Immer wieder wird beklagt, dass der Schulerfolg der Kinder in Deutschland nicht unwesentlich vom Elternhaus abhinge. Schüler aus bildungsfernen Haushalten seien vielfach benachteiligt. Deshalb haben Bund und Länder das „Startchancen-Programm“ beschlossen. Es soll sozial benachteiligten Kindern Rückenwind verschaffen.
„In ganz Deutschland werden 4000 Schulen unterstützt“, erklärt Krefelds Stadtdirektor Markus Schön, „in Nordrhein-Westfalen sind es 900 Schulen und in Krefeld 17 Schulen.“ Insgesamt umfasst das Programm 20 Milliarden Euro in zehn Jahren. Die ausgewählten Krefelder Schulen erhalten auf einen Zeitraum von zehn Jahren 17 Millionen Euro von Bund und Land.
Das Geld fließt zu einem Teil in die bauliche Ausstattung der Schulgebäude: Moderne Klassenräume, Rückzugsorte für kleine Lerngruppen und vor allem die Digitalisierung gehören dazu.
Katrin Weisker, Leiterin des pädagogischen Dienstes in Krefeld, gibt ein Beispiel: „In der Mosaikschule sind im Klassenraum große Fenster zum Flur eingesetzt. Die Flure können während des Unterrichtes mit genutzt werden.“ Dadurch sind differenzierte Unterrichtsmodelle möglich.
Ein weiterer Teil des Geldes steht den Schulen zur Verbesserung ihres Unterrichtes selbst zur Verfügung. Damit können sie die Beratung und pädagogische Unterstützung ausweiten.
„Die dritte Säule des Programms betrifft das Personal“, erläutert Markus Schön. Die Schulen dürfen mit dem Geld einen Sozialarbeiter oder eine andere Fachkraft einstellen. Denn das soziale Miteinander in der Klasse und an der Schule ist ebenfalls wichtig für den Schulerfolg.
Der Bedarf an Unterstützung ist groß. „Rund 80 bis 90 Prozent der Schüler brauchen an den ausgewählten Schulen eine zusätzliche Unterstützung“, schätzt Schulrätin Dagmar Schrader. Ermittelt wird der Bedarf in den Grundschulen durch Tests der sogenannten Vorläuferfähigkeiten. „Da geht es darum, wie es um die Lesefähigkeit steht“, gibt Schrader ein Beispiel. Auch die Sprechfähigkeit, die Lautbildung, ebenso mathematische Fähigkeiten sowie soziale Kompetenz und Körperbeherrschung werden getestet.
Aus diesen Tests entwickelt die Schule dann gezielte Fördermaßnahmen. Konkret könnte es bedeuten, dass in einer Klasse gezielt das Lesen trainiert wird. Es könnte auch dazu führen, dass nicht alle Schüler die gleiche Aufgabe bekommen, sondern die Aufgaben nach den Kenntnissen und Befähigungen der einzelnen Schüler unterteilt werden. So können die Lehrer gezielter Defizite abbauen.
In erster Linie richtet sich das Startprogramm an den Grundschulen auf die Bereiche Lesen, Schreiben und Rechnen. Aber auch ausgewählte weiterführende Schulen werden ins Startchancen-Programm aufgenommen.
„Das Programm ist ein Riesenpfund“, wertet Stadtdirektor Schön die Initiative von Bund und Ländern. Die erste Gruppe der vom Land ausgewählten Schulen ist bereits 2024 gestartet, eine zweite Gruppe kommt im August diesen Jahres neu ins Programm.