Flüchtlingskrise im Kreis Viersen Wassong: „Grenze des Machbaren ist erreicht“

Niederkrüchten · Die Gemeinde Niederkrüchten stößt bei der Unterbringung Geflüchteter an ihre Grenzen. „Wir werden allein gelassen“, sagt Bürgermeister Karl-Heinz Wassong. Land, Bund und EU müssten die Situation endlich fair koordinieren.

Die Gemeinde Niederkrüchten fühlt sich in der Flüchtlingskrise allein gelassen.

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Rund 400 Geflüchtete leben derzeit in kommunalen und privaten Unterkünften in der Gemeinde Niederkrüchten. Aufgrund der zu erfüllenden Aufnahmequoten muss Niederkrüchten kurz- und mittelfristig mit etwa 100 weiteren Zuweisungen rechnen. Die zur Verfügung stehenden Plätze zur Unterbringung weiterer Menschen sind jedoch erschöpft. Außerdem muss für etwa 85 bereits in der Gemeinde lebende Personen zeitnah alternativer Wohnraum geschaffen werden, da die aktuell genutzten Räumlichkeiten bald nicht mehr zur Verfügung stehen. Die derzeitigen Flüchtlingsströme übersteigen bereits die aus dem Jahr 2015.

„Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine Möglichkeiten mehr, zusätzliche Geflüchtete aufzunehmen. Unsere Bitten für eine Anpassung der Zuteilungsmechanismen laufen weiterhin ins Leere. Daher müssen wir nun schnell und unkonventionell Lösungen schaffen“, erläutert Bürgermeister Karl-Heinz Wassong die neuen Planungen der Gemeinde.

In Niederkrüchten werden 19 neue Mobilheime aufgestellt.

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Diese sehen die Aufstellung weiterer 19 Mobilheime an fünf Standorten vor, denen der Gemeinderat am Dienstabend einstimmig zugestimmt hat.

Von Seiten der Ratsfraktionen bestand bereits vorab Einigkeit darüber, dass für die neuen Standorte der Mobilheime keine Grundstücke genutzt werden, die mittel- bis langfristig für die Errichtung dauerhafter Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünfte genutzt werden können.

Die 19 Mobilheime werden somit an den folgenden Standorten aufgestellt: Alte Zollstraße 2: 4 Mobilheime; Lehmkul 17: 5 Mobilheime; Parkplatz Mönchengladbacher Straße: 4 Mobilheime; Palixweg / Ecke Schulstraße: 2 Mobilheime; Ulmenstraße 1a: 4 Mobilheime.

Bürgermeister Karl-Heinz Wassong macht vor dem Hintergrund des weiter steigenden Drucks auf die Kommunen klar, dass die Grenze des Machbaren erreicht sei: „Wir werden mit der Aufgabe der Unterbringung alleine gelassen. Während andernorts durchaus Wohnraum zur Verfügung stünde, sind wir gezwungen, Immobilien anzukaufen, Mobilheime anzuschaffen und die immer schwierigere Integration der Geflüchteten zu gewährleisten. Der Schutz von Menschen, die vor Krieg und Vertreibung fliehen, ist eine Selbstverständlichkeit. Sie muss aber endlich von Land und Bund sowie auf Ebene der EU fair und realitätsnah koordiniert werden. Andernfalls sehe ich auch in der schwindenden Akzeptanz in der Bevölkerung eine ernste Gefahr für unsere Gesellschaft.“

Neben den Standorten für die 19 neuen Mobilheime beschloss der Rat auch den Ankauf weiterer Immobilien zur Unterbringung Geflüchteter sowie die Erarbeitung einer Konzeption zur mittel- und langfristigen Unterbringung Geflüchteter und Obdachloser in der Gemeinde.