Auslöser war dabei der nunmehr fünfte Einbruch in zwei Jahren, der dafür sorgte, dass die Geschwister Ohly eine Geschäftsbilanz zogen. Unterm Strich kam bei dieser Rechenaufgabe raus, dass man besser die Geschäfte in Buchholz und Homberg schließt. "Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen", betont Susanne Ohly, erläutert aber die unausweichliche Situation. Gründe für die Schließung sind zum einen der Online-Handel, der zum Großteil mit Produkten unbekannter Herkunft auf einem Preisniveau geführt wird, bei dem der klassische Einzelhandel nicht mithalten kann. Dies ist im Übrigen nicht nur für den Einzelhändler problematisch, denn der Kunde weiß nicht, ob sein im Internet für ein Fünftel des Normalpreises erworbenes Flacon "Chanel No. 5" auch wirklich mit dem berühmten französischen Duftwässerchen gefüllt ist. Der Kunde weiß auch nicht, ob seine gekauften Fläschchen möglicherweise aus Einbrüchen, wie bei Ohly stammen. Auch im Vergleich mit den großen Parfümerieketten steht die kleine Parfümerie an der Ecke oft auf verlorenem Posten: Die Rabattstaffeln der Markenanbieter sind für den kleinen Parfümeriebetrieb häufig nicht erreichbar. Hinzu kommt, dass viele kleine Einkaufsstraße in den Stadtteilen zunehmend unattraktiv werden: Die Menschen bummeln hier nicht mehr, sondern machen nur noch zielgerichtete Besorgungen. Gehen dann noch die normalen Lebensmittler und Discounter raus aus der Einkaufsstraße zur grünen Wiese, sinkt die Frequenz in einem Maße, die für den fachgebundenen Einzelhandel langfristig nicht tragbar ist. Geschäftsschließungen sind die Folge, wobei mit jeder Schaufensterverhängung die Situation für die dann noch verbliebenen schwieriger wird. Ein Prozess, der beispielsweise auf der Fischerstraße in Wanheimerort schon weiter fortgeschritten war, weshalb Thomas und Susanne Ohly hier schon im Jahr 2005 ihre Filiale schweren Herzens schlossen. Doch nicht nur in Homberg und Buchholz wird die Situation schwieriger.
Auch in der Innenstadt gibt es Bereiche, wo nur noch ausgefeilte Geschäftsmodelle dafür sorgen, dass der klassische Einzelhändler seinen Laden weiter offen hält. Dies trifft zum Beispiel für den unteren Sonnenwall zu (stadt-panorama berichtete in diesem Jahr). Ein neues Sorgenkind könnte möglicherweise auch die Wallstraße sein, wo in nächster Zeit weitere Händler schließen wollen, wie zwischen den Worten angedeutet wurde. Gründe sind auch hier die verstärkte Präsenz von Online-Anbietern, Preisreduzierungen bei der aktuellen Wintermode schon im September durch große Kaufhäuser und Versandhändler sowie der erschreckend schlechte Zustand der Straße. Dabei sieht die Wallstraße auf den ersten Blick schick aus. Grüne Insel mit angehängten Bänken laden zum Verweilen ein. Fällt der Blick dann jedoch auf das Pflaster, zeigt sich, dass man in einer Stadt lebt, die von der Substanz lebt. Statt gebrochene Pflastersteine durch neue zu ersetzen, wird mit Teer und Asphalt aufgefüllt. Zur Not wird auch mal ein anderer Pflasterstein genommen, um ein Loch aufzufüllen.
Wenn dann in der Stadt diskutiert wird, ob Duisburg mit dem geplanten FOC ein zweites Zentrum vertragen könne, drehen sich den Einzelhändlern schlicht die Mägen um.