Mit einer vergnüglichen Komödie startete das Stadttheater in die neue Spielzeit. Die Dopplung im Titel „Hase Hase“ ist keine Hommage an Meister Lampe, sondern der Name des jüngsten Mitgliedes einer kinderreichen Familie. Der Nachname ist Hase und der Vorname der jüngsten Tochter ebenfalls. Liv Wagener spielt die Rolle der verträumten Schülerin mit jugendlicher Leichtigkeit.
Nukleus der Familie ist aber Mutter Hase. Sie managt den Haushalt, sorgt für Disziplin, schützt ihre Kinder vor der Polizei, die Wohnung vor dem Gerichtsvollzieher und fungiert als Kummerkasten für alle. Esther Keil lässt in ihrem Spiel glaubhaft werden, dass diese Frau ebenso durchsetzungsstark wie liebevoll ist. Die Rolle ähnelt dem 60er-Jahre-Stück „Das Fenster zum Flur“, in dessen Verfilmung Inge Meysel die resolute Mutter gab, deren Träume von einer besseren Zukunft ihrer Kinder nach und nach zerbrach. So geht es auch Mutter Hase. Vieles, was ihre erwachsenen Kinder vorgeben zu sein, erweist sich als Schein.
Doch anders als erwartet überbrückt die Familiensolidarität alle Krisen, seien sie psychologischer oder politischer Natur. Es ist denn auch die Familie selbst, diese biologische und soziale Institution, die den Anker des Stücks bildet. Sie hat sich zu beweisen in einer turbulenten Welt der Moderne, die voller Widersprüche ist. Ihre Strategie dazu offenbart sich in der Metaphorik des Hasen, der nur überleben kann, weil er pfiffig Haken schlägt, statt auf geradem Weg zu rennen.
Doch zum Happy End bedarf es noch der Einwirkung des altbekannten „deus ex machina“- Effektes. Hier tritt er in Person der jugendlichen Titelfigur auf, die sich als überirdisch entpuppt. Aber ist es nicht immer so im Leben, dass zum Gelingen auch ein Quentchen Glück gehört, eine irrationale Zuversicht oder gar ein kleines Wunder?
Regisseurin Anne Spaeter und ihr Team haben der Aufführung einen knallbunten Rahmen gegeben: Die Wohnung der Hases, welche die Kulisse bildet, ist naturalistisch ausgestattet in Küche, Bad und Schlafzimmer. Farbenfroh sind die Kostüme. Videoeinspielungen füllen die Rückwand aus. Das Ensemble gibt Gesangs- und Tanzeinlagen wie bei einem Musical, schreckt auch vor Slapstick nicht zurück. Es sind nicht die Dialoge, sondern der Spielwitz, der die Inszenierung zur herrlichen Wundertüte werden lässt. Das Premierenpublikum hatte offenkundig großen Spaß. Der Applaus klang begeistert und wurde am Ende sogar stehend gespendet.
Weitere Vorstellungen: 27. September (18 Uhr); 3., 8. Oktober; 2., 14. November; 14. Dezember; 13., 22. Januar. Beginn: 19.30 Uhr. Karten an der Theaterkasse, Tel. 02151 805125 oder www.theater-kr-mg.de