Krefelder Haus der Igel NRW-Tierschutzpreis 2024

Krefeld · Die Landesregierung hat dem Krefelder Haus der Igel den ersten Platz beim Tierschutzpreis 2024 zugesprochen. Der Verein kämpft um das Überleben geschwächter Igel.

Freuen sich über den Tierschutzpreis: Die Leiterin der Krefelder Igelstation Brigitte Thevessen (l.) zeigt die Urkunde der Landesregierung, Ehrenamtlerin Carina Draken hat wieder ein Fundtier retten können. Foto: Müller

Foto: Müller

Nicht weniger als 80 Igel befinden sich derzeit in der Auffangstation im Ortskern von Hüls. Liebevoll betreut von Leiterin Brigitte Thevessen und den rund 40 ehrenamtlichen Helfern. Ohne die kompetente Versorgung mit Nahrung, Wärme und Medizin hätten die Tiere keine Überlebenschance. Sie waren unterernährt, unterkühlt oder krank, als Passanten sie irgendwo aufgelesen und im „Casa dei Riccio Haus“ an der Kreuzstraße abgegeben haben. „In diesem Jahr haben wir 990 Igel versorgt“, führt Brigitte Thevessen genau Buch.

Dieses großartige Engagement wurde jetzt von der NRW-Landesregierung ausgezeichnet. Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen und die Landestierschutzbeauftragte Dr. Gerlinde von Dehn verliehen in Düsseldorf den Tierschutzpreis 2024. Das „Casa dei Riccio Haus“ kam sogar auf den ersten Platz. Preisgeld: 10.000 Euro.

Natürlich freuen sich die Igelretter sehr über die Anerkennung. Und das Geld können sie ebenfalls gut gebrauchen. Denn rund 4500 bis 5000 Euro kostet der Unterhalt der Igelstation pro Monat. „Mit dem Preisgeld kommen wir über den Dezember und Januar“, rechnet Brigitte Thevessen vor. Außerdem möchte sie weitere Inkubatoren anschaffen. Darin werden unterkühlte Igel aufgewärmt. Ohne die nötige Körperwärme fressen sie nicht. Trotz Hunger.

Das Preisgeld kommt gerade zur rechten Zeit. Denn das Spendenaufkommen lässt in letzter Zeit deutlich nach. „Wir stellen auch Spendenquittungen aus“, versichert die Leiterin. Denn Spenden sind dringend nötig.

Wie aufs Stichwort treten eine Schar Kinder von der Hülser Kita Zaubersterne ein. In einem Bollerwagen haben sie Katzenfutter, Mehlwürmer und Wickelunterlagen mitgebracht. Alles gesammelt zu St. Martin, wie die Leiterin der Kita berichtet. Brigitte Thevessen bedankt sich mit der Erlaubnis, einen Igel mal aus der Nähe betrachten zu dürfen. Die Kids sind fasziniert.

Währenddessen zieht Ehrenamtlerin Carina Draken für einen Igel auf ihrem Tisch eine Spritze auf. „Wir beide werden keine Freunde mehr“, lacht sie, als er schnell wegkrabbeln will. Dabei ist sie seine beste Freundin. Denn sie spritzt ihm Mineralien, Stärke und ein Mittel gegen Schmerzen. Eine Wurmkur gibt es als Bonus dazu. Das sichert ihm das Überleben.

Rund dreiviertel der gefundenen Igel sind abgemagert. „Im Winterschlaf verlieren sie bis 60 Prozent ihres Körpergewichts“, erklärt Frau Draken. Wenn sie da nicht von Beginn an genug auf den Rippen haben, sterben sie im Schlaf an Entkräftung.

Das ist für die ganze heimische Natur alarmierend. Denn der Igel steht bei uns inzwischen auf der Liste der bedrohten Arten. Mangelnder Unterschlupf und zu wenig Nahrungsangebot gehören zu den Ursachen. Viele Gärten sind einfach zu „aufgeräumt“, um dem Igel Lebensmöglichkeiten zu bieten.
In der Igelstation reihen sich denn auch Behälter an Behälter. In jedem hat ein Stacheltierchen sein Krankenlager. Im hinteren Raum befindet sich die „Intensivstation“ für die besonders schweren Fälle.

Das alles erfordert großen Personaleinsatz. „Wir benötigen morgens und abends jeweils fünf Helfer für Pflege und Reinigung der Behältnisse sowie Behandler zur medizinischen Versorgung“, erläutert Frau Thevessen. Deshalb werden zusätzliche Helfende stets gesucht, auch Schulpraktikanten, besonders während der Ferienzeiten. Wer helfen möchte, ist immer willkommen. Und welcher Dank könnte wärmer sein, als der treuherzige Blick aus den Knopfäuglein der putzigen Stacheltierchen?

Weitere Informationen auf: www.haus-der-igel.de