Was jetzt? Was, wenn man soeben als frisch gebackener RAAM-Sieger aus dem Flieger gestiegen ist und nun nach seinen Zielen gefragt wird? Pierre Bischoff muss gar nicht lange überlegen. Eines sei sowieso klar. Noch mal tut er sich dieses Rennen nicht an. "Das brauche ich nicht unbedingt noch mal. Außerdem habe ich es ja schon gewonnen, besser wird es also nicht", flachst er. Und langfristig? "Wie soll man das noch steigern? Mit dem Fahrrad auf den Mount Everest", fragt Friedhelm Abel, Pressewart des ASV Duisburg (Vereins von Pierre Bischoff) mit einem Augenzwinkern. So schlecht liegt er damit aber gar nicht. "Das Himalaya-Gebirge reizt mich ungemein. Da würde ich gerne mal eine Radreise hin machen." Bescheidene Ziele eines bescheidenen Typens, der sich mit dem RAAM seinen großen Lebenstraum erfüllt hat und es jetzt erstmal locker angehen lässt. Zunächst geht es jetzt nach Hause. Wobei zu Hause ist nicht mehr Duisburg-Homberg, wo der 31-Jährige groß geworden ist. Zu Hause ist jetzt das österreichische Nauders.
Von da geht es für Pierre zum Biketransalp, wo er in knapp drei Wochen in einem Mixed-Team an den Start geht. Sieben Tage, sieben Etappen, 530 Kilometer bei fast 18.000 Höhenmetern. Und dafür muss natürlich noch trainiert werden. Aber möchte er denn nach gerade erst absolvierten 5000 Kilometern im Sattel jetzt schon wieder die Berge hochstrampeln? "Na aber klar, den Beinen geht es schon wieder richtig gut. Nur der Hintern hat ein wenig gelitten. Aber dem geht es auch wieder gut", berichtet er mit einem breiten, zufriedenen Grinsen. Pierre Bischoff sieht zufrieden und entspannt aus. Zehn Stunden habe er geschlafen, als er nach neun langen Tagen, in denen er sich größtenteils mit 15 minütigen Power-Naps über Wasser gehalten hat, im Ziel ankam. Danach war wieder frisch.
Als Teilnehmer von Ultracycle-Rennen wird man nicht reich. Und das ist auch gar nicht das Ziel von Pierre Bischoff. Angebote, sein Hobby als Profisportler auszuüben, gab es schon einige. Angenommen hat der Seriensieger des 24 Stunden-Rennens im Landschaftspark keines davon. "Professionalität und ich, wir passen einfach nicht zusammen", lacht er. Und so wird er vermutlich auch weiter auf eigene Rechnung als Amateur Rennen fahren. Und als Animateur in einem österreichischen Hotel arbeiten. Eben weil das Saisongeschäft es ihm ermöglicht, an Rennen teilzunehmen und das Frühjahr auf Mallorca zu verbringen. Dort, wo er am liebsten und am härtesten trainiert. Dort, wo er auch in diesem Jahr die Grundlage für den Sensationserfolg in Übersee gelegt hat. Rund 30.000 Euro hat ihn das Abenteuer RAAM gekostet, etwa die Hälfte davon hat er aus eigener Tasche bezahlen müssen. Nun hofft er auf eine zusätzliche Einnahmequelle. "Als RAAM-Sieger kann man schon ein wenig umherreisen und Vorträge halten. Das würde mich auch reizen." Das könnte gut klappen. Denn die Menschen mögen Pierre Bischoff. Seine Schnurrbart-Maske und seine offene, fröhliche Art hat auch die Amerikaner angesteckt, die ihn frenetisch vom Straßenrand anfeuerten und feierten.
Als er in den geschmückten Empfangsraum am Flughafen kommt und all die Leute sieht, die wegen ihm da sind, ist er einen kurzen Moment sprachlos. Aber nur kurz. "Hier ist ja mehr los als bei der Zielankunft in Annapolis", sagt er und hat die Lacher natürlich auf seiner Seite. Wer die Zielankunft im Netz gesehen hat, weiß worüber er gesprochen hat...