Zunächst ließen die beiden Landtagsabgeordneten wissen, dass der angekündigte Landesinnenminister Ralf Jäger den Termin nicht wahrnehmen konnte, weil er im Nachgang des Terroranschlags in Paris zu einer Innenministerkonferenz nach Berlin einbestellt war. In diesem Zusammenhang warnten die beiden SPD Politiker davor, das Thema Flüchtlinge mit dem Thema Terror in Zusammenhang zu bringen. "Gerade aus diesem Grunde seien die Menschen doch aus ihrer Heimat geflohen", so Rainer Bischoff.
Lobend erwähnten die Landespolitiker das Verhalten der Duisburger Zivilgesellschaft. Nach dem ersten Schrecken über die kurzfristige Umnutzung der Glückauf-Halle, hätten doch alle Verständnis gezeigt und eine Welle der Solidarität sei in Gang gesetzt worden. Da der Zustrom weiterer Flüchtlinge anhält, könne aber niemand sagen, ob die Glückauf-Halle ab März wieder frei sein wird.
Momentan sind 109 Flüchtlinge überwiegend Familien in der Glückauf-Halle untergebracht. Die Kapazitäten reichten für bis zu 250 Menschen, berichtet Volkmar Schultz-Igast vom Deutschen Roten Kreuz. Da es sich hier um eine Notunterkunft handele, wo die Menschen erstversorgt werden und danach weiterverteilt werden, wechsele die Belegschaft ständig. Entsprechend spartanisch ist die Unterbringung (siehe Foto).
"Die Flüchtlinge kommen zumeist über die Balkan-Route nach Deutschland. An ungeraden Tagen kommt ein Sonderzug in Düsseldorf an. Von dort werden die Flüchtlinge auf Busse verteilt und entsprechenden Notunterkünften zugeführt. Bis dahin sind die Flüchtlinge nicht registriert", zeichnet der DRK-Mitarbeiter den Weg zur Glückauf-Halle und fährt fort: "Hier werden sie dann zunächst für das DRK registriert, bekommen eine Registrierungskarte. Oft gibt es keine Ausweisdokumente, so dass man den Angaben die gemacht werden zunächst blind vertrauen muss. Die Erstversorgung mit Kleidung, Hygiene-Artikeln und ein medizinischer Check up schließen sich an." In der Regel erfolgt innerhalb von zwei Wochen die amtliche Registrierung.
Bis zur amtlichen Registrierung mit erkennungsdienstlicher Identitätsfeststellung, haben die Flüchtlinge Residenzpflicht. Das heißt, sie müssen sich im Ort aufhalten. Das tun allerdings nicht alle. Volkmar Schultz-Igast berichtet, dass einige Flüchtlinge auch verschwinden, sich also "illegal" im Land aufhalten. In Düsseldorfer Unterkünften läge der Anteil der "Ausreißer" bei einem Drittel. In Homberg seien es weniger.
Insgesamt hätten die Not-Unterkunft in Homberg bislang rund 300 Flüchtlinge durchlaufen. Man habe anfangs mit mehr gerechnet, jedoch sei das Nadelöhr die amtliche Registrierung. Eigentlich sollten die Notaufgenommenen nach rund zwei Wochen dort vorstellig werden, aber es dauert dann teilweise doch deutlich länger.
Bis dahin "kommen die Menschen erst einmal hier an", so Schultz-Igast. Viele hätten posttraumatische Belastungsstörungen durch schlimme Erlebnisse und nähmen erst einmal keine Angebote wahr. Man versuche ihnen dann die deutsche Kultur und Mentalität in Grundzügen nahezubringen. Das funktioniere durch DRK-Personal mit Migrationshintergrund ganz gut. Ebenso werden einige alltägliche Begrifflichkeiten der Deutschen Sprache, sowie Termine und der ÖPNV erklärt. Für die Kinder kommt zweimal wöchentlich ein Spielmobil und eine Spieleecke ist eingerichtet.
"Tiefer gehende Integrationsversuche machen erst wirklich Sinn, wenn die Flüchtlinge in kommunalen Einrichtungen dauerhaft untergebracht sind, Dann ist beispielsweise der Kontakt zu Sportvereinen und der Bibliothek herzustellen", so der DRK-Verantwortliche für Flüchtlingsunterkünfte.
Hier hakt der SPD Landtagspolitiker Rainer Bischoff ein, der gute Eindrücke gewonnen habe, die ihn beruhigten. "So stabil, wie das System sein kann, funktioniert es. Die Flüchtlinge verhalten sich überwiegend vernünftig und auch die Bevölkerung zieht in weiten Teilen vorbildlich mit." Der nächste Schritt müsse sein, "die Zusammenarbeit mit den Arbeitsagenturen herzustellen. Deutschkurse müssen dringend erteilt und die beruflichen Qualifikationen jedes Flüchtlings ermittelt bzw. ergänzt werden."
Ein Sichtschutz für die Dixi-Toiletten vor der Halle und das Entfernen des Absperrzaunes, wären als Sofort-Maßnahme zudem äußerst wünschenswert.