Videotelefonie-Plattform will Einheimische und Zugezogene ins Gespräch bringen „Daheim“ ist jetzt online

Ruhrort · Im Social Impact Lab, der Spielwiese für soziale Unternehmensgründer im Haniel-Gästehaus, ist jetzt die Online-Plattform "Daheim" gestartet. Sie soll via Internettelefonie deutsche Muttersprachler mit Geflüchteten ins Gespräch bringen.

Wie immer bei Partys: Alles tummelt sich in der Küche ...

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Wie kommt man ins Gespräch, wenn man sich nicht kennt? Kathi gibt zum "Warm-up" vorm Online-Start die Themen vor: Namen, Lieblingsessen, Lieblingsfarbe, Hobbys, Familie ... Es geht ziemlich schnell, da sind die rund 25 Geflüchteten aus der Memelstraße und die Haniel-Mitarbeiter, die ins Social Lab gekommen sind, in Gespräche vertieft.

Daheim ist online: Als erste ist Projektmitarbeiterin Carla aus Berlin zugeschaltet.

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Nasir, 22 Jahre alt, erzählt von seiner fünfmonatigen Flucht aus Afghanistan. Seine Familie musste er zurücklassen; am Nachmittag hat er noch mit seiner Mutter gesprochen — mittels einer App für kostenlose Videoanrufe.

Weil Begegnungen dieser Art im Alltag selten sind, setzt auch "Daheim" auf Smartphone und Internet. Und weil Sprache ein Schlüssel zur Integration ist, soll die Kontaktplattform den Zugezogenen ermöglichen, im Gespräch mit einheimischen Deutsch zu lernen und zu üben — und den Einheimischen, sich als Sprachlehrer zu engagieren.

Das Programm funktioniert ganz einfach: Man registriert sich kostenlos. Dafür genügen Vorname, E-Mail-Adresse, die übliche Zustimmung zu den AGBs und ein Passwort. Dann geht's um die Deutschkenntnisse: Sprachschüler oder Sprachcoach? Weiter geht's mit einem Avatarbild, Kenntnissen in anderen Sprachen und bevorzugten Gesprächsthemen. Zusätzlich gibt's Freiraum für ein paar eigene Worte über sich. Es folgen weitere Vorschläge für Gesprächsthemen (das Wetter, Deutschland, Essen und Trinken ...), und man bekommt die User angezeigt, die gerade online sind.

Am Start-Abend ist Mitarbeiterin Carla in Berlin zugeschaltet. Das Gespräch ist kurz, aber die App funktioniert — Applausapplaus und ab ans vegane Buffet, das in der Küche wartet. "Jetzt ist es doch noch eine richtige Party geworden", freut sich Daheim-Mitarbeiterin Kathi.

Ein bisschen zu tun bleibt dennoch. Derzeit funktioniert Daheim nur über Chrome oder Firefox. "Die App fürs i-Phone muss noch entwickelt werden, das kostet eine Menge Geld", erklärt Kathi. Passenderweise kann man für Daheim spenden. Zum Beispiel, wenn man bei der Beeming Box — ebenfalls einem Projekt aus dem Social Impact Lab, das vor kurzem gestartet ist — Obst oder Gemüse bestellt und einen Teil des Einkaufspreises per Klick an Daheim schickt (einkaufen und beim Bezahlen spenden ist, kurz gesagt, das Prinzip von Beeming Box).

Und weil anfangs vermutlich noch nicht so viele Daheim-User am Start sind, Daheim aber am besten funktioniert, wenn möglichst viele online sind, wird mit "Kernzeiten" begonnen: mittwochs von 18 bis 20 Uhr, sonntags von 16 bis 18 Uhr.

(Niederrhein Verlag GmbH)