Nicht jede Wahrheit ist angenehm Gemeinsamkeit muss das Ziel sein!

Kommentar · Mit Sicherheit wäre es besser gewesen, wenn sich der Duisburger Integrationsrat nur mit seiner geplanten Tagesordnung (Jahresbericht zur Schulentwicklungsplanung 2016, aktuelle Situation des Schulbesuchs von Zuwanderer- und Asylbewerberkindern, Bedarfsanmeldung der Betreuungsangebote in Duisburger Kindertageseinrichtungen zum 01.08.2016 entsprechend der Bestimmungen des Kinderbildungsgesetzes und einiges mehr) beschäftigt hätte.

Denn genau dies ist die Aufgabe eines Integrationsrates. Hier soll das Zusammenleben der Menschen in einer Stadt geregelt werden, die ihre Wurzeln in vielen Nationen dieser Erde haben. Viele von Ihnen haben in Duisburg Zuflucht gesucht und zu großen Teilen auch in dieser Stadt Heimat gefunden.

Das heißt aber auch, dass man die Abgeordneten des Deutschen Bundestages nicht beschimpft oder gar bedroht. Das kann und darf sich der deutsche Rechtsstaat nicht bieten lassen. Schon gar nicht von gewählten Vertretern eines Beirats einer deutschen Stadt.

Dabei ist es sicherlich jedem selbst überlassen, dass man den einen oder anderen Beschluss dieses Parlaments nicht für richtig hält, doch ein parlamentarischer Beschluss bleibt ein Beschluss, zumal dieser mit einer beeindruckenden Mehrheit gefällt wurde. Übrigens: Mit der Eingestehen der Tatsache, dass "der Bundestag die unrühmliche Rolle des Deutschen Reiches bedauert, das als militärischer Hauptverbündeter des Osmanischen Reichs trotz eindeutiger Informationen auch von Seiten deutscher Diplomaten und Missionare über die organisierte Vertreibung und Vernichtung der Armenier nicht versucht hat, diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu stoppen," haben die Mitglieder des Berliner Parlaments keine einseitige Schuldzuweisung an die Türkei formuliert, sondern gestehen: "Das Deutsche Reich trägt eine Mitschuld an den Ereignissen." In der Bundestagsresolution heißt es aber auch: "Es ist dabei zu unterscheiden zwischen der Schuld der Täter und der Verantwortung der heute Lebenden." So ist weder das Deutsche Kaiserreich noch das Osmanische Reich Gegenstand heutigen politischen Lebens.

Aber dies bedeutet auch, dass man historische Tatsachen akzeptieren muss, um ein politisches und nachbarschaftliches Miteinander zwischen heutigen Türken und Armeniern in der Türkei und auch in Duisburg leben zu können. Das dies nicht immer leicht zu akzeptieren ist, ist den weitaus meisten Bürgern der Bundesrepublik Deutschland durchaus bewusst.

(vowie)