Gummistiefel waren angesagt.
Die Passion der Tierzucht leben die Trägers seit Jahrzehnten an der Spitze des einzigen noch in Rheinhausen verbliebenen Kaninchenzuchtvereins aus. Warum also nicht Rinder züchten? "Die Idee reifte über Jahre und als dann mit der Pensionierung mehr Zeit war, wurde die Idee in die Tat umgesetzt", berichtet Bernd Träger. Ursprünglich wollten die beiden schottische Highland-Rinder züchten. Aber aus Respekt vor den mächtigen Hörnern entschied man sich für die in Europa einzige hörnerlose Rinderrasse die Galloways. "Mit dem Geld aus der ausgelaufenen Lebensversicherung wurden über 5 Hektar Weideland gekauft und im Alter von 66 Jahren dann die Zucht von Galloway-Rindern angefangen. So wurde aus dem Ruhestand wahrlich ein Unruhestand." Denn für die Tiere sind die Brüder immer im Einsatz. Außerdem gab es zu Beginn vieles zu lernen und zu erfahren.
Zunächst mussten die Weiden eingezäunt werden, Wasser- und Stromversorgung musste sichergestellt und Futterreserven angelegt werden. Dann der bürokratische Aufwand für die Nebenerwerbslandwirtschaft, dazu Kontakte zu einem geeigneten Tierarzt, dem Schlachter, der Genossenschaft und Landwirtschaftskammer, Züchterverband etc... Erst dann kommt die tägliche Arbeit der Versorgung und Pflege der Tiere und das Züchten selbst. "Wir haben den einen oder anderen der uns hilft, sonst wäre das alles nicht zu schaffen", gestehen die beiden Pensionäre und ergänzen: "Man muss das aus Leidenschaft betreiben und nicht ans Geldverdienen denken, denn das kann man ohnehin vergessen.
Wenn man die Tiere artgerecht und mit gutem Futter - ohne Antibiotika und Soja, halten will, dann zahlt man unter Berücksichtigung der Haltungs- und Futterkosten und letztlich den Fleischpreisen am Ende eigentlich drauf." Da die robusten Galloways ganzjährig im Freiland gehalten werden können, entfallen wenigstens zusätzliche Stallungskosten. "Wir haben zwei Tiere bislang schlachten lassen und das Fleisch später unter Freunden und bekannten verteilt. Es ist uns nicht leicht gefallen. Der Schwerpunkt liegt definitiv auf der Zucht, wenn auch das Fleisch eine sehr hohe Qualität hat und uns gut schmeckt." Die Preise für einen Zuchtbullen liegen zwischen 1500 und 2000 Euro. Für ein Schlachtrind werden 1200 bis 1500 Euro bezahlt.
Mittlerweile zählt die Herde 20 Tiere, bestehend aus kanadischen, etwas größeren, und schottischen, etwas kleineren, Galloways. Die Geschlechter halten sich dabei annähernd die Waage. Bullen werden etwas großer und schwerer (800 bis 1000 kg) als Kühe (500 bis 700 kg). Jedes Rind hat einen Namen und ist registriert. Ähnlich wie bei der Pferdezucht bekommen Bullenkälber einen Namen mit dem gleichen Anfangsbuchstaben, wie das Vatertier und die Kuhkälber einen Namen mit dem gleichen Anfangsbuchstaben wie das Muttertier.
Viel Zuspruch erhalten die beiden Züchter für ihre Rinderherde "wie anno dazumal" auf den Bruchwiesen, aber es gibt offensichtlich auch Menschen, die den Trägers und den Tieren das Leben schwer machen wollen. "Am Dienstagabend mussten wir feststellen, dass der Zaun der Bullen-Weide auf einer Länge von 25 Metern geöffnet worden war. Glücklicherweise ist kein Tier entlaufen. Nicht vorzustellen, wenn sich die Rinder auf die Autobahn verirrt hätten".
Bernd und Fred Träger sind schon einmalig mit ihrer Unternehmung und sympathisch obendrein. Man sollten sie eher unterstützen, als dass man sie und die Galloways schädigt.