Veranstaltet wurde das Camp vom Verein zur Bekämpfung von Kinderarmut "Klartext für Kinder e.V." und der "freddy fischer stiftung".
Das Training im Ring macht am meisten Spaß, da sind sich Bashar und Aylin einig. Beide sind das erste Mal beim Boxen. "Es ist anstrengend, aber auch richtig toll", berichtet die elfjährige Aylin. Bashar nickt und fügt grinsend hinzu: "Und es gibt immer Muskelkater." Der 17-Jährige hatte eine ganz andere Vorstellung vom Boxtraining - geprägt von Filmen und Muhammad Ali, erzählt er. In dem dreitägigen Camp hat er nun gelernt, dass dieser Sport viel abwechslungsreicher sei als gedacht.
Das zweistündige tägliche Training beginnt mit einem allgemeinen Aufwärmen ähnlich dem Zirkeltraining aus dem Schulsport, gefolgt von einer speziellen, auf das Boxen ausgerichteten Erwärmung. Anschließend durchlaufen die Kids drei Stationen: die Technikschulung, das Gerätetraining mit Boxsack und Co. sowie den Ring - hier gibt's Wettkampf ohne Vollkontakt. Später wird gemeinsam zu Mittag gegessen.
Frank Otto ist einer von drei Trainern, die das Camp leiten. Er freut sich, die ganze Palette zu zeigen, die der Boxsport zu bieten hat. Und das kommt an. "Die Mädchen und Jungen machen sich gerne kaputt" - was nicht bedeutet, dass sich hier "gehauen" wird: "Es geht darum, sich körperlich zu verausgaben!" Roman Morawiec, Vorsitzender des ABC Rheinkamp, hat sogar schon ein paar Talente gesichtet: "Zwei, drei sind richtig gut, die hätte ich gerne im Verein."
Das wäre ganz nach dem Geschmack von Freddy Fischer. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass das Boxen eine Sportart ist, die viel mehr als nur Fitness vermittelt. Neben der körperlichen Herausforderung stärke Boxen die Persönlichkeit, lehre Respekt und verbessere die Kommunikation in Krisensituationen. "Diese sozialen Aspekte haben schon so manchen wieder auf den richtigen Weg geführt", weiß der Moerser. Boxen ist daher das Urthema der "freddy fischer stiftung", die sich in der Kinder- und Jugendhilfe engagiert. Nachdem vor über vier Jahren ein sozialer Boxclub in Essen gegründet werden konnte, wollte Freddy Fischer etwas Ähnliches in "seiner Stadt" starten und hat gemeinsam mit "Klartext für Kinder e.V." das Ferienboxcamp ins Leben gerufen. Das Ziel sei, so Michael Passon, den Kindern den Zugang zu einem besonderen Sport zu ermöglichen sowie Disziplin und Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln. Mit dem Boxsport klappe dies prima - das beweise auch die vierte Auflage des Camps, wie sich der Geschäftsführer von "Klartext für Kinder" vor Ort überzeugt: "Die Kids haben alle Biss und Herz." Und sie zeigen, dass Boxsport gelebte Integration ist - die minderjährigen Flüchtlinge, die unter den Teilnehmern sind, sind hier einfach Sportler.
Zum zweiten Mal kooperieren Verein und Stiftung mit den Jugendämtern der Städte Moers und Kamp-Lintfort, die das Boxcamp ausgeschrieben und über ihre Sozialraumteams die Teilnehmer geworben haben. Den Fahrdienst hat das Unternehmen Hansi Reisen übernommen, das für die drei Tage kostenlos einen Bus zur Verfügung gestellt hat. Schirmherr ist Christoph Fleischhauer. Der Moerser Bürgermeister mag die Idee, dass ein "vermeintlicher Kampf zur Befriedung beiträgt". Das gefällt auch Bashar und Aylin. Beide können sich vorstellen, mit dem Boxen weiterzumachen.