Auf der Tagesordnung stand nur ein Punkt, der den Verband aber schon seit geraumer Zeit umtreibt. Diesmal hatten Hauptgeschäftsführer Wilhelm Bommann und Vorstandsvorsitzender Alfred Walzer mit Walter Brune einen Stadtplaner von Weltruhm eingeladen, der überaus engagiert das Projekt Factory Outlet Center unter Beschuss nahm. Dabei zeigte Brune auf, wie und warum ein Projekt abseits der Stadtmitte für eine gesamte Stadt nicht nur eine Bedrohung, sondern regelrecht „eine Katastrophe“ bedeutet.
Dies müsse auch die Stadtpolitik verstehen, doch „gegen dumme Poltiker sei der Bürger machtlos!“ Der einzelne Käufer sei der Schalthebel, in den man sich hineinversetzen müsse: Der bekomme nämlich plötzlich am Rande der Stadt eine Hose, Jacke, Schuhe von einem vorgeblich internationalen Markenlabel für einen Preis angeboten, der sonst bestenfalls beim Discounter in einer Sonderaktion zu zahlen sei. „Warum“, so fragt Brune, soll der Käufer statt 12,90 Euro für eine Jacke 89 oder gar 149 Euro zahlen, die in einem Innenstadt-Geschäft gefordert werden. „Warum soll sich der Kunde überhaupt noch in die Innenstadt bewegen?“ Folge sei, so der Entwickler und zeitweilige Betreiber so illustrer innerstädtischer Einkaufszentren wie Kö-Galerie, Heuvel-Galerie, Schadow-Arkaden und anderer, das die Innenstädte verödeten. Einzelhandel bedeute Belebung nicht nur für Wirtschaft und Handel, sondern auch für Kultur, Gastronomie, Kunst und Stadtleben.
Nähme man nun die Lebensgrundlage des Einzelhandels in der City weg, in dem man der Masse der Käufer ein absolutes Niedrigpreisangebot in Stadtrandlage offeriere, schade man nicht nur der Attraktivität der Stadtmitte im wirtschaftlichen Bereich. Da es keinen Grund mehr gäbe, zum Einkaufen in die City zu kommen, sterbe langfristig auch die Innenstadt-Gastronomie. Museen, Kinos, selbst Theater würden nicht besucht, zumindest nicht so, dass eine langfristige Fortführung möglich sei.
„In der City wäre immer Sonntag und sonntags sind viele Innenstädte langweilig!“ Und Walter Brune geht noch weiter, wenn er sagt, dass Factory Outlet Center in Stadtrandlage auch sozialpolitisch eine Katastrophe seien, wenn er sagt, dass der innerstädtische Immobilienbesitz, der in gewachsenen Innenstädten meist auf recht viele Schultern verteilt ist, im Zuge der Umstrukturierung nach Errichtung eine FOCs auf grüner Wiese längerfristig an Investorgesellschaften fällt. So könne der City-Hausbesitzer nach Wegfall seines Geschäftsmieters seine Hypotheken nicht bezahlen, was darauf hinausläuft, dass viele Geschäftsimmobilien von Investorgesellschaften übernommen werden könnten.
Ebenso sind aber auch die Mitarbeiter in den Innenstadtgeschäften nach deren Schließung in FOC-Läden kaum willkommen. Dort werden nämlich mit wenigen Ausnahmen überwiegend ungelernte Kräfte beschäftigt, weil dies von den Lohnkosten günstiger sei. Zudem habe ein gut ausgestattetes Innenstadtgeschäft meist deutlich mehr Personal, da man ja hier die Beratung in den Vordergrund stellt. Beim FOC ginge es nicht um Beratung, sondern um den günstigen Preis. Personal sei eher dafür da, um Ladendiebstähle zu verhindern. Und das könne auch ungelerntes Personal!
Trotz all dieser Nachteile lehntWalter Brune ein Factory Outlet Center nicht durchgängig ab. Werde ein solches in die Innenstadt integriert, führe es dazu, dass deutlich mehr Kunden die entsprechende Innenstadt besuchten.
Hier schafft das FOC dann zusätzliche Bewegung für die Innenstadt, von der auch die Geschäftsleute profitierten, die nicht selbst im FOC beheimatet sind. Ein zwei Zentren-Konzept, wie jetzt für Duisburg propagiert, sei dagegen der langfristige Tod für Duisburgs City. vowie