„Das ist die reinste Rennstrecke“, sagt Anwohner Josef Zender. Der 81-Jährige selbst ist an seinem Hauseingang schon einmal so von einem vorbeifahrenden Radfahrer touchiert worden, dass er beinahe gestürzt wäre. Seine Frau Irmgard wurde mal wüst beschimpft, als sie beim Gehwegfegen mit dem Besen an ein vorbeifahrendes Fahrrad kam, das sie nicht gehört hatte. Solche und ähnliche Erfahrungen machen Anwohner, Besucher und Fußgänger auf dem kleinen Stück Gehweg seit Jahren. Man muss gar nicht lange da stehen, schon fährt der erste Scooter- oder Bike-Rowdy so schnell und nah an einem vorbei, dass man den Luftzug spürt. Auf einen freundlichen Hinweis „Sie wissen, dass das ein Gehweg ist?!“ hin erntet man mal komplette Ignoranz, mal aggressive Gesten oder freche Anworten wie „Maul halten!“, aber selten eine Entschuldigung. Zwar gebe es auch Verkehrsteilnehmer wie die Frau mit Kind, die vorbildlich vom Rad absteigen und schieben, erklärt das Ehepaar Zender, aber die seien leider eher die Ausnahme.
Stattdessen täglich Schnell- und Durchgangsverkehr – sogar mit dem Motorrad würde hier immer wieder mal durchgefahren, berichten die Nachbarn Petra und Günter Hanen. „Über 200 Radfahrer, E-Biker und Scooter-Fahrer düsen hier Tag für Tag vorbei“, sagt Josef Zender, der sich mal die Mühe gemacht und mitgezählt hat. „An einem normalen Tag!“, betont er. „Wenn Borussia spielt, sind es noch viel, viel mehr!“
Das Schild „Gehweg“, der Schutzbügel rechts werden immer wieder ignoriert und mit Schwung umfahren, die Abkürzung ist scheinbar zu verlockend. Noch gab es keinen schlimmen Unfall, sagen die Anwohner. Aber muss erst etwas passieren?
Die Stadt Mönchengladbach erklärt auf Anfrage, dass der kurze Gehwegabschnitt bereits mehrfach angepasst worden sei. So genannte Umlaufsperren, die in den 80er Jahren die vielen Mofas und Motorräder, die die „Abkürzung“ nutzten, abhalten sollten, seien im August 2020 wegen mangelnder Barrierefreiheit wieder abgebaut worden.
Eine direkte Beschwerde der Anwohner bei der Stadt liege nicht vor, aber aufgrund der Anfrage über den Extra-Tipp werde das Ordnungsamt das Thema bei der nächsten Verkehrsbesprechung mit den anderen Behörden ansprechen.
Auch die Polizei Mönchengladbach hat bereits versprochen, sich die Situation auf dem Stück Gehweg genau anzuschauen, auch im Hinblick auf deren aktuellen Einsatzschwerpunkt E-Scooter* (s.u.). Bei einer ersten Auswertung in dem Bereich der Immelmannstraße sei ein Unfall mit einem Rad- und einem Pedelec-Fahrer (2020) festzustellen. Da aber die Unfallursache „verbotswidrige Nutzung der Fahrbahn oder ähnliche Straßenteile zum Beispiel Geh- und Radwege“ bei der statistischen Erfassung auch anderes Fehlverhalten (wie Fahren mit dem Rad auf der falschen Straßenseite) beinhalte, lasse sich keine absolute Zahl zur widerrechtlichen Benutzung auf Gehwegen ermitteln.
Die „Beschwerdestelle der Immelmannstraße“ liege jedenfalls der Fachdirektion Verkehr vor und im Rahmen eines Sondereinsatzes rund um das „falsche Verhalten von E-Scootern und falschem Verhalten von und gegenüber Fußgängern und Radfahrern“ werde die Polizei sich vor Ort ein Bild machen.
Die Anwohner sind gespannt. Eine baldige Lösung – bevor jemand ernsthaft verletzt wird – wäre ihnen wichtig. Ein zweiter Schutzbügel wie es ihn früher schon mal gab, wäre ihrer Ansicht nach eine Lösung. „Vielleicht kann der zweite Bügel ja so versetzt angebracht werden, dass Rollstuhlfahrer durchkommen“, ist die Überlegung der Anwohner, die betonen: „Wir haben nichts gegen Radfahrer, aber sie sollten wenigstens langsam hier vorbeifahren.“
Die Stadt bezweifelt allerdings, dass versetzte Sperrgitter ein Hindernis für E-Scooter darstellen.
Alternativ schlagen die Anwohner vor, durch große Pflanzkübel vor den Häusern die ersten eineinhalb Meter und damit das Vor-die-Türe-treten sicherer zu machen. Das könnte die mags übernehmen, sie seien aber auch bereit, selber Kübel aufzustellen und zu bepflanzen. Dafür müsse es aber bitte eine offizielle Genehmigung geben.
PROBLEM E-SCOOTER
In den vergangenen Jahren verzeichnet die Polizei Mönchengladbach einen Anstieg der Unfälle mit E-Scootern, was sie auf deren verstärkte Nutzung zurückführt. So gab es im ersten Halbjahr 2025 schon nahezu so viele Unfälle wie im gesamten Jahr 2022 (Schwer-/Leichtverletzte 2022: 9/49, 2025: 8/49). Es sind Sicherheitstrainings sowie Schwerpunkteinsätze rund um E-Scooter im Straßenverkehr geplant.