Andreas Klees, früher bei „The Bonny Situation“, hat selbst an Euro Rock teilgenommen. „Musik ist hier Mittel zum Zweck, ’Völkerverständigung‘ im ganz altmodischen Sinne. Musik ist bei Euro Rock die erste Sprache, erst dann kommt Englisch.“ Er kann sich noch erinnern, dass sie „damals viel mit Russland“ zu tun hatten. Duisburgs Partnerstadt Perm lässt schon länger keine Bands mehr raus, die Städtepartnerschaft ruht.
Dafür ist Duisburg eine Städtepartnerschaft mit Krywyi Rih eingegangen, der Geburtsstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymir Selenskyi. „Die Stadt sieht furchtbar aus“, sagt Klees. „Nie wieder Krieg!“, das war der Ansporn für Peter Bursch, den Euro Rock ins Leben zu rufen, und jungen Menschen eine Idee von Europa zu geben. „Leider gibt’s einen Idioten in Russland, der unsere Idee nicht verstanden hat.“ Stattdessen gab es Signale aus der Ukraine, dass man sehr an Euro Rock interessiert sei, berichtet Daniel Jung vom Kulturbüro. Das Konservatorium in Krywyj Rih hat extra eine Band zusammengestellt, „Nova Mova“ heißt sie, „Neue Sprache“, Englisch sprechen sie nicht, aber Musik ... Heike Maus vom Team für Repräsentation und Internationale Beziehungen im Duisburger Rathaus macht klar: „Das sind junge Männer, die eigentlich Militärdienst leisten müssten“. Für Euro Rock gab’s eine Sondergenehmigung aus Kiew. Andreas Klees: „Deutlicher kann man die Bedeutung solcher Projekte nicht machen.“
Klees ist in diesem Jahr im Dozententeam, neben dem Erfinder, Gitarrenlehrer der Nation und Bröselmaschinist Peter Bursch, Musikproduzent Micki Meuser, Benjamin Peters (ebenfalls ehemals „Bonny Situation“) und Pia Verbücheln, 2019 Euro-Rock-Teilnehmerin mit „Bakali“.
Das war damals das erste Mal, dass Euro Rock bei der Suche nach einer Gastgeber-Band über die Stadtgrenzen hinausgehen musste und Kamp-Lintfort kurzerhand zum Teil des „Großraums Duisburg“ wurde. Die Schwierigkeiten, überhaupt Bands zu finden, nehmen aus vielen Gründen zu, so Peter Bursch; einer ist, dass es immer weniger Bands gibt. Umso erfreulicher, dass mit „Feinstaub West“ wieder eine Duisburger Band für die Gastgeberrolle gefunden wurde, die neben ihrem schön duisburgtypischen Namen auch jede Menge Musik mit Duisburg-Bezug mitbringt. Die vier Bergheimer spielen Punkrock und singen vom MSV; „“ Dat ist Duisburg wa?!“ hieß ihr Debütalbum. „Wir kommen von der Westseite Duisburgs, und im Radio kam irgendwas mit Feinstaub“, erklärt Gitarrist Leon Brüggemann den Bandnamen. „Rheinhausen, die schwarze Seite von Duisburg“,. scherzt Peter Bursch. Erfreulich außerdem: Den Bass bedient bei „Feinstaub West“ eine Frau. Nur die „Blurry Hallows“ aus Calais bringen ebenfalls und gleich zwei weibliche Bandmitglieder mit. Im End geht’s aber ja auch nicht um Sex oder Drugs, sondern ausschließlich um 24 Stunden Rock’n’Roll bzw. Indie Rock („Portray“, Nimwegen), Metal („Blurry Hallows“ - Daniel Jung: „die machen richtig Krach“), eine Industrial-Rock-Kombination („Defektas“ aus Vilnius), und „Nova Mova“ hat wohl was von „Måneskin“ gecovert. Die Mischung wird’s wieder machen, denn aus den fünf Bands werden neue zusammengestellt, die neue Songs entwickeln - man wird von Konzertabend zu Konzertabend überrascht werden ...
Konzerte – Freier Eintritt:
• 20. Juli, 20 Uhr: Bollwerk 107, Moers
• 21. Juli, ab 13 Uhr: Stadtfest Duisburg
• 24. Juli, 20 Uhr: Zum Hübi, Ruhrort
• 25. Juli, 20 Uhr: Parkhaus Meiderich
• 26. Juli, 20 Uhr: Café The Shuffle, Nimwegen, Niederlande