Zum Beispiel Annette Jagst: Sie übernimmt den kaufmännischen Part bei "Besser essen verbindet". Mit einer Diätassistentin bietet sie frisches Schulessen aus Bio-Produkten an. In den Küchen werden geflohene Frauen eingesetzt und so nicht nur in den Arbeitsmarkt integriert.
"Social Startups" werden solche Gründungsunternehmen aus dem sozialen Bereich genannt, und im Social Impact Lab bekommen sie vielfältige Unterstützung: Coaching, Matching, Pitches ... Allein die Haniel-Konzernzentrale, deren Untermieter bzw. Gast man hier ist, bietet ja schon reichlich Netzwerk an. Annette Jagst hat gleich mal einen hier tätigen Steuerberater zu Rate gezogen.
Seit Dezember befindet sich das Social Impact Lab bei Haniel, acht Social Startups arbeiten schon hier. Ursprünglich war das ehemalige Gemeindehaus angedacht, doch die erforderlichen Umbauarbeiten ließen die Unterstützer bei Haniel rund um Jutta Stolle schnell Abstand von der Idee nehmen. Nach ein paar Umzügen auf dem Firmengelände hat das Lab jetzt seine Räume im ehemaligen Haniel-Gästehaus, direkt neben dem historischen Packhaus, dauerhaft bezogen und vergangenen Freitag offiziell eingeweiht.. In Berlin, Hamburg, Frankfurt, Leipzig und Potsdam gibt es bereits solche Einrichtungen, das Social Impact Lab in Ruhrort ist das erste in und für Nordrhein-Westfalen.
"Als ich davon gehört habe, bin ich sofort ins Auto gestiegen und hierher gefahren", erzählt Jens Schneiders. Er hat schon mehrere Unternehmen gegründet; sein aktuelles Projekt ist ein Onlinehandel für Bio-Lebensmittel. Die Kunden kaufen zu marktüblichen Preisen, aber Schneiders führt 10 bis 20 Prozent des Gewinns an lokale Projekte ab. "Wenn Banken sowas hören, sind sie erstmal nicht begeistert", erzählt er. Verzicht ist bei Finanzierungspartnern nicht angesagt. Da gilt es, neue Partner zu finden, deren Weitblick über Profiterwartungen hinausgeht, bzw. vorhandene Partner "für die besonderen Herausforderungen sozialer Unternehmen zu sensibilisieren."
Mit Haniel, der Otto-Beisheim- und der KfW-Stiftung hat das Social Impact Lab auf jeden Fall potente Finanzierer. Mit dem Gründerprogramm "Andersgründer" sollen in den ersten drei Jahren 55 Gründerteams begleitet werden. 80 Arbeitsplätze sollen dabei mindestens geschaffen, 2,5 Millionen Euro Gründungskapital generiert werden. Das zweite Stipendienprogramm, "Ankommer. Perspektive Deutschland" unterstützt bundesweit aktuell 14 Startups und sozial-unternehmerische Initiativen, die Flüchtlingen Zugang zu Bildung sowie zu Ausbildungs- und Arbeitsplätzen bieten. Einige von ihnen sind vor kurzem erst von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel ausgezeichnet worden. Dirk Sander, gebürtiger Hochfelder und im Ruhrorter Lab der "Inkubator-Manager", hat derweil schon Kontakte "zu den wichtigsten Playern vor Ort" geknüpft: Uni, IHK, GfB.
"Normalerweise wollen Unternehmen ja nicht kopiert werden", weiß Bernd Siegfried, Geschäftsführer der KfW-Stiftung, "bei sozialen Unternehmen ist das genau umgekehrt." Da nämlich soll eine Idee, eine Bewegung nach vorne getragen werden. Die in der Wirtschaftswelt notwendigen Standardisierungen bekommen die Gründer hier im Social Impact Lab verpasst, dann werden sie, nach Ablauf des maximal achtmonatigen Stipendiums, auf den freien Markt entlassen. Oder, wie es in der Fachsprache heißt: "nachhaltig erfolgreich positioniert." Bernd Siegfried: "So entsteht ein Netzwerk, das über die Standorte der Social Impact Labs hinausgeht." So war es ja schon immer: von Ruhrort in die ganze Welt.