Kirchen und Gewerkschaften drängen auf eine Reduzierung der verkaufsoffenen Sonntage, in Münster kippte im Oktober gar ein Bürgerentscheid mehrere schon festgelegte Termine für Sonntagsöffnungen in verschiedenen Stadtteilen.
Rechtlich ist es so, dass Kommunen verkaufsoffene Sonntage nur dann erlauben dürfen, wenn sie mit einem Stadt(teil)fest oder vergleichbaren Anlässen verbunden sind, die mehr Leute anziehen als die offenen Geschäfte. Die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage ist auf maximal vier begrenzt; hohe kirchliche Feiertage sind ebenso von vorneherein ausgeschlossen wie der 1. Mai.
"Die Zahl sollten wir halten", fordert Jeremia Gonzalez Martinez, "vielleicht sogar ausbauen." Als Center-Manager der Dinslakener Neutor-Galerie spricht er für 60 Geschäfte mit je fünf bis zehn Angestellten; dazu kommen weitere Dienstleister wie Reinigungspersonal und Sicherheitsdienst.
"Nicht jeder ist erfreut, wenn er sonntags im Laden stehen muss", weiß Martinez, "aber die Vorteile überwiegen. An verkaufsoffenen Sonntagen haben wir zum Teil die doppelte Kundenfrequenz eines Samstags."
Der Einsatz am Sonntag beruhe in der Regel auf Freiwilligkeit und werde besonders vergütet, erklärt Wilhelm Bommann, Hauptgeschäftsführer des Niederrheinischen Einzelhandelsverbandes. Die Hauptgottesdienstzeiten würden beachtet, verkaufsoffene Sonntage begännen meistens um 13, manchmal um 12 Uhr. Aus vergangenen Veranstaltungen weiß Bommann, wie stark diese besucht werden: "Es liegt ein hohes Publikumsinteresse vor."
Andreas Feller, Vorsitzender des Werberings Hamborn, verlangt vor allem, dass sich alle an eine einheitliche Regelung halten. "Das ist sicher manchmal ausgeufert." Es könne nicht sein, dass zum Beispiel Duisburg die Regelung enger auslegt als das benachbarte Oberhausen. Auch müsse deutlich sein, wer eigentlich mitfeiern darf. Geschäfte auf der grünen Wiese wie etwa große Möbelhäuser seien sicher nicht ortsnah. Und auf eine weitere Lücke in der Regelung weist Feller hin: "Auf Trödelmärkten wird heute zum Teil 60 Prozent Neuware angeboten. Das heißt, da werden Geschäfte unter dem Deckmantel des Trödelmarkts geöffnet."
"Warum sind unsere Autobahnen Richtung Holland am Sonntagmittag so voll?", fragt Bommann, und: "Warum haben Online-Shops am Sonntagnachmittag den höchsten Bestelleingang?"
Verkaufsoffene Sonntage würden die Geschäfte vor Ort gegenüber dem Onlinehandel stärken, findet auch Martinez, und außerdem Leute aus anderen Städten anziehen. Überhaupt seien verkaufsoffene Sonntage ja "Events, die für Stimmung und Leben sorgen. Wir planen zum Beispiel im Frühjahr einen Fahrradmarkt, da wirkt die ganze Stadt mit."
Wilhelm Bommann wünscht sich deshalb von den Kommunen Augenmaß bei der Prüfung der Anträge. Und: "Der nordrhein-westfälische Gesetzgeber ist gefordert, über den Sinn oder Unsinn der Anlassbezogenheit von verkaufsoffenen Sonntagen nachzudenken." Für den Einzelhandel sind verkaufsoffene Sonntage bisher meistens schon Anlass zum Feiern.