Ossumer Pater berichtet 30 Jahre Missionar auf Timor
Langst-Kierst · Anlässlich seines 60-jährigen Priesterjubiläums, das mit einer feierleichen Messe in der Ossumer Kapelle begangen wurde, war Willi Jacobs kürzlich auf Heimatbesuch bei seiner Nichte Anna Jacobs in Langst-Kierst. Während seines Aufenthaltes berichtete der gebürtige Ossumer dem Extra-Tipp aus seiner 30-jährigen Tätigkeit als Steyler Missionar auf der südostasiatischen Insel Timor.
Gewiss ist die christliche Missionierung ein Thema das häufig kritisch diskutiert wird. Auch Willi Jacobs‘ Nichte, Anna Jacobs, vertrat als junge Frau die Auffassung, dass Missionierung den Kern der Kolonialisierung in sich trage. Diese Sichtweise hat sich bei ihr aber im Laufe der Jahre geändert. „Erst vor ein paar Tagen – auf dem Klassentreffen der Steyler Missionare in St. Augustin, das wir besucht haben – habe ich mit einer Ordensschwester aus Timor gesprochen. Auf die Frage, wie sie das Thema bewertet, sagte sie mir nur: ,Wir sehen das so: Die Missionare haben einen Baum gepflanzt und wir sind die Früchte.‘ Und als ich sie fragte, ob sie selber plane, als Missionarin wegzugehen, da antwortete sie: ,Ich bin doch schon seit 20 Jahren als Missionarin in einem Altenheim hier hier in Deutschland tätig.‘ Auch das hat mir nochmal gezeigt, dass weitaus mehr hinter dem Thema steckt“, sagt Anna Jacobs.
Der Wunsch, als Missionar zu wirken, ist in Willi Jacobs durch die Lektüre vieler Bücher über die Mission in Afrika aufgekommen. „Bei der Mission handelt es sich vor allem um eine seelsorgliche Aufbauarbeit“, sagt der heute 89-Jährige, gerade dies habe ihn besonders gereizt. Nach dem Besuch der Missionsschule in Geilenkirchen begann im Jahr 1965 die Zeit als Missionar in Westtimor für Willi Jacobs. Innerhalb der 30 Jahre, die er dort – hauptsächlich in der ehemaligen Provinz Belu, nahe der Grenze zu Ost-Timor – tätig war, hat er viel Aufbauarbeit geleistet. Besonders lag ihm die Etablierung eines funktionierenden Schulwesens vor Ort am Herzen. So wirkte er nicht nur darauf hin, dass Schulen gebaut wurden, er gab den Kindern der Einheimischen auch Religionsunterricht. Auch um alles, was in der Seelsorge so anfällt, hat er sich gekümmert, Taufen und Eucharistiefeiern abgehalten. Und auch Nachwuchsarbeit habe er betrieben: „Insgesamt haben sich in meiner Zeit dort fünf junge einheimische Männer in der Pfarrei zum Priester weihen lassen und es gab mehrere junge Mädchen, die sich entschieden haben, in den Orden einzutreten“, berichtet er.
Ein ganz zentraler Punkt, der Willi Jacobs‘ Wirken in Südostasien bestimmte, war die Bekämpfung des Hungers. „Gerade in Zeiten der Trockenheit hungerten die Menschen oft sehr. Hier haben wir mit unserem europäischen Wissen viel weiterhelfen können. Eine wirklich geordnete Landwirtschaft gab es damals nämlich unter den Einheimischen kaum. Auch über Kontakte zu den Chinesen, von denen ich regelmäßig Mais kaufte, konnte viel Not gelindert werden“, erinnert sich der Pater. Der Bürgerkrieg 1975 in Osttimor führte wiederum zu Komplikationen in dieser Hinsicht. „Viele Flüchtlinge aus Osttimor kamen damals in unsere Gegend, rodeten und pflanzten unkontrolliert, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, schadeten damit aber auch der Landwirtschaft, weil es durch den dadurch verursachten Mangel an Bäumen an Schatten fehlte und das Wasser nicht mehr gehalten wurde.“
Wie beschwerlich das Leben als Missionar sein kann, hat Willi Jacobs auch erfahren. So litt er teilweise selbst unter Hunger und hatte auf seinen Reisen zu Pferd zwischen den verschiedenen Stationen – also kleinen Kapellen, die die Einheimischen selbst gebaut haben – oft nur einen Stein als Kopfkissen und musste unter behelfsmäßigen Palmdächern schlafen. Zudem gab es im Pfarrhaus, wo er normalerweise wohnte, keinerlei Strom.
Feindseligkeiten ihm als christlichem Missionar gegenüber habe er in seiner ganzen Timor-Zeit jedoch nie erlebt. „Eher im Gegenteil: Die Leute waren sogar ziemlich anhänglich. Immer wenn ich irgendwo eintraf, hieß es ,Der Pater kommt!‘ und sofort wurde ein kleines Fest mit Tanz und Musik gefeiert“, erinnert sich Willi Jacobs. „Das liegt aber auch daran, dass es in Timor schon zum damaligen Zeitpunkt eine starke christliche Tradition gab“, erklärt er.
Das Ende seiner Missionarszeit in Timor kam für den gebürtigen Ossumer 1994 sehr plötzlich. Nach einem Herzinfarkt musste er die Insel zur besseren medizinischen Versorgung verlassen und nach Deutschland zurückkehren. Dass er sich gar nicht richtig von den Menschen, mit denen er fast 30 Jahre zusammengelebt hatte, verabschieden konnte, erfüllt Willi Jacobs auch heute noch mit Wehmut. Nachdem er die vergangenen 30 Jahre als Seelsorger im St. Anton Krankenhaus in Goch tätig war, lebt er aktuell in St. Wendel in einem Seniorenheim der Steyler Missionare. Dort feierte er noch im März mit seinem inzwischen verstorbenen Zwillingsbruder Hubert gemeinsam den 89. Geburtstag. Auch der Bruder war lange als Missionar tätig, allerdings in Südamerika. In all den Jahren haben sich die beiden daher nur einige wenige Male in Urlauben getroffen – das Missionarstum ist eben eine Lebensaufgabe.