Der Mann ist ein Ereignis. Er hat, wie es Kurator Götz Adriani formuliert, "Chic und Choc in die Kunst eingebracht". Es gibt wohl keinen Maler, der so gut, klar und deutlich reden kann über sich und seine Kunst. Für Markus Lüpertz ist das ein Gebot der Höflichkeit. Wie auch sein Auftreten mit Maßanzug und maßgeschneiderten Schuhen. "Ich mache mich bei der Arbeit schmutzig, da habe ich das Bedürfnis, mich besonders schick zu kleiden. Das ist meine Höflichkeit gegenüber der Gesellschaft, aber das wird mir immer umgekehrt ausgelegt." Lüpertz, das arrogante Großmaul, der Malerfürst. "Warum ich provoziere, ist mir bis heute nicht klar." Nicht Provokation, keine Weltanschauung soll seine Kunst sein, sondern Existenz. "Ich bin Teil der Gesellschaft. Kunst ist die Erweiterung der Gesellschaft." Erheben will er mit seiner Kunst. Lüpertz ist konvertierter Katholik, und den Satz aus der Messe "Erhebet die Herzen" würde er sich sicher anziehen, wenn er ein Kleidungsstück wäre. "Heute sind alle Künstler immer Pädagogen, alle nur im Dienst." An der Gesellschaft, am Nachwuchs, woran auch immer. Lüpertz kommt für sein Programm mit den jahrtausendealten Traditionen von Malerei und Skulptur spielend aus. "Die Avantgarden waren alles Sackgassen, weil darüber das Bild vergessen wurde. Die Neuen Medien müssen ihre Kunst erst erfinden. Die Fotografie ist ja auch erst 150 Jahre alt, was ist das schon?" In der Kunst gebe es eh "nichts Neues. Es gibt nur individuelle, neue Künstler", und als solcher fühlt sich Markus Lüpertz mit bald 75 Jahren immer noch.
"Erhebet die Augen" gilt auf jeden Fall für die Ausstellung, die vergangene Woche im Museum Küppersmühle eröffnet wurde. "Dieser Raum strotzt vor Pracht", sagt Museumsleiter Walter Smerling, der bei Lüpertz immer eine "würdevolle, feierliche Atmosphäre " verspürt. Die Ausstellung ist ausschließlich mit Werken aus der Sammlung Ströher bestückt; viele davon werden zum ersten Mal gezeigt. Die Bildgegenstände sind meist einfach, Baumstämme, Köpfe, Körper, Raben, aber immer kraftvoll, plastisch, monumental, manchmal bis zum Stumpfsinn. Allein 12,50 Meter breit ist der "Westwall" von 1968. In anderen Bildern lebt die Antike weiter, und lebt wirklich. "Die Zukunft ist in den Bildern", sagt Lüpertz, die Zeitgenossen können nur "glauben". Zum Beispiel auch diesen Satz: "Keinem Menschen steht eine Jeans."