Seit der Gründung auf Schloss Dyck gehören Freiluft-Veranstaltungen zu den selbstverständlichen Spielorten des Festivals, das seine besondere Atmosphäre nicht allein seinen musikalischen Angeboten, sondern eben auch der besonderen Naturkulisse des Niederrheins verdankt.
Den Auftakt der Naturklänge bilden am Sonntag, 18. August, um 18 Uhr die „Diálogos de amor“ im Innenhof von Schloss Dyck: Die Flötistin und künstlerische Leiterin des Festivals Anette Maiburg wird gemeinsam mit dem argentinischen Bandoneón-Virtuosen Marcelo Nisinman die unterschiedlichsten Manifestationen des „Liebesgeflüsters“ ausbreiten – von Astor Piazzollas Tango nuevo über Barbaras verführerische Chansons und Kurt Weills kesse Songs bis zurück in die elisabethanische Zeit, die vielleicht dezenter als spätere Epochen, gewiss aber nicht weniger leidenschaftlich zu „flüstern“ verstand. Tänzerische Akzente setzt Norma Magalhães.
Führung durch die Parklandschaft von Schloss Dyck
Sehr zu empfehlen ist neben den „Diálogos“ die zauberhafte Atmosphäre der eindrucksvollen Anlage, von der das Schloss Dyck umgeben ist. Erstmals gibt es im Rahmen des Festivals um 16.30 Uhr eine Führung durch den englischen Landschaftsgarten, den Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, selbst ein passionierter Botaniker, zwischen 1820 und 1835 von dem schottischen Gartenarchitekten Thomas Blaikie realisieren ließ. Dazu holte man exotische Pflanzen aus ganz Europa herbei, für die jeweils ein geeigneter Lebensraum gefunden wurde.
Am 25. August entführen Anette Maiburg, der Schlagzeuger Roland Peil und ein Ensemble lateinamerikanischer Musiker um 18 Uhr vom Innenhof des Schlosses Dyck direkt in die Klangwelten des Amazonas: Vielfältige Vogelstimmen, sanftes Blätterrauschen, die Luftbewegungen des Regenwaldes, brasilianischer Jazz und südamerikanische Barockmusik bereiten die Szene für die peruanische Tänzerin Kathye Molina und ihren brasilianischen Kollegen Kauan Soares. Dazu liest die Schauspielerin Friederike von Krosigk einige der Ideen, um das Ende der Welt zu vertagen, die der Ur-Brasilianer Ailton Krenak vor fünf Jahren gegen die Zerstörung des Regenwaldes formuliert hat.
Harfenklänge zum Finale
Ein weiterer Glanzpunkt erwartet die Freunde und Liebhaber des Niederrhein Musikfestivals am 20. September um 19 Uhr in der Kirche Wickrathberg, wenn der Weltklasse-Harfenist Emmanuel Ceysson den Altarraum betritt. Der Sieger des ARD-Wettbewerbs von 2009 und Solist des Los Angeles Philharmonic Orchestra, der schon einmal an derselben Stelle gefeiert wurde, präsentiert im Zusammenspiel mit Anette Maiburg eine Suite musikalischer Impressionen, die die beiden Künstler als „Voyages Naturels“ betitelt haben. Chiara Jovy setzt dazu tänzerische Highlights.
Die beiden Instrumente, die schon in der griechischen Antike eine überragende Rolle spielten und angeblich über geheimnisvolle Kräfte verfügen, sind geradezu ideale Hilfsmittel, um Naturerscheinungen in Musik zu überführen. Da singt Robert Schumanns „Vogel als Prophet“, der bekannte Jazztitel „Autumn Leaves“ bereitet auf den kommenden Herbst vor und Jacques Brels einzigartiger Hymnus auf den Hafen von „Amsterdam2 lassen erahnen, wohin die Reise gehen wird, die dann freilich mit einer Überraschung endet: mit der Fantasie-Sonate Naiades des britischen Komponisten William Alwyn, der darin im Jahre 1971 die einstigen Schutzgottheiten der Quellen, Bäche, Flüsse, Sümpfe, Teiche und Seen beschworen hat.
Musikvermittlung
Das Festivalprogramm wäre nicht vollständig ohne seine Schul-Workshops „Songs around the World“ und die beliebten Werkstattkonzerte, bei denen das Publikum das Entstehen der Konzertprogramme miterleben kann. Der digitale Konzertsaal „erleben.niederrhein-musikfestival.de“ wird weiter ausgebaut: In Podcasts stellen sich die Mitwirkenden vor, VideoClips machen neugierig auf die Konzerte, und die Fotos lassen Erinnerungen wach werden – kurz gesagt, es gibt alles, womit man sich inspirieren oder unterhalten lassen kann.
Die Orte, an denen die Konzerte stattfinden sind kulturhistorische Juwelen des Niederrheins. Eingebettet in eine idyllische Naturkulisse, geben sie nicht nur perfekte Szenarien für musikalische Darbietungen ab: Sie erinnern auch unübersehbar an das reiche Kulturerbe der Region, in der wir leben. Zu den Orten zählen das malerische Wasserschloss Dyck in Jüchen, die Stammenmühle in Nettetal und der Kaarster Tuppenhof, ein Bauernhof mit Bauerngarten aus dem 18. Jahrhundert. Die Kirche Wickrathberg, die besterhaltene Rokokokirche am Niederrhein, ist ein Kunstwerk und architektonisches Musikstück an sich.