Leinwände halten ...
"Nur Fotos" zeigt nach eigener Aussage Fritz Hemberger aus Ruhrort. Auf den Stellwänden auf der Empore, wo er neben eigenen Fotografien auch historische Postkarten angebracht hat, lässt sich die Entwicklung von der Industrie zur Industriekultur im Hafenstadtteil gut ablesen: die Cargotrans-Kräne, "Einfahrt" der Tjalk ins Binnenschifffahrtsmuseum, zwölf historische Dampfer zum 275. Hafengeburtstag (!), Aufstellung der "Rheinorange".
Dass die Dinge immer wieder durch ein schwarzes Loch müssen, um dann von neuem ins Hamsterrad (das hier eine Spirale ist) zurückzukehren, zeigt die beleuchtete "Waschtrommel" von Claudia Sper.
"Es verschwinden zunehmend historische Schlüsselgebäude aus der Stadtlandschaft und werden durch Büros oder so ersetzt", sagt Dorothee Büsse aus Düsseldorf, die die Ausstellung organisiert hat. Fürs Gemeindehaus hofft sie auf einen Investor, der "kulturelle Nutzung weiter zulässt." Denn: "Wir können argumentieren, dass das was bringt." Kulturdezernent Thomas Krützberg hat die Schirmherrschaft übernommen und dafür gesorgt, dass die Ausstellung aus dem Kulturetat der Stadt Duisburg unterstützt wird. In seinem Grußwort zur Eröffnung will er zum Gemeindehaus-Verkauf noch nichts sagen, sondern warten, bis Klarheit herrscht. "Aber wer mich kennt, weiß, dass ich mich dann auch klar positionieren werde."