Kreativquartier Ruhrort im Hafenjubiläumsjahr Mehr Termine als Tage

Ruhrort · "Ruhrort 300+", die Veranstaltungsreihe zum "Hafengeburtstag für alle", hätte auch 400+ heißen können. Das Kreativquartier zieht Bilanz.

Es läuft gut für Heiner Heseding, Wolfgang van Ackeren, Stefan Schroer (v.l.) und die vielen weiteren Aktiven im Kreativquartier Ruhrort.

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Heiner Heseding hatte mal Zeit und ist den Ruhrorter Veranstaltungskalender durchgegangen. "Relativ realistisch gezählt, kommen wir bis zum 31. Dezember auf 407 Veranstaltungen, darunter jede Menge Eigenproduktionen." Die Jubiläumsveranstaltung von Duisport hat er nicht mitgezählt. Tatsächlich hat der Kreativquartier-Moderator bei der Duisburger Hafen-AG angefragt, ob sie sich im 300. Gründungsjahr des Ruhrorter Hafens vorstellen könnten, die Aktivitäten im Hafenstadtteil zu unterstützen. Das sei aber "mit dem Verweis auf eigene Feierlichkeiten" abgelehnt worden.

Immerhin als Hauptsponsor der Akzente war Duisport beteiligt. Die 37. Ausgabe des Duisburger Kulturfestivals hatte unter dem Motto "Nah und fern" ihren Schwerpunkt in Ruhrort. Auch im Rahmen der 38. Akzente zum Thema "Umbrüche" wird es vom 10. bis 26. März wieder Veranstaltungen hier geben.

"Einige Veranstaltungen haben unter der Fülle gelitten", sagt Heiner Heseding, insgesamt habe die Resonanz "von Null bis ausverkauft" gelegen. Für Besucherhighlights sorgten etwa die Aktionen zum 50. Jubiläum des Wals im Rhein: Jörg Mazurs "Walarium" im Haniel-Gästehaus, Tom Liwas Lesung mit Rufus Beck und Musik und vor allem die Pottwal-Attrappe auf der Mühlenweide. Aber auch zum 1. Tag der Trinkhallen wurde Ruhrort förmlich überlaufen. Die starke Resonanz hier habe auch die Organisatoren beim Regionalverband Ruhr beeindruckt, so Heseding.

Dass sich hier immer leichter was auf die Beine stellen lässt, sei bei den sechs Kreativquartier-Treffen 2016 sichtbar geworden. Akteure würden immer schneller vernetzt. Beispielsweise der Dichter, Essayist und Übersetzer Thomas Frahm, gebürtig aus Homberg, der nach Jahren in Bulgarien jetzt in Ruhrort zu Hause ist. "Einen Monat, nachdem er sich beim Kreatiquartier-Treffen vorgestellt hatte, hat er schon die erste Veranstaltung in der RuhrArt-Galerie gemacht", berichtet Heseding.

Die es leider nicht mehr gibt: Angesichts ständig blockierter Wochenenden und Einnahmen, die nicht einmal zur Betriebskostendeckung reichten, haben Tatjana und Klaus Grospietsch die RuhrArt-Galerie zum Ende des Sommers geschlossen. Mit Schimmi-Touren-Anbieterin Dagmar Dahmen ist immerhin eine passende Nachmieterin am Leinpfad gefunden worden.

Sorgen bereitet das trotzdem: "Gastronomen profitieren anscheinend nicht nachhaltig von den vielen Veranstaltungen", so Heseding. Neben der RuhrArt-Galerie gaben auch das Café Kaldi und das Schiffchen auf. Im ehemaligen "Anker" am Neumarkt soll es aber Anfang des Jahres einen Neustart mit Gastronomie geben, "dann können wir im Sommer hoffentlich auf dem Neumarkt Eis essen", so Heseding.

Ungewiss ist auch die Zukunft des Gemeindehauses mit dem neuen Besitzer Fakt AG. Im ersten Quartal 2017 soll sich erstmal nichts ändern, "aber was danach beispielsweise dreiwöchige Ausstellungen angeht, mache ich mir keine Illusionen", sagt Heseding. Und hofft ansonsten mit Blick auf Kleinholz und den Werfthafen, "dass uns nicht allzu viel abgerissen wird".

Mit dem Ruhrort-ABC geht ein 300+-Projekt ins neue Jahr. Das Lokal Harmonie soll nach Berlin und Leipzig dritte Spielstätte für das Hörtheater von Deutschlandradio Kultur werden; auch die Impuls-Reihe bekommt einen stärkeren Schwerpunkt Richtung Livehörspiel mit Musik. Viermal Maxi-Musik wird es 2017 ebenso geben wie die Hofkultur, der Folkert Küpers zusammen mit Jons Heiner (Bollwerk, Folkfestival) einen Folk-Akzent geben will. Und Duisport sitzt auch weiterhin mit am "Runden Tisch Ruhrort", was immer der jetzt genau macht ...

Einen Tipp hat Heiner Heseding noch: "Wer nach Ruhrort ziehen will, sollte das im November tun. Dann wird man beim Lebendigen Adventskalender im Dezember gleich eingemeindet."

(Niederrhein Verlag GmbH)